Der 15. November 1920 in Danzig:
[Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, E-Mail: martin.jenrich@web.de]
Am 15. November 1920 - also vor 90 Jahren - konstituierte sich die neue "Freie Stadt Danzig". Die Proklamation erfolgte gegen 16 Uhr in einer feierlichen Sitzung in Anwesenheit des gesamten diplomatischen Korps und vieler einheimischer Gäste durch die Verfassunggebende Versammlung. Deren Präsident Wilhelm Reinhard würdigte die Bedeutung dieses Tages, verbunden mit dem Wunsch, dass durch Einheit und gegenseitiges Verständnis der Bestand des Staates gesichert sein möge. Der Vertreter des Völkerbundes Oberst Strutt vollzog die Proklamation und bestätigte die Schutzgarantie der Staatengemeinschaft für den Staat Danzig und seine Verfassung. Oberst Strutt beendete seine Rede mit den Worten: "Laßt uns Frieden halten jederzeit, sowohl innerhalb wie außerhalb dieses Hauses. Die Welt braucht Frieden. Mögen Danzig und Polen dem östlichen Europa darin ein Vorbild sein. Beide Völker mögen glücklich und zufrieden nebeneinander leben, wachsen und gedeihen, durch gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft, bei gegenseitiger Unterstützung. Hiermit erkläre ich feierlichst die Stadt Danzig und das sie umgebende Gebiet mit dem heutigen Tage zur Freien Stadt."
An ausländischen Mächten waren vertreten:
Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, Frankreich, USA, Schweden, Norwegen, Dänemark, Niederlande, Österreich, Italien, Griechenland, Türkei und Guatemala.
Die Proklamation Danzigs fand am gleichen Tage auch vor dem Völkerbund in Genf statt. Dieser völkerrechtlich einmalige Status wurde Danzig durch den Völkerbund gegen den Willen der Zweiten Republik Polen verliehen. Danzig wurde ein autonomer Staat und war in staatsrechtlicher Beziehung von Polen völlig unabhängig. Allerdings wurde durch den Versailler Vertrag die Führung der auswärtigen Angelegenheiten - entsprechend den Wünschen und Anträgen Danzigs - der polnischen Regierung übertragen, ebenso der Schutz der Danziger Staatsangehörigen im Ausland. An internationalen Konferenzen nahm Danzig jedoch als selbständiger Staat teil und trat internationalen Abkommen als vertragsschließender Teil bei.
Aus Anlass der Proklamation des Staates "Freie Stadt Danzig" emittierte die Postverwaltung am 31.1.1921 die ersten von Danziger Künstlern - z. B. Berthold Hellingrath - entworfenen Briefmarken, die "Koggemarken" (MiNr. 53 - 62). Diese Ausgabe war sägezahnartig durchstochen, sodass Einzelmarken häufig mit Zähnungsfehlern behaftet sind. Wohl darum gab es zu dieser Serie eine Verbesserung: Die Werte zu 25, 40 und 80 Pf (MiNr. 63-65) erschienen nochmals am 11.3.1921, jedoch - wie sonst üblich - gezähnt. (Alle 13 Marken waren bis 31.3.1923 gültig.) Nun war eine Trennung dieser im Postverkehr oft benötigten Marken so einfach wie sonst gewohnt. Gleichwohl findet man die gezähnte 80-Pf-Marke seltener als die durchstochene - trotz hoher Auflage.
Arge Danzig, Rundschreiben 230, Seite 2127.
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Added: 07/01/2011
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