>> Eingeschriebene GA Danzig P22 vom 26. Oktober 1923 mit Zusatzfrankatur nach Österreich.
[Ronny van Waardhuizen, Tel. 00323-2251616; E-Mail: ronny@danzig.org]
>> In der "Freien Stadt Danzig" befindet sich die inflatorische Entwicklung jener Zeit auf ihrem Höhepunkt. Auf der Kartenrückseite findet sich im handschriftlichen Text des Absenders bereits der Hinweis auf die kurz bevorstehende Währungsreform: "Vom 1. ab gilt bei uns die Guldenwährung" (letzter Satz). Tatsächlich wird zum 1. November als neue Währung der Danziger Zwischengulden eingeführt. Erst ab dem 18. Dezember 1923 ist der Danziger Gulden alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel.
Die zusätzlich verklebten Postwertzeichen sind Werte aus den Freimarken-Ergänzungsausgaben vom 15., 22. und 23. Oktober 1923 mit schwarzem bzw. rotem Aufdruck der neuen Werte in Mio. Mark (MiNr. 169 - 176). Auch hier weiß der philatelistisch interessierte Schreiber des Kartentextes eine Neuigkeit zu berichten: "Diese Marken werden als die letzten sehr wertvoll werden" (rechts oben unter dem Datum), doch die Prophezeiung "wertvoll" bleibt ein Sammlertraum.
Wegen der sich schnell drehenden Inflationsspirale ändert sich ständig auch in Danzig der Wert des Geldes gegenüber anderen Währungen. Die zeitliche Gültigkeitsdauer der Portoperioden wird immer kürzer. Im MICHEL Ganzsachen-Katalog Deutschland 2009 ist der Hinweis zu lesen: "Wegen der sich schnell ändernden Portogebühren wurden Karten mit zusätzlich aufgeklebten Briefmarken amtlich ausgegeben (P 20 bis P 23)"
Auch diese Karte könnte amtlich mit Zusatz-Frankatur ausgegeben sein, denn im rückseitigen handschriftlichen Text findet sich der Hinweis: "Das Franko beträgt 4 Milliarden 800 Millionen u. die Karte selbst kostet am Schalter 1 Million" (in der Mitte des Textes). Der Absender stellt im weiteren Text folgerichtig seinem Sammlerfreund diese zusätzlichen Kosten in Rechnung.
Die Portogebührenangabe 4,8 Mia. Mark ist korrekt. Für Österreich ist vom 1. Oktober 1919 bis zum 31. Januar 1925 die Portotabelle "nach dem Ausland"
anzuwenden. Es gilt die Portoperiode vom 25.10. bis zum 31.10.1923.
Portogebühren: Postkarte 3 Mia. M + Einschreiben 1,8 Mia. M = 4.8 Mia. M
Da nur 3,045 Mia. Mark mit zusätzlich verklebten Postwertzeichen entrichtet sind, muss der restliche Betrag von 1,755 Mia. Mark am Postschalter in Zoppot vom Einlieferer bezahlt worden sein.
Der vorderseitig unter dem R-Zettel angebrachte Rechteckstempel mit zweizeiligem Text "Gebühr Bezahlt." in grauschwarz dokumentiert eine Barfreimachung.
Eine handschriftliche Betragsangabe und ein evtl. Namenskürzel befinden sich nicht auf der Karte.
Weiter steht im MICHEL Ganzsachen-Katalog Deutschland 2009 die Bemerkung:
"Bei vorkommenden gestempelten Stücken mit Zusatz-Frankatur wurde der eingedruckte Wert nicht berücksichtigt. Die Karte diente nur als Formular." Außerdem: "Wertstempel Danziger Wappen im Achteck gültig bis 30.9.1923."
Die dreizehn zusätzlich aufgeklebten Postwertzeichen tragen rückseitig das Prüfzeichen "INFLA ECHT im Block geprüft" von Volker Erdwien. Zusätzlich existiert ein Attest vom BPP-Verbandsprüfer Rüdiger Soecknick vom 21.03.2004.
Auch der laut MICHEL-Katalog ungültige Wertstempel "Danziger Wappen" wurde entwertet.
Arge Danzig, Rundschreiben 230, Seite 2136.
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Added: 07/01/2011
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