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>> Von der Erfindung der Paketkarte zum Danziger Korkstempel 

4. Die Danziger Korkstempel

In der Freien Stadt Danzig war es nicht anders als im Deutschen Reich: Einerseits durch die Knappheit an gestempelten Marken, anderseits, weil die höheren Werte meist auf Paketkarten klebten, verschwanden mehr und mehr diese Marken von den Karten. Hunderte von Paketkarten kamen abhanden. Um diesem Zustand ein Ende zu bereiten, beschloß die LPD eine Anzahl von Maßnahmen. Am 18. Oktober 1920 trat eine Verfügung in Kraft, die den Schalterbeamten auftrug, Freimarken ab 1 Mark Nominale für die Sammler reizlos zu machen. Das sollte geschehen durch 1) die Marken mit Tinte in Form eines Sterns oder eines Kreuzes zu entwerten oder 2) die Freimarken nach dem Verkleben zu lochen. Im ersten Fall sollte man die Marken nicht mehr stempeln, sondern den Tagesstempel daneben setzen. Im zweiten Fall sollten die Marken nachträglich gestempelt werden. Diese Verfügung ist uns nur durch seinen Text bekannt. Ein Original wurde bis heute nicht aufgefunden. Die klaren Anweisungen wurden nicht immer befolgt, denn vielfach kommen gestempelte Tintenentwertungen vor oder es fehlt der Tagesstempel.

Nach sechs Wochen wollte die LPD die Maßnahmen beurteilen. Schon schnell ergab sich, daß der Zeitaufwand für diese Tätigkeiten zu hoch war. Da zum gleichen Zweck in anderen Gebieten wie Bayern, Memelgebiet, Allenstein und vor allem in Oberschlesien Korkstempel im Einsatz waren, wurde diese Entwertungsart, nach Zustimmung durch die LPD, von den Danziger Postbeamten übernommen. Korkstempel gab es in allen Formen und Abmessungen. Sie sind jetzt ein beliebtes Sammelgebiet innerhalb der Danzigphilatelie. Heute versteht man unter Korkstempel alles, was an Maßnahmen unternommen wurde, um die Freimarken für die Sammler und Händler unattraktiv zu machen, also nicht nur die Korkstempel, sondern auch die Lochungen und Tintenstriche. Die auf diese Art und Weise entwerteten Freimarken gefielen den Sammlern wegen ihres Aussehens natürlich nicht. Dieser Sachverhalt widerspiegelte sich lange in den Katalogpreisen, die bis 1995 solcherart entwertete Marken nur mit maximal zwei Dritteln der Infla-Preise ansetzten. Doch dann wurde langsam eingesehen, daß so entwertete Marken einem reinen Bedarf entsprachen und somit vollwertig sind. Da alle Postämter in der Freien Stadt Danzig auf gleiche Weise arbeiteten, kann man im Prinzip eine Korkstempelsammlung aus dem ganzen Freistaatgebiet zusammentragen. Leider ist es oft nicht möglich, von einem Korkstempel auf einer losen Marke das Postamt zu ermitteln. Die Korkstempel waren durch vielen und groben Gebrauch auf die Dauer stark verformt. Auch die sich einander sehr ähnlich aussehenden Kreuze und Sterne können den Sammlern einen Streich spielen. Wer eine echte Korkstempelsammlung aufbauen will, sollte komplette Paketkarten sammeln.

Und was gibt es alles an Korkstempeln und anderen Sicherheitsentwertungen?

Erstens die durch die OPD befohlenen Lochungen; Diese Art von Sicherheitsentwertung wurde nur in vier Postämtern praktiziert: Danzig 1, Meisterswalde, Neufahrwasser und Neukirch. Das Loch aus Danzig 1 maß 3,5 mm, das aus den anderen Postämtern 5,5 mm.

Zweitens die empfohlenen Tintenkreuzentwertungen; Davon alleine gibt es schon Beispiele aus 62 Ämtern.

Drittens die im Nachhinein genehmigten Korkstempel; Es sind bisher 64 verschiedene Typen bekannt.

Der Gebrauch der Korkstempel wurde innerhalb der Freien Stadt Danzig am 14.9.1921 wieder eingestellt. Am 19.5.1930 wurden dann die Verfügungen über den Gebrauch dieser Stempel ganz aufgehoben. Leider sind auch diese Verfügungen nicht auffindbar.

5. Schlußwort

War dies alles ein typisches Danzigproblem? Nein! Sowohl in den Abstimmungsgebieten als auch in Bayern und im übrigen deutschen Postgebiet spielte dieses Problem eine Rolle. Im deutschen Reich wurden schon 1911-12 die Zusatz-Stempel über das Nichtablösen und -ausschneiden der Freimarken eingeführt. Es gab keine Vorschriften über den Text, die Größe der Stempel, die Buchstabentype oder die Stempelfarbe. Die vielen Typen dieserStempel auf Danziger Paketkarten nach Deutschland beweisen das (Abb. 7, 8, 10, 11). Fast jede Post hatte ihren eigenen Stempel. Diese Stempel wurden aber nicht immer konsequent gebraucht. Viele Danziger Paketkarten tragen sie Anfang 1921 noch nicht. Die am meisten vorkommende Stempelfarbe ist rotbraun - aber schwarz, violett, rot und grün gibt es auch.

Sind jetzt die vielen komplett erhaltenen Paketkarten aus Danzig und anderen Gebieten die Folge des früheren Diebstahls? Wahrscheinlich nicht. Damals wurden die kompletten Karten in den Bestimmungspostämtern in Bündeln aufbewahrt.

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Rundschreiben 210, Literaturbeilage 849, 15. Dezember 2005, Seite 9.


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Added: 26/05/2008
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