Geleit
Ein Geleitwort soll ich schreiben? Und gar für einen Ausstellungskatalog! Einerseits leicht — andrerseits schwer! Wie man's eben ansieht, wie man's anpackt, oder besser gesagt: Als „wer und was" man es schreibt.
Schreibt man es „nur" fachlich — sachlich als mit allen Wassern gewaschener „Nur-Philatelist", immunisiert durch jahrzehntelangen Gebrauch einer dem Auge vorgeschnallten Uhrmacherlupe stärkster Art, gegen alles, was nicht durch die schönen Worte: Wasserzeichen, Seidenfäden, Zähnungen, Papierstücke, Originalgummi, Druckfehler, Fehldrucke, Falten, Tönungen, Nüancen, kopfstehendes oder sonstwie abhanden gekommenes Mittelstück zu benennen, auszudrücken und zu spezialisieren ist — immunisiert gegen all das, wodurch die Briefmarke ein Teil des lebendigsten Lebens, ein Teil unserer modernen Tage geworden, immunisiert aber vor allem gegen die liebkosende und bildende Wirkung der in der Briefmarke ruhenden, jedem „sehenden" Auge sich willig erschliessenden Schönheitswerte — dann, ja dann ist's schwer — so die der Schreiber meine Wenigkeit sein soll!
Darf man es aber — darf ich's aber — schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist, als Mensch, der sich von jeher gerne mit diesen schönen kleinen Bildern beschäftigt, als Künstler, der diese graphischen Dokumente stets gerne studiert und genossen, am allerliebsten aber selbst geschaffen hat, und selbstverständlich auch als Philatelist, der die schönen und guten Seiten dieser Allerweltsleidenschaft gar oft in vielen Artikeln, Vorträgen und Reden selbst verfechten und bewiesen hat, was ich zur 'Vermeidung von Missverständnissen besonders betcine, dann ist's leicht, kinderleicht — dann schreibt man eben zuerst einen hübschen aktuellen Titel her, z. B.
KREUZ und KRONE
und dann beginnt man im liebenswürdigsten Tone, wie sich's für eine Ausstellung, die von gar vielen Menschen nicht nur besucht, sondern auch befriedigt und überzeugt verlassen werden soll, zu plaudern.
Und warum Kreuz und Krone? Ei — weil diese beiden schönen Zeichen — die höchsten Symbole unseres Kulturkreises nicht nur die heraldischen Elemente des Wappens unserer lieben Stadt Danzig, der Gastgeberin, sind, sondern, weil sie auch so recht zur Philatelie passen und restlos ausdrücken, was jeder brave Briefmarkensammler zu „tragen" hat! Zu tragen im doppelten Sinne! Demutsvoll das Kreuz seiner Leidenschaft, von dem er nicht loskommt, wenn es auch manchmal noch so drückt, und stolz —die Krone, zu der auch dieses Tun wird, wenn kluger Sinn und hehrer Wille es leiten.
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 17.
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Added: 17/02/2016
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