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>> Aus der Jugendzeit der Briefmarke in Oesterreich

Steigerung des Postverkehrs eintrat. Dass das private Publikum. der Neuerung anfangs vielfach verständnislos und misstrauisch gegenüberstand und nur wenige die Vorteile der neuen Einrichtung begriffen, ist erklärlich. An Hand der seinerzeitigen Verhältnisse in Oesterreich will ich in den nachfolgenden Ausführungen kurz schildern, welche Massnahmen die Postverwaltung und die privaten Briefschreiber ergriffen haben, um den Möglichkeiten einer Schädigung, die sich ,aus der Verwendung von Briefmarken ergeben konnten, zu begegnen.

Die Postverwaltung sah die grösste Gefahr für ihre Kasse in der Möglichkeit der Verwendung gefälschter Briefmarken. Die ersten österreichischen Briefmarken waren recht primitiv in Buchdruck hergestellt worden und boten zweifellos keine besonderen Schwierigkeiten für eine Nachahmung. Wenige Jahre nach ihrer Verausgabung wurden auch bereits Fälschungen zum Schaden der Post festgestellt, und zwar in den italienischen Provinzen Oesterreichs, in Lombardei-Venetien. Diese Tatsache versetzte die Postverwaltung in nicht geringe Aufregung. Sie erliess so-gleich umfangreiche Erlässe zur Bekämpfung dieser Betrügerei und es gelang ihr auch, die Fälscher in Kürze festzustellen und der Bestrafung zuzuführen. Man hatte aber nun eine Heidenangst vor Fälschungen und jede irgendwie abweichend gedruckte Marke — und solche gibt es gerade bei der ersten Oesterreich-Ausgabe genug — kam in den Verdacht, eine Fälschung zu sein, hatte eine hochnotpeinliche Untersuchung und dadurch unliebsame Verspätungen der mit ihnen freigemachten Briefe zur Folge, dies führte dazu, dass die Geschäftsleute, besonders in Lombardei-Venetien, die Marken am Postschalter kauften und vom Beamten gleich auf die Briefe kleben liessen, wobei dieser in einzelnen Fällen durch den handschriftlichen Vermerk „Va bene" (d. h. „Geht in Ordnung") oder ähnlich neben den Marken deren Echtheit bestätigte, so die Briefe vor weiteren Unannehmlichkeiten schützend. Die Postverwaltung liess inzwischen verschiedene Versuche anstellen, wie man die Marken schwerer fälschbar machen könne, wobei sie von zahlreichen Privatpersonen durch die mannigfachsten Vorschläge, zum Teil der kuriosesten und uns innigsten Art unterstützt wurde. Schliesslich erkannte man den Prägedruck als das beste Mittel zur Verhinderung von Fälschungen, und mit seiner Einführung hörte auch das Vorkommen von Postfälschungen, zur grossen Freude der Postverwaltung, gänzlich auf.

Die zweite Gefahr einer Schädigung der Postverwaltung bestand in der Ausnützung von Valutadifferenzen. In Lombardei-Venetien galt nämlich die Silberwährung: Lire und Centesimi, im übrigen Oesterreich die Papierwährung (Gulden und Kreuzer), so dass man von vornherein der Gefahr, dass Marken gegen das stets unterwertige Papiergeld gekauft und in Lombardei-Venetien zur Verwendung kommen konnten, durch die Ausgabe zweier verschiedener Serien begegnen wollte. Da man aber kein Verbot erliess, das die Verwendung der auf Papierwährung lautenden Marken in Lombardei-Venetien untersagt hätte, und sich beide Ausgaben nur durch die Wertangabe unterschieden, nahm sich die private Initiative bald der Sache an und machte aus ihr ein Geschäft, indem die grösseren Handlungshäuser in Lombardei-Venetien ihre Marken aus dem übrigen Oesterreich bezogen und sich so ihre Portokosten nicht unwesentlich verbilligten. Als die Postverwaltung diese Schädigung ihrer Kasse entdeckte, erliess sie natürlich sogleich ein strenges Verbot der Verwendung von

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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 34.


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Added: 17/02/2016
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