>> Aus der Jugendzeit der Philatelie in Danzig
Nachwuchs. Es kommt für den einzelnen also eigentlich nur der Kostenpunkt in Frage, denn auch- das sogenannte Tauschgeschäft wickelt sich, mit wenigen Ausnahmen, auf der Grundlage der Preisnotierungen der Kataloge ab.
So einfach und bequem wurde es einem Briefmarkensammler vor 70 Jahren nicht gemacht.
Als ich zirka 1859 mit dem Sammeln von Briefmarken begann, habe ich die erste Anregung wahrscheinlich meinem Vater zu verdanken, der selbst Sammler, allerdings auf anderm Gebiete, war. Die Briefmarken, welche die grosse geschäftliche Korrespondenz meines Vaters mir zu Gesicht brachte, werden mein Interesse und die Sammellust angeregt haben. Dass viele meiner Schulkameraden Marken gesammelt und mit mir Tauschverkehr gepflogen haben, ist mir nicht erinnerlich, auf keinen Fall habe ich aber damals Marken käuflich erworben; ich war auf die bei meinem Vater einlaufenden Briefe und Markengaben seiner Danziger Bekannten angewiesen.
Nicht zu lange, nachdem ich mit dem Sammeln begonnen hatte, ist der Wunsch bei mir rege geworden, ein Album zu besitzen, das mir einen gewissen Anhalt für ein etwas planvolleresSammeln bieten konnte. Dieser Wunsch wurde erfüllt, als ich auf dem Weihnachtstisch 1862 ein Album fand. Nach meiner Erinnerung war das Album von Wuttig und enthielt die Ländernamen nebst Angabe der ausgegebenen Marken und darunter zusammenhängende Felder gleicher Grösse. Allerdings stimmt dies nicht mit den Angaben, die Haas in dem „Lehrbuch der Briefmarkenkunde" (1905) von dem Album von Wuttig gemacht hat. Vielleicht irre ich mich hinsichtlich des Verlegers. Da dieses Album mir nicht genügte, schaffte ich mir später Albums von Bauschke und 1870 von Schaubek an.
Auf die Erhaltung der Marken wurde früher bekanntlich nicht der Wert gelegt, wie heute. Ich habe zwar von jeher meine Marken von dem anhängenden Papier abgelöst, aber weiter erstreckte sich meine Fürsorge nicht. Die ersten Marken habe ich wahrscheinlich ganz aufgeklebt, dann ging ich beim Umkleben in die neuen Albums dazu über, die vier Ecken zu befestigen und schliessliCh nur den oberen Rand, bis in der späteren Zeit natürlich Klebefälze benutzt wurden. Es ist mir nicht bekannt, wann diese in Aufnahme gekommen sind.
In einer Beziehung waren wir alten Sammler besser daran, als die heutigen; wir hatten nicht unter der Ueberfülle von Marken zu leiden, wie die jetzigen Sammler. Bis 1860 waren in Europa 685 und in den anderen Weltteilen 340 Marken ausgegeben, zusammen also 1025: Aber schon damals war ein Teil dieser Marken ziemlich selten und durchaus nicht so leicht erhältlich, wie es oft geglaubt wird. Die niedrigen Preise in alten Katalogen verleiten leicht zu dieser Annahme; ich habe aber auch noch in späterer Zeit gefunden, dass oft die preisnotierungen tenerer Marken zwar billig waren, aber man konnte sie nie für diesen Preis auftreiben. Ich glaube, dass es- auch heute noch mit solchen Preisangaben ähnlich beschaffen ist. Dass auch in der früheren Zeit viele Marken schwer erhältlich waren, mag zum Teil daran gelegen haben, dass das Sammeln von Marken nicht annähernd so verbreitet war wie jetzt. Es lag daher auch nicht ein allgemeineres Interesse vor, ältere Briefschaften zu durchstöbern und nach Marken zu suchen, auch die Frankierung der Briefe mit Marken war nicht so häufig und ein Zwang zur
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 61.
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Added: 20/02/2016
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