>> Haben die in den Handel gelangten „Danzig-Abarten“ Sammelberechtigung?
Vortrag von Kurt Grönke, gehalten im „Verein Briefmarkenfreunde Danzig“ am 16. März 1933
Streichholzschachteln u. ä. gesammelt, also ist immer das persönliche Interesse des Einzelnen ausschlaggebend, und dieses wird folglich bei den Danziger Abarten maßlos mißbraucht. Wer garantiert die Auflagenhöhe dieser „Abarten“? Wer kann mir das Gegenteil beweisen, wenn ich behaupte, die Auflagenhöhe einer solchen Abart ist größer
als die einer regulären Marke? Wie ist die Preisgestaltung erfolgt? Die Taxpreise sind doch mit Recht als phantastisch zu bezeichnen. Es hat beinahe den Anschein, als ob der Druck dieser Ausgaben noch gar nicht aufgehört habe. Durch derartige Manipulationen kommen besonders unsere Danzig-Marken in Mißkredit bei der ganzen Sammler-gemeinde, und es ist doch heute schon recht schwer, einen Tauschpartner für Danzig-Marken zu finden.
Und nun noch etwas weiter: Die Briefmarke ist die Visitenkarte ihres Landes, und bis auf einzelne Ausgaben sind die Danzig-Marken alle im Staate selbst hergestellt worden. Wenn nun ein ausländischer Sammler eine solche Danzig-Abart betrachtet, muß er doch zwangsläufig von einem Tiefstand der Danziger Druckindustrie und -technik überzeugt sein. Die Industrie wird den Vorwurf ablehnen, daß Makulatur-Druckausschuß bei jedem neuen Auftrag unvermeidlich ist und wird die Schuld für das Vorhandensein des sich im Handel befindlichen Materials auf den Kontrollbeamten zurückführen. Hätte dieser besser aufgepaßt, könnte derartige Makulatur den Weg in die Öffentlichkeit nicht gefunden haben.
Genau wie bei vielen anderen Ländern können auch einige Danzig-Marken die Bezeichnung „Abart“ mit voller Berechtigung tragen. Doch sind diese wenigen zu zählen, und jeder Danzigsammler würde sie gern in seine Sammlung aufnehmen. Jedoch, ob Probe- oder Privatdruck, ob Fehldruck oder nicht, alles wird unter der Bezeichnung „Abart“ in den Han-del gebracht und auf diese Art die Unkenntnis der Sammler in gröbster Weise ausgenutzt.
Jetzt, meine Herren vom Vorstand des Verbandes Norddeutschland und Mitglieder des Vereins Briefmarkenfreunde Danzig, appelliere ich an Ihr philatelistisches Gewissen und erlaube mir, Sie folgendes zu fragen: Wie lange soll das so weitergehen? Kann nicht einmal ganz energisch Front gegen diese Abarten gemacht werden? Die ganze philatelistisch eingestellte Welt muß aufgeklärt werden, damit man uns nicht später einmal den Vorwurf macht: Ihr Danziger Sammler seid nur sture Markenkleber! Sollen wir auf den Augenblick warten, an welchem die vielen geschädigten Sammler Anklage wider uns erheben: Warum habt Ihr das geduldet? Ihr wußtet doch, wie es um diese Abarten bestellt war. Warum habt Ihr uns nicht gewarnt?
Diesem allen wollen wir doch jetzt in zwölfter Stunde wenigstens vorbeugen, weshalb ich zu einer großen Offensive gegen derartige Spekulation aufrufe. Mein Vorschlag geht dahin, eine Kommission zu bilden, die nach genau festgelegten Richtlinien die Danzig-Marken ausgabenweise durchprüft und dann die Spreu vom Weizen trennt.. Diese Kommission soll nicht nur dem Namen nach gebildet werden, sondern soll wirklich produktiv arbeiten. Die Herren, die zu diesem Amt vorgeschlagen werden, müssen das volle Vertrauen der Mitglieder besitzen und jedes Fünkchen Egoismus ablegen, um ein objektives Urteil fällen zu können. Auch soll diese Arbeit nicht von heute auf morgen erledigt sein, lieber etwas mehr Zeit, dafür aber um so korrekter. Dieses Komitee wird eine Herkulesarbeit übernehmen, doch wird ein nicht ausbleibender Dank der Danzig-Spezialsammler die schönste Belohnung sein.
Nach einer folgenden sehr regen Aussprache, in welcher sich vereinzelte Mitglieder für, die Mehrzahl jedoch gegen die Abarten bekannte, wurde, dem Vorschlag des Herrn K. Grönke entsprechend, eine Kommission ernannt, die sich aus folgenden Herren zusammensetzt:
K. Buchmann, P. Danschke, K. Grönke, S. Lucks und W. Thürk.
Arge Danzig, Rundschreiben 214, Seite 1605.
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Added: 14/03/2008
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