Das am 30.12.1873 in Danzig aufgegebene Paket kommt am 21.1.1874 in Berlin an.
Pakete mussten im deutschen Postgebiet seit 1855 mit einem Begleitbrief versehen sein, der die Anschrift des Empfängers und weitere Angaben über die Beschaffenheit des Paketes, die Signatur und ggfs. eine Wertangabe enthielt. Dieser Begleitbrief wurde dem Empfänger ausgehändigt. Das Paket wurde dann gegen Vorlage des Begleitbriefes an der Poststation ausgeliefert.
Laut Verfügung Nr. 224 vom 16.11.1873 (Ankündigung) und Nr. 253 vom 15.12.1873 (definitive Einführung) war ab 1.1.1874 einem Paket kein Begleitbrief mehr beizugeben. Stattdessen waren ab diesem Datum sogenannte „Post-Packetadressen“ (PPa) zu benutzen. Diese wurden zunächst amtlich aus gelbem Steifpapier hergestellt. Die Herstellung durch Privatunternehmer wurde aber gleichzeitig gestattet. Die Gebühren für die Pakete wurden - wie schon seit 1865 auf den Begleitbriefen - auf den PPa verklebt. Für die ersten zwei Marken war dafür ein Platz auf dem Formular vorgesehen. Die weiteren Marken waren auf die Erläuterungen der Rückseite zu kleben. Die PPa enthielten einen Abschnitt, der für den Empfänger bestimmt war. Er wurde auf Wunsch des Empfängers abgetrennt. Der Rest verblieb im Besitz der Post - einschließlich der darauf verklebten Briefmarken. Die Inland-PPa führten die postalische Formularnummer C. 20.
Es ist nicht auszuschließen, dass PPa (1914 in Paketkarten umbenannt) schon vor dem 1. Januar 1874 gebraucht wurden. Die Post versuchte, das Publikum zu überzeugen, wegen des lebhaften Weihnachtsgeschäfts die neue Karte zu verwenden. Auch Watrain (s. Literaturangaben) sagt, dass schon ab Weihnachten 1873 diese Karten gebraucht wurden.
Die abgebildete „Post-Packetadresse“ wurde am 30.12.1873 abgestempelt, ist also eine mit Frühverwendungsdatum und ein schönes Beispiel für den Übergang vom Paketbegleitbrief zur Paketadresse. Zur Frankatur wurde dreimal die DR MiNr. 21a verklebt, davon einmal als waagerechtes Pärchen, das aber leider einen Teil der Beschriftung verdeckt
Das Paket wurde am 30.12. (1873) zwischen 10 und 11 Uhr vormittags eingeliefert (Stempel rechts oben) und nach der gebräuchlichen Bürokratie und dem Verkleben der Freimarken zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags abgestempelt. Der Stempel DANZIG im Rechteck mit Jahreszahl (Wolff Bd.1, S. 1-17, Nr. 88.0) war zwischen dem 7.4.1867 und dem 6.12.1874 in Gebrauch. Die Jahreszahl ist nicht immer gut zu lesen.
Der Berliner Ankunftstempel datiert vom 2.1.1874. Der Postbote (Stempel s. Rückseite rechts) hat das Paket mit Karte zusammen am selben Tag dem Adressaten ausgeliefert und schrieb in rot auf die Karte "empf. 2.1.74 anbei 1 Packet aus Danzig" (statt eines Paketausgabestempels). Der Coupon ist nicht abgetrennt. Womöglich wusste der Postbote nicht so genau Bescheid, wie mit einer Paketadresse umzugehen ist und überließ die ganze Karte - wie bisher einen Paketbegleitbrief - dem Adressaten. Aber auf der Rückseite ist unter Bemerkungen, Absatz 4, zu lesen:
Eine gebrauchte Paketadresse aus Danzig aus den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts vor der amtlichen Einführung hatte ich bisher noch nie gesehen!
Literatur:
Hulkenberg, T.: Von der Erfindung der Paketkarte zum Danziger Korkstempel. Arge Danzig, Literaturbeilage 849 (2005)
Watrain, P.: Die Post-Packetadresse. Ein Beitrag zu ihrem 25-jährigen Jubiläum. Der Philatelist, 282 (1898)
Arge Danzig, Rundschreiben 264, 3. Quartal 2019, Seite 3363.
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Added: 08/07/2019
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