Aus alten Zeitungen und Zeitschriften:
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Briefmarken-Rundschau:
Beilage Nr. 15 der „Danziger Zeitung“ vom 23. September 1920.
Die deutschen Postüberwachungsstellen als Feinde der Philatelie.
Th. Reimann, Vorsitzender des Vereins „Briefmarkenfreunde“ in Danzig.
Das Urteil der Briefmarkensammler über dieses Zensursystem lautet etwa wie folgt: „Es ist eine der Einrichtungen der deutschen Regierung, die schon zum Tode verurteilt war, als sie geboren wurde. Eine Einrichtung, die auch nicht annähernd den Zweck erreicht, den sie erreichen soll, die Wucher, Schleichhandel und Schieberwesen fördert und nur den bedauernswerten Sammler schädigt, der ehrlich genug ist, seine Sendungen auf geradem Wege dem Adressaten zu überweisen.
Abgesehen von den Extravaganzen (man kann sie auch Schikanen nennen), die sich einige Stellen leisten, um möglichst „nach dem Buchstaben“ zu operieren, ist diese Einrichtung geradezu ein Feind des Briefmarkensammelns; und ganz besonders trifft diese Vorordnung die Danziger Briefmarkensammler.
Danzig wird durch die Schwierigkeiten, die diese Postüberwachungsstelle den Briefmarkenhändlern sowie Sammlern bereiten, möglichst gemieden. Wir Danziger sind durch diese Verordnung von unserem Vaterlande total abgeschnitten und nur auf die Danziger Händler angewiesen, denen es trotz aller Mühe nicht immer möglich ist, die Wünsche der Sammler zu befriedigen.
Wenn aber die oberste Postbehörde glaubt, dass nach Deutschland wirklich keine Marken eingeführt werden, dann befindet sie sich ganz gewaltig auf dem Holzwege. Ich würde den Leitern der Postüberwachungsstellen empfehlen, das Nachschnüffeln der Postsendungen zu unterlassen und sich mehr für den Schmuggel zu interessieren, sie würden dann geeignetere Objekte finden als in den Sendungen, die zum größten Teil nur minimale Tauschobjekte enthalten. Betrachtet man die gewaltige Arbeit einer solchen Stelle näher, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass sie vergeblich Arbeit tut, die noch sehr kostspielig ist. Wie viel tausend Sendungen werden wohl geöffnet, in denen Marken nicht enthalten sind. Für alle muss Klebstoff und Siegellack beschafft werden. Wird dann wirklich eine Sendung mit Inhalt 2,50 Mark Briefmarken gefunden, dann sind die Arbeit und das Material, das verbraucht wird, teuerer als der Wert der ganzen Sendung. Bei den Riesendefiziten der deutschen Postbehörden wird diese Ausgabe für Arbeit und Material wohl eine große Rolle spielen, und es wäre eine Sparsamkeit auf diesem Gebiete wohl angebracht. Außerdem wird die Post durch die Rücksendung dieser Briefe ganz unnötig belastet.
Die Bestimmung, auf Grund derer Postwertzeichen nach Deutschland eingeführt werden können, erscheinen so oft abgeändert, dass kein Mensch sie verstehen kann. In den letzten Bestimmungen, die erlassen wurden, ist sogar angedeutet, dass in Zukunft Briefmarken, die in Sendungen enthalten sind, beschlagnahmt werden sollen. Auch dieser neue Ukas würde nicht das erreichen, was er erreichen soll, er würde noch mehr als bisher dazu beitragen, dem Schmuggel Tür und Tor zu öffnen, denn es gibt viele Wege, die nach Rom führen.
Man betont so oft in Deutschland, daß Danzig zum alten Vaterlande gehört und nie vergessen werden wird; man redet so viel von „Treue um Treue“, aber man macht den Danzigern gerade deutscherseits so viel Schwierigkeiten, daß wenigstens wir Philatelisten kaum an all das Gerede glauben können. Was von Danzig nach Deutschland an Marken eingeführt werden könnte, sind doch zum größten Teile nur deutsche Marken mit dem deutschen Aufdruck „Danzig“ ... Es wäre also wohl an der Zeit, diese unnütze Einrichtung abzuschaffen. Sie kann nur dazu beitragen, den deutschen Briefmarken-Sammelsport zugrunde zu richten ...
Für uns Danziger Sammler aber gilt es gemeinsam bei der obersten Postbehörde dahin vorstellig zu werden, wenigstens für den Freistaat Danzig eine Ausnahmebestimmung zu erreichen.
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Arge Danzig, Rundschreiben 237, Seite 2365.
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Added: 03/10/2012
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