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Ein Besuch auf dem Panzerschiff „Admiral Scheer"
[Günter Deinert, Tel. 0531-331843, E-mail G.Deinert@gmx.de]
Es war im Herbst 1939. Ich war 13 Jahre alt, und wir Kinder spielten im Hof unseres Wohnhauses in Danzig-Neufahrwasser. Am Kai im Hafenkanal, gegenüber der Westerplatte, lag das Panzerschiff „Admiral Scheer". An diesem Liegeplatz hatte schon Ende August 1939 das Linienschiff „SchleswigHolstein" festgemacht.
Zwischen uns und dem Kreuzer stand das durch Stuka-Bomber am 2. September 1939 schwer beschädigte alte Zollhaus, ein im 18. Jahrhundert von Friedrich dem Großen erbautes Haus für Salz-Inspektoren.
Die Entfernung von unserem Spielplatz bis zur „Admiral Scheer" betrug nur etwas mehr als 100 Meter. Interessiert schauten wir zum Gefechtsturm des Schiffes. Dort waren einige Besatzungsmitglieder zu sehen, und uns kam eine Idee.
Mein Freund lief ins Haus und holte die Winkerflaggen, die von seinem Vater stammten. Dieser fuhr im 1. Weltkrieg als Signalgast auf einem deutschen Kriegsschiff und hatte seinem Sohn den Umgang mit den Flaggen beigebracht.
Die Matrosen auf dem Gefechtsturm der „Admiral Scheer" wurden auf uns aufmerksam, und so ergaben sich folgende Fragen und Antworten:
Matrose: „Was möchtet Ihr?"
Wir: „Können wir an Bord kommen?"
Matrose: „Habt Ihr denn eine Schwester?"
Wir: „Ja, wir haben eine Schwester."
Matrose: „Wie alt ist sie denn?"
Wir: „18 Jahre alt."
Matrose: „Dann könnt Ihr aufs Schiff kommen."
Wahrscheinlich musste die Erlaubnis erst vom zuständigen Wachoffizier eingeholt werden.
Ein Matrose erwartete uns an der Gangway und führte uns aufs Schiff zum Mannschafts-Speiseraum. Hier wurden wir bewirtet. Dann erhielten wir kleine Geschenke, wie Mützenbänder, verschiedene Ärmelabzeichen und Zigaretten-Bilderschecks.
Es war ein tolles Erlebnis für uns Jungen – auch ohne die 18-jährige Schwester.
Arge Danzig, Rundschreiben 237, Seite 2383.
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Added: 03/10/2012
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