>> Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[Vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail:
Briefmarken-Rundschau
Beilage Nr. 18 der "Danziger Zeitung" vom 14. Oktober 1920.
Danziger Nachlese.
>> Bei dem 25-Pfennig-Provisorium (MiNr. 18) finden wir den linken oberen Stern auf einer Marke ... auf dem Zähnungsrand nach links gerückt und neben der 25 verschiedentlich mehr oder minder große Punkte und Striche. Letztere sind wohl auf die anscheinend ölhaltige, leicht klecksende grüne Farbe, die aus den Sternen auch öfter durch Verwischungen ganz unförmige Gebilde schafft, zurückzuführen.
Postüberwachungsstellen und Flugpost.
Einen neuen Abderitenstreich (=albern), der alle bisherigen übertrumpft, leisteten sich jetzt die deutschen Postüberwachungsstellen. Die neu eingerichteten Flugpostverbindungen, allgemein freudig begrüßt vom Publikum, sollten ja wohl dem brieflichen Eilverkehr dienen.
Wie es damit aber in Wirklichkeit steht, lehrt eine Zuschrift eines Berliner Regierungsrates an den "B.R.", in der er heißt:
"Sicher haben viele die Flugpostverbindung nach den nordischen Ländern mit Freuden begrüßt. Sollte ihre Einrichtung doch dazu dienen, die Verbindung mit 12 bis 24 Stunden zu verkürzen. Normalerweise sollte ein Brief, der beispielsweise Montag morgen geschrieben und bis 12 Uhr zur Post gegeben wird, die um 1 Uhr abgehende Flugpost noch erreichen und dann genau 24 Stunden später in Stockholm zur Ausgabe gelangen. Dafür wird ja von der Luftpost auch eine besondere Zuschlaggebühr erhoben. Aber weit gefehlt! Ich benutze die Flugpost etwa vier Wochen lang ziemlich regelmäßig für reine Familienbriefe, aber in dieser ganzen Zeit haben nur zwei meiner Briefe berechnungsmäßig Stockholm binnen 24 Stunden reicht.
Alle anderen brauchten zwei, drei, sogar bis vier Tage und faßt alle längere Zeit, als mit der gewöhnlichen Post befördert. War man etwa so gutgläubig und schickte für teures Geld einen Brief als Expreßbrief zur sofortigen Bestellung in Stockholm, so war man erst recht hereingefallen. Der Expreßbrief braucht nämlich 5 Tage. Die Luftpost als solche trägt hier wohl weniger die Schuld als der immer noch grassierende Bürokratismus im Post- und Zensurbetrieb. Die maßgeblichen Behörden sind anscheinend der Ansicht, daß die Luftpost eigens dazu eingerichtet ist, der Kapitalverschiebung ins Ausland zu dienen. Die mit der Luftpost aufgegebenen Briefe erfreuen sich deshalb der besonderen Aufmerksamkeit der Zensur. Ein jeder Brief, den ich mit der Luftpost mir hier und meiner Frau in Schweden brachte, war von der Zensur geöffnet und dann oft in einer Weise zusammengeklebt, daß der Briefbogen kaum vom Umschlag zu lösen war, während die Briefe der normalen Zugpost von der Zensur nur äußerst selten durch Verzögerung bestraft wurden."
Die bittere Klage sollte der Post zu denken geben. Entweder dient die Flugpost der beschleunigten Verbindung, und dann hat sich die amtliche Zensur gefälligst diesem Zweck anzupassen und nicht wie Verkehrshindernisse zu wirken, oder aber die Flugpost bequemt sich dazu, für ihre Post nicht höhere Gebühren zu verlangen als für die normale Briefpost zu zahlen ist. Es wäre erwünscht, wenn sich auch die Danziger Postbehörde zu dieser
unglaublichen Schnecken-Flugpostaffäre einmal äußern würde, da die Flugpostmarken mit Zuschlagswert ja nicht nur für Sammler bestimmt sind.
G.S., Elbing Schiffsholm.
Die beschriebene Danzig erste Ausgabe 50 Pfennig (MiNr. 7) mit abweichendem "z" ist vermutlich nur auf Plattenabnutzung zurückzuführen. Derartige Fehler wurden namentlich bei der 5-Pfennig-Mark (MiNr. 1) beobachtet. Um ein genaueres Urteil zu ermöglichen, müßten Sie uns Ihr Exemplar schon zur Prüfung einsenden. Die Postüberprüfungsstelle dürfte derartigen Prüfungssendungen keine Beanstandungen entgegen setzen, wenn Sie im Brief an unsere Redaktion den Zweck der Sendung angeben. Wir glauben aber nach der Beschreibung zu urteilen, daß es sich um eine wenig erhebliche Abart handelt.
(Kursiv: Ergänzungen der Redaktion)
Arge Danzig, Rundschreiben 240, Seite 2464.
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Added: 28/06/2013
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