von
Ingenieur Eugen B. Jantzen, Danzig
Viele unserer lieben Mitbürger jagen jetzt noch fast täglich den neuen Freistaatmarken nach oder haben stundenlang die endlosen „Standpolonäsen“ an hiesigen oder Vorortschaltern unbeschadet ihrer Gesundheit glücklich überstanden; jedoch wohl eher bisher ihre kostbaren Erwerbungen jedoch auf Fehldrucke, Druckabweichungen oder sonstige von „oben“ ungewollte Verschiedenheiten durchforscht zu haben!
An erster Stelle, die selbst bei oberflächlicher Beobachtung in die Augen springen müsste, wäre eine Abweichung einzelner Werte in der Farbe zu nennen. Abgesehen von der Farbe der 10 und 5- Pfennig Marken, die mehr oder weniger hell und dunkel erscheint (durch stärkeres Auftragen der Farbstoffe auf die Rotationsdruckwalze) bietet die 15-Pfenning-Marke in der rotvioletten Farbe größeres Interesse dadurch, dass ihre Farbabweichungen weniger auf stärkere und schwächere Farb-auftragungen zurückzuführen sind, als durch die chemische Zusammensetzung grade dieser rot-violetten Farbe. Ein Abspaltungsprodukt (derivat) des wenig schön riechenden und aussehenden Steinkohlenteers ist bekanntlich die ultraviolette Anilinfarbe Mauvein (Malvenlila) bezeichnet wird. Dieser Stoff ist sehr farbempfindlich. Schon wenige Lichtquellen, direktes Sonnenlicht können die Farbe völlig „ausbleichen“ – auch Feuchtigkeit, Salz- und Säuregehalt bewirken Farben-veränderungen. So dass die von einzelnen Personen beobachteten Farbenabweichungen wohl nur darauf zurückzuführen sind. Die von einer Seite gemeldete 20-Pf.-Marke ist hellblauer aber auch violettblauer Farbe scheint ein Irrtum zu sein, denn trotz Durchsicht vieler 20-Pf.-Marken-Bögen sind mir nie nennenswerte Farbabweichungen zu Gesicht gekommen.
Eine recht auffällige Farbabweichung besteht nur bei zwei, das ist die 30-Pf.- und die 2-Mk.-Marke.
Die 30-Pf.Marke erwarb ich an Schaltern verschiedener Postämter der ersten 2 Ausgabetage und konnte dabei eine ausgesprochene Farbenart des „Gelbrot“ feststellen. Meine ersten Erwerbungen tragen einen ausgesprochenen leber- oder rohlebergelben Charakter, während alle anderen Stücke die bekannte normale orange Farbe tragen. Frappant ist auch die wirklich abweichende Farbe der schönen in Kupferstichausführung gehaltenen blauen 2-Mk.-Marke. Man trifft außer den meist dunkelblauen Stücken vereinzelt auf sehr hellblaue, zarte Stücke, die sicher einigen Seltenheitsgrad beanspruchen dürfen. Bemerken möchte ich, dass die mir von verschiedener Seite vorgelegte 2 Mk.-Marke mit dem sogenannten Dachziegel oben am Aufdruck des„D“ diesmal (glücklicherweise) tausende werte Abart darstellte, sondern nur eine kleine Täuschung insofern ist, sondern nur eine kleine Täuschung insofern ist, als der Zwickel (spitzwinklige) zum Schatten in der Rückgewandung des einen germanischen Helden „Bismarck“ in der Reichsfahne gehört. Dieser Dachziegel im „D“ findet sich auch nur dann zufallsweise, wenn der Aufdruck des „D“ den Anfang für das nach links aufstehenden Teil des Zwickels bildet.
Im übrigen ist zu berichten, dass der Aufdruck Danzig wenn er klar und sauber, oft glänzend tiefschwarz, aber auch ebenso oft schwach und etwas „abgedrückt“ grau erscheint, was auf die starke Beanspruchung der Berliner Reichsdruckerei mit Auflagen der vielerlei bestellten Aufdruck- marken der von der interalliierten Kommission verwalteten und befohlenen Abstimmungsgebiete schließen lässt.
Aufmerksamen Markenfreunden wird kaum entgangen sein, dass auf den meisten Markenbogen, wie sie von der Reichsregierung geliefert werden, an verschiedenen Stellen auf den weißen Außen-rändern, die rings um die äußeren Markenrändern laufen, Zahlen befinden, deren Sinn vielen rätselhaft erscheint. Ich bemerke dazu, dass die obere waagerechte Reihe, die Angabe z.B. bei der
5-Pf.Marke die 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70 usw. enthält, die 30-Pf.-Marke z.B. 3,00, 6,00, 9,00, 12,00 usw. die 80-Pf.-Marke 8,00, 16,00, 24,00, 32,00 Mark. Diese Zahlen bedeuten die Additionzahlen je einer senkrechten Kolonnen Marken in der betreffenden Reihe; sie dienen zur schnelleren Ab. resp. Aufrechnungen bei „angebrochenen“ Bogen. Diese Abrechnungen erfolgen mindestens täglich mittags und abends beim Dienstwechsel der Schalterbeamten oder bei plötzlichen Revisionen der Postkassen. Die unteren waagerechten Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, – 10 in der Farbe der betreffenden Marke im Bogen sich befindet; die Nummernbezeichnung dient ebenfalls zur Kontrolle bei schneller Aufrechnung von noch verbleibenden Mengen eines angebrochenen Bogens, dann aber auch für die Beamten der Druckerei selbst, um von dritter Seite gemeldete Druckmängel (sog. Fehldrucke oder sonstige technische Abweichungen) auf ihr Vorhandensein nachprüfen und eventuell abstellen zu können. Also zum Beispiel, wenn ein der 20-Pf.-Marke in der 6. waagerechten 5. senkrechten Stelle ein Stück enthielte, dessen Überdruck statt Danzig zu heißen, nur verstümmelt anzig oder Da zig hieße, würde dies natürlich viel leichter von dem Metteur herausgefunden und dann schnell im Satz ordnungsmäßig repariert werden können. Aber oft ist das „Unglück“ längst geschehen, die Bogen am Schalter zur Ausgabe gelangt, – und dann heißt die Parole: nun schnell zum Postamt X um möglichst „anzustehen“; vielleicht beschert dir der liebe Postbeamte am Schalter auf dein inständiges Bitten auch eine solche Markenrarität, und dir winken dann ungezählte „Tausende“ beim Weiterverkauf an solche Leute die „nie alle werden“ resp. nicht wissen, wo sie sonst ihr Geld lassen sollten.
Die geheimnisvollen kleinen Zahlen z.B. H 3372, 20 am unteren waagerechten oder senkrechten linken Rande (daher die vom Spezialsammler gesuchten „wertvollen“ Randstücke!) bedeuten Herstellungsplatte Nr. 3372 aus dem Jahre 1920. Die einfarbigen Werte haben die senkrechten Seitenränder oft von kurzen, dicht nebeneinander gesetzten Strichelchen bestehende Leiste, parallel zur äußersten Perforationsreihe laufend. Die oberen und unteren Randreihen mit den Wertzahlen haben dagegen 18 Millimeter lange, zirka 1 Millimeter dicke im Abstand von 1 Millimeter stehende Farbstreifen, die jedoch wiederum im Bereich der jedesmaligen Wertzahl ein etwa 9 Millimeter im Quadrat messendes Feld freilassen. Bei den zweifarbigen Pfennigwerten, also 25, 30, 40, 50, 75, bis 80 Pf. (nicht aber bei der zweifarbigen 5-Mark-Marke, die bekanntlich keine farbigen Randpapierstreifen oder Aufrechnungszahlen besitzt), ist diese Randstreifung zweifarbig. Nun findet man auch hier wieder bei unseren verausgabten Danziger Marken zwei Abweichungen, von den Normalmarken. Der 50-Pfenningwert enthält am linken Rande die Bezeichnung H 3362 19 – 20 (sonst nur eine Jahreszahl), und auf der rotvioletten 2,50-Marken steht auf unteren Randleiste neben der Reihenzahl 3 auf einigen Originalbögen in schwarz die Plattennummer H 3375, 2 und noch eine sehr große einzelne 1, auf anderen wieder H 3375, 20 und eine einzelne 2.