An den Schaltern dingt sich seit dem 20. d. M. dem ersten Ausgabetag der dritten Danziger Brief-markenreihe, das Publikum den ganzen Tag über in langer Polonaise, um die neuen Marken noch möglichst rechtzeitig zu hamstern. Schon bald waren einzelne Werte ausverkauft und viele der hohen Werte über 1 Mark sind heute noch ganz vereinzelt an den Schaltern, wenn es das Glück so will, zu haben.
Über drei Viertel der verkauften Marken werden so durch die Sammler und Spekulanten dem Post-verkehr entzogen und kaum ein Viertel bleibt zu wirklichen Frankierungszwecken übrig, obgleich daneben noch einzelne Werte der ersten Ausgabe käuflich zu haben sind. Die oberste Postbehörde hat sich, wie wir bereits früher hervorgehoben, veranlasst gesehen, alle irgendwie erreichbarem Bestände der deutschen Germaniamarken zu lassen, um nicht plötzlich der fatalen Lage gegenüber-zustehen, das Wort „ausverkauft!“ über die Schalter der Postanstalten setzen zu lassen.
Eine gewisse Streckung und Verteilung der ganzen wird sicherlich die getroffenen Anordnungen erreicht werden, so dass der sonst zu befürchtete schnelle Ausverkauf der gebräuchlichsten Werte zum Erscheinen endgültiger Freimarken etwas hinaus gezögert werden kann. Der vorrätige Brief-markenbestand wird aber auch noch dadurch „gestreckt“, dass, wie wir mitteilen, in nächster Woche noch einige weitere Werte zur Ausgabe kommen sollen. Es handelt sich dabei um die folgenden Marken mit schrägem Aufdruck „Danzig“ in Schreibschrift:
2 Pf. (hellgrau), 2 ½ Pf. (dunkelgrau), 3 Pf. (braun). 7 ½ Pf. (orange), 10 Pf. (rot (sämtlich Aufdruck blau), 30 Pf.(rotorange) auf sämisch), 40 Pf (dunkelrot und schwarz) 50 Pf. (lilaschwarz), 80 Pf. (rot und schwarz) letztere sämisch mit bordeauxrotem Aufdruck.
Ferner werden erscheinen für den inneren Dienstverkehr die Werte zu 60 Pf. (Aufdruck blau), 1 Mark (Kupferdruck) und 2 Mark (dunkelblau) letzte beiden Werte in bordeauxrotem Aufdruck.
Es wird Außenstehenden nicht recht verständlich sein, warum gerade die 2- und 7 ½-Pf.-Werte, die demnächst erscheinen sollen, nicht gleichfalls in 5-, 3- oder 10 Mark-Marken, d.h. in die so rasch ausverkauften höheren Werte umgewandelt wurden, 1-, 2-, 2 ½- und 7 ½-Pf. Werte werden in Deutschland mit dem 31.August überhaupt für Frankaturzwecke nicht mehr zugelassen und nach diesem Datum auch nicht mehr umgetauscht. Warum alle diese Werte abermals und ohne jede Wertänderung in Danzig erscheinen mussten, ist nicht ohne weiteres erklärlich, da sie nur in größerer Zusammenstellung für Freimachungszwecke praktisch zu verwenden sind.
Wir hätten es vom philatelistischen Standpunkt aus lieber gesehen, wenn – um auch jeden leisen Anschein der Spekulation auszuschalten – diese Marken nicht im alten Werte zur Ausgabe gelangen würden, doch müssen sich auch die Sammler mit den gegebenen Tatsachen, die aus Sparsamkeits-gründen ausschlaggebend waren, abfinden. Man darf auf das Echo gespannt sein, das die neue Ausgabe in Deutschland und im Auslande finden wird. Wir teilen aber nicht die vereinzelt geäußerten Befürchtungen, dass die Danziger Marken deswegen weniger gern gekauft werden sollen. In Danzig ist, wie die Anschauung lehrt, gerade das Gegenteil der Fall, und der befolgte „Streckungsprozess“ wird, wie verlautet, hoffentlich das Gute haben, das wir die zum Erscheinen der endgültigen Freistaatmarken vor weiteren Provisorien verschont bleiben können.