Das preubische Oberpostamt Stolzenberg bei Danzig

von
Fritz Grube, cand. Jur. Danzig

Die kleine, heute vergessene Ortschaft Stolzenberg, auf einer Anhöhe südwestlich der Stadt gelegen, spielt in der Geschichte der preußischen eine besonders des Danziger Postwesens eine überaus interessante und bemerkenswerte Rolle, die mannigfache Vergleiche mit der heutigen Lage Danzigs zulässt und daher im folgenden kurz geschildert werden soll.
Im Jahre 1772 hatte die erste polnische Teilung Westpreußen unter preußische Herrschaft gebracht. zu Friedrich dem Großen größtem Kummeraber Danzig – neben Thorn – noch unter polnischer Oberhoheit belassen. Es war fortan eine der Hauptaufgaben der Berliner Regierung, die Einverlei-bung Danzigs in den preußische Staat mit allen Mitteln vorzubereiten, zu denen neben der Errich-tung zahlloser Zollschranken in unmittelbarer Nähe der Stadt auch die Isolierung des in Danzig befindlichen polnischen Generalpostamtes gehörte. Bei der Einrichtung der Posten in den neu erworbenen Gebieten arbeitete die preußische Regierung mit bewundernswerter Energie und Schnelligkeit. Am 27. September 1772 fand die Huldigung der Stände im Ordensschlosse zu Marienburg statt und schon am 1.Oktober desselben Jahres begann der Verkehr auf den neu geschaffenen preußischen „Postkurse“. Zum ersten Mal erfreute sie Westpreußen einer geregelten Postverbindung mit dem Westen, deren unschätzbarer Nutzen bald allgemein anerkannt wurde, und die vor allem die Durchführung de neuen preußischen Behördenorganisation wesentlich erleichterte. Die wichtigsten Kurse nahmen ihren Ausgangspunkt in Stolzenburg vor den Toren der alten Hanse-stadt, ja besonder der sogenannte“ Pommersche Postkurs“, der anfangs von Stolp über die Höhen von Wutzkow entlang geleitet, noch zu Lebzeiten Friedrich des Großen auf ganz geeigneten Gelände nach Norden verlegt wurde, wo er nunmehr bis Orte Lauenburg, Neustadt und Katz berührte, also bereits der Weg der heutigen Eisenbahnlinie benutzte.
Stolzenberg wurde der Sitz des Oberpostamtes für ganz Westpreußen, deren es nunmehr vier in der Monarchie gab. Zum Organisator des Postwesens in den neu erworbenen Gebieten wurde der bereits in Brandenburg mit Erfolg tätig gewesene und bewährte Oberpostmeister Uhl berufen wurde, der gleichzeitig Oberpostdirektor von Stolzenburg wurde. Sämtliche westpreußische Postanstalten und Agenturen unterstanden demselben und hatten ihm regelmäßig Bereichte einzureichen, sowie Rechnung zu legen, während nur das Oberpostamt mit den Berliner Zentralbehörden in direkte Verbindung trat. Die noch erhaltene, vom 19.September 1772 basierte Dienstanweisung, die sich mit der Gründung des Oberpostamtes befasst, bestimmt u.a., „dass der besagte Oberpostdirektor Uhl dem polnischen Generalpostamt wie auch dem Magistrat daselbst schriftlich und bescheidentlich zu insinieren habe: dass des Königs Majestät nunmehro dero bisherigen Hauptpostkurs von und nach Preußen nicht weiter durch die Stadt Danzig gehen, sondern über Stolzenberg dirigieren, auch zu dem Ende in der Vorstadt Stolzenberg des allerfordersemsten ein Königlich Preußisches Oberpost-amt etablieren zu lassen, allergnädigst resolviret bitten“
Das Personal des Oberpostamtes bestand in der ersten Zeit nach seiner Gründung außer dem Ober-postdirektor aus vier Sekretären und sechs Briefträgern; das Gehalt des Direktors belief sich auf 2400 Thalers. Eine ausführliche Zusammenstellung der Abfahrzeiten und Portosätze, die – wie damals allgemein – nach der jeweiligen Entfernung berechnet, enthielten die „Königliche Preußische im Preußischen reduzierte Posttaxe zu Stolzenberg nebst dem Bericht, wo die Posten ankommen und abgegeben, unter Approbation Eines Königlichen Preußischen Hohen General-Post-amts zu Berlin“, die im Jahre 1773 erschien und in der Hofdruckerei von Johann Jacob Kanter in Marienwerder gedruckt wurde.
Der Verkehr auf den vielfach erst provisorisch hergerichteten Postkursen wickelte sich trotz der teilweise noch sehr schlechten Wegeverhältnissen über Erwarten glatt und pünktlich ab, so dass der König auf einem Stolzenberger Bericht Uhls eigenhändig die Worte „Sehr gut“ setzte und den tüchtigsten Beamten (was nur äußerst selten bei ihm vorkam!) besondere Geldbelohnung zukommen ließ. Der Hauptgrund das Stolzenberger Postamtes, die Isolierung und Ausschaltung der polnischen Post in Danzig, war binnen kurzer Zeit erreicht. Die vorbildliche Pünktlichkeit des Verkehrs und die Zuvorkommenheit der Bedienung bewirkten es, dass die Danziger schnell die hohe Leistungsfähigkeit der preußischen Post erkannten, und besonders die Kaufleute waren es, die bald durch eigene Boten ihre Post von Stolzenberg abholten bzw. dorthin bringen ließen. Erstens, die die wenig zuverlässige polnische Beförderung zu umgehen und zweitens, um die dadurch ent-standene hohe Sondergebühr, den sogenannten Aufgabegroschen zu ersparen. So konnte schon nach wenigen Jahren der Generalpostmeister, Staatsminister v. Derschen dem König berichten: „Eure Majestät sind also jetzt im Besitz der Danziger Postrevenüen und es bleibt jenem (nämlich Polen) nur noch ein Ritt auf seinem Territorio über die Nehrung bis Polsk übrig, welcher jetzt ganz unbeträchtlich geworden ist und, sobald es Eure Majestät besetzten, bei Pillau kupiert werden kann.“
Noch vergingen zwei volle Jahrzehnte, die endlich im Jahre 1793 der Widerstand Danzigs gebrochen war und die alte Kaufmannsstadt deren Charakter trotz der dreieinhalb Jahrhunderte polnischer Oberhoheit immer deutsch geblieben war, sich der preußischen Herrschaft unterwarf. Am 2.April 1793 erließen Bürger und Rat der Stadt eine Proklamation, in der die Übergabe an Preußen als der einzige Ausweg bezeichnet wurde, um der gesunkenen Wohlstand der Stadt wieder zu heben. Kurz darauf erfolgte der Einzug der preußischen Truppen unter Generalleutnant von Renner, der die Festungswerke besetzen ließ. Am 9.April 1793 wurde das Oberpostamt zu Stolzenberg aufgelöst und nach Danzig in die Räume des ehemaligen polnischen Postamtes verlegt.
Eine neue Blütezeit unserer Stadt begann. Hundertfünfundzwanzig Jahre preußischer Herrschaft, die nur einmal im Anfange des vorigen Jahrhunderts eine Unterbrechung erfuhr, haben Danzigs Post-wesen im Verbande der preußischen und späteren Reichspostverwaltung auf eine Höhe gebracht, die zu erhalten eine der wichtigsten Aufgaben des jungen Freistaates sein wird.
Eugen S. Danzig-Langfuhr. Den uns freundlichst eingesandten Fehldruck 5 Pfennig „Danzig I“ mit verschobenen Überdruck haben wir bereits in einer unserer früheren Nummern gemeldet. Wir bitten um gelegentliche gefl. Abholung der Marke.

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