Postuberwachungsstellen und Flugpost

Einen neuen Abderitenstreich, der alle bisherigen übertrumpft, teilten sich jetzt die deutschen Post-überwachungsstellen. Die neu eingerichteten Flugpostverbindungen allgemein freudig begrüßt vom Publikum, sollten ja wohl dem brieflichen Eilverkehr dienen. Wie es damit aber in Wirklichkeit steht, lehrt eine Zuschrift eines Berliner Regierungsrates an den „B.R.“, in der er heißt:
„Sicher haben viele die Flugpostverbindung nach den nordischen Ländern mit Freuden begrüßt. Sollte ihre Einrichtung doch dazu dienen, die Verbindung mit 12 bis 24 Stunden zu verkürzen. Normalerweise sollte ein Brief, der beispielsweise „Montag morgen geschrieben und bis 12 Uhr zur Post gegeben wird, die um 1 Uhr abgehende Flugpost noch erreichen und dann genau 24 Stunden später in Stockholm zur Ausgabe gelangen. Dafür muss ja von de Luftpost auch eine besondere Zuschlaggebühr erhoben. Aber weit gefehlt. Ich benutze der Flugpost etwa vier Wochen lang ziemlich regelmäßig für reine Familienbriefe, aber in dieser ganzen Zeit haben nur zwei meiner Briefe berechnungsmäßig Stockholm binnen 24 Stunden erreicht. Alle anderen brauchten zwei, drei, so bis vier Tage und fasst alle längere Zeit, als die mit der gewöhnlichen Post befördert. War man etwa so gutgläubig und schickte für teureres Geld einen Brief als Expressbrief zur sofortigen Bestellung in Stockholm, so war man erst recht hereingefallen. Der Expressbrief braucht nämlich 5 Tage. Die Luftpost als solche trägt hier wohl weniger die Schuld, wie der immer noch grassierende Bürokratismus in Post- und Zensurbetrieb. Die maßgeblichen Behörden sind anscheinend der Ansicht, dass die Luftpost eigens dazu eingerichtet ist, der Kapitalverschiebung ins Ausland zu dienen. Die mit der Luftpost aufgegebenen Briefe erfreuen sich deshalb der besonderen Aufmerk-samkeit der Zensur. Ein jeder Brief, den ich mit der Luftpost mir hier und meiner Frau in Schweden brachte, brachte, war von der Zensur geöffnet und dann oft in einer Weise zusammengeklebt, dass der Briefbogen kaum vom Umschlag zu lösen war, während die Briefe der normalen Zugpost von der Zensur nur äußerst selten durch Verzögerung bestraft wurden.“ Die bittere Klage sollte der Post zu denken geben. Entweder dient die Flugpost der Beschleunigten Verbindung, und dann hat sich die amtliche Zensur gefälligst diesem Zweck anzupassen und nicht wie Verkehrshindernisse zu wirken, oder aber die Flugpost bequemt sich dazu, für ihre Post nicht höhere Gebühren zu verlangen, als für die normale Briefpost zu zahlen ist.
Es wäre erwünscht, wenn sich auch die Danziger Postbehörde zu dieser unglaublichen Schnecken-Flugpostaffäre einmal Äußern würde, da die Flugpostmarken mit Zuschlagswert ja nicht nur für Sammler bestimmt sind.
G.S., Elbing Schiffsholm. Die beschriebene Danzig erste Ausgabe 50 Pfennig mit abweichendem „z“ ist vermutlich nur auf Plattenabnutzung zurückzuführen. Derartige Fehler wurden namentlich bei der 5-Pfennig-Mark beobachtet. Um ein genaueres Urteil zu ermöglichen, müssten Sie uns Ihr Exemplar schon zur Prüfung einsenden. Die Postüberprüfungsstelle dürfte derartige Prüfungs-sendungen keine Beanstandungen entgegen setzen, Wenn Sie im Brief an unsere Redaktion den Zweck der Sendung angeben. Wir glauben aber nach der Beschreibung zu urteilen, dass es sich um eine wenig erhebliche Abart handelt.

Danzig