Briefmarken-Auktionen und Briefmarken-Borsen

Über das Wesen dieser beiden Einrichtungen herrschen in Danzig, wie wir verschiedenen Äußerungen entnehmen, namentlich in jüngeren Philatelistischenkreisen noch vielfach irrige Vor-stellungen. Die Auktionen haben keineswegs die Aufgabe, sonst weniger wertbares oder unbeliebtes Postwertzeichen-Material „unter die Leute“ zu bringen und abzusetzen, sondern sie sollen, wenn sie nach modernen Grundsetzen, wie es selbstverständlich ist, geführt werden, gerade der Erwerbung auch gesuchter, wertvoller und auf anderem Wegen somit schwer zu erhaltener Marken dienen.
Es ist im allgemeinen keineswegs der Fall, dass Briefmarken-Auktionen die Preise der Marken verteuern. Es kommt vielmehr erfahrungsgemäß häufig vor, dass bei Auflösung namentlich größerer Sammlungen, einzelne Stücke daraus von dem Verkäufer in seiner Schätzungsbemerkung verhält-nismäßig so niedrig angesetzt werden, dass sie noch unter einer sachgemäßen Taxe bleiben. Für philatelistisch weniger Erfahrenen spring bei Ablieferung ihrer Auktionsmaterials natürlich bei allen gutgeleiteten Auktionen ein unparteilicher Taxator ein, die die Bewertung nach bestem Wissen und Gewissen festsetzt. Die veranstaltende Auktionsfirma hat selbst ein großes Interesse daran, dass die von ihr zum Verkauf gestellten Marken nicht zu teuer sind, und wird in vielen Fällen übertriebene Preisforderungen gleich bei der Einlieferung zurückweisen. Von den abgesetzten Marken erhebt die Maklerfirma nur einen kleinen Provisionssatz für ihre Bemühungen und Kosten in einer Höhe, wie sie sich bisher durch Erfahrung in Berlin, Paris, London usw. als zureichend erwiesen hat.
Es steht zu hoffen, dass sie auch vorläufig noch fern stehenden Danziger Händler dem Vorgehen der Firma, die nun zuerst in Danzig das „Eis alter Vorurteile“ durchbrechen will, bald anschließen werden. Seitens auswärtiger Firmen war, wie wir wissen, bereits für den kommenden Monat die Einrichtung eigener Briefmarken-Auktionen in Danzig geplant, und es galt, den Fremden schon im Interesse der Internationalen wie lokalen philatelistischen Bedeutung Danzigs unbedingt zuuvor-zukommen. Die veranstaltende Firma hat gesunde finanzielle Grundlagen und es sind ihr, wie wir hören, u.a. die heute bereits für über eine Viertel Million Mark erstklassiger, altdeutscher Raritäten zur Versteigerung anvertraut worden. Dass die ganze Organisation völlig unparteiisch – unter Umständen unter Hinzuziehung eines vereidigten Auktionators – geleitet werden muss. ist natürlich selbstverständlich. Auch schon für Zwecke der Steuerbehörde ist es erforderlich, dass eine Auf-stellung der zu versteigernden Sachen bei der Behörde eingereicht wird. Die Teilnehmer an den Börsen und Auktionsabenden werden ja Gelegenheit haben, sich aus dem Verlaufe der ersten Veranstaltung überzeugen zu können, dass eine derartige Einrichtung für Danzig eine unabweis-bare Notwendigkeit war. Wie wir hören, dringen auch offizielle Kreise dem Unternehmen Symphatie entgegen und man wird in dieser Hinsicht wohl noch mit allerlei Überraschungen rechnen dürfen. Wir hoffen daher, dass sich die neue Einrichtung zu einer allen Kreisen, Sammlern wie Händlern, nutzbringenden gestalten und sie unsere Erwartungen voll rechtfertigen wird.

Danzig