Unter Kriegsrecht geoffnet

Die Überüberwachungsstellen sind keine Kriegsgesellschaften. Sie haben nur das zähe Leben mit ihnen gemein, Reichsnotopfer, Steuerveranlagung und ein halbes Dutzend neuer Steuern sind bereits durchgeführt, aber die Postüberwachungsstellen, deren Begräbnis wohl schon ein Dutzend Mal „für den nächsten Monat“ angekündigt wurde, leben immer noch, und die Auslandsbriefe werden immer noch mit dem Papiersiegel beklebt „Unter Kriegsrecht geöffnet!“
Die Postverwaltung, der diese Postüberwachungsstellen eine Riesenarbeit bereiten, da alle Sendungen dreifach sortiert und übernommen werden müssen, die Handelskammern und Industrie-verbände haben sich immer wieder gegen diese „Einrichtung des Finanzministeriums“ gewandt, aber kürzlich erst hat man – drei neue Überwachungsstellen eröffnet. Welche Gefahren diese „Überwachung“ neben der Verzögerung aller Sendungen mit sich bringt, zeigt jetzt wieder der Fall des Herrn „Oberstleutnants v. Krausewitz“, der in Ahlbeck durch sehr lustige Gesellschaft auffiel, 19 Jahre ist, Krause heißt und in einer Postüberwachungsstelle tätig, als ein Angestellter des Finanz-ministeriums war. Er sah den Zweck dieser famosen Einrichtung darin, Auslandsbriefe zu „überwachen“, d.h. Schecks aus eingeschriebenen Briefen zu entnehmen, sich bei seinen Freunden im Bezirksverband Blankopässe zu verschaffen und mit den „überwachten“ Schecks und den erschwindelten Pässen ausgerüstet, bei Berliner Banken große Beträge abzuheben.

Danzig