Stempelwünsche

Im April kündigte die „Briefmarken-Rundschau“ an, dass am Postamt V in Danzig ein eigener Flugpoststempel in Gebrauch genommen werde, was auch am 6. Mai 1921 eintrat. Bald darauf meldete die „Briefmarken-Rundschau“, dass auch das Hauptpostamt in Danzig und das Postamt in Langfuhr eigene Stempel erhalten sollten. Seither sind Monate vergangen, aber von der Einführung der Stempel hat man nichts gehört. (O doch!) Sie sind seit Wochen im Gebrauch! d. Red.
Wenn nun der Postetat durch die Anschaffung der Stempel zu sehr belastet wird, ja werden die Philatelisten gern darauf verzichten, falls Danzig dem Beispiele des Deutschen Reiches folgen will. Ich erhielt unlängst zwei Briefe aus Berlin. Der eine war in Berlin C 2 aufgegeben. Die Marken waren mit dem Flugstempel dieses Postamtes entwertet. Der zweite Brief war in Charlottenburg aufgegeben und die Marken erhielten den dortigen Stempel (Ch.) 16.8.21 6 – 7 M). Auf dem Post-amt Berlin C 2 erhielt der Umschlag dann noch den Luftpoststempel dieses Postamtes (16.8.21 9 – 10 N). So kommt das Deutsche Reich den Sammlern entgegen. Ja, es geht sogar noch weiter, wie folgender Erlass des Reichspostministeriums kundtut:
„Vom 10. August an werden alle Flugpostsendungen, einschließlich der Pakete, von dem Postamte, bei dem ihre Flugbeförderung planmäßig endet, mit einem Stempelabdruck des Wortlautes: „Mit Luftpost befördert (Bezeichnung des Postamtes)“, in roter Farbe versehen. Die Stempelung erfolgt durch Kautschukstempel von viereckiger Form. Sie ist nicht als Ankunftsstempel, sondern lediglich als eine Bestätigung darüber aufzufassen, dass die Flugbeförderung tatsächlich stattgefunden hat.“
Die Postverwaltung braucht also nur anzuordnen, dass alle Ostdeutschen, die aus dem ganzen Freistaat auf dem auf dem Bahnpostamt in Danzig zusammenlaufen, dort noch auf dem Umschlage den Luftpoststempel erhalten. Alle Wünsche der Philatelisten sind dann befriedigt, und die Postverwaltung hat keine Ausgaben, denn nach de unlängst veröffentlichten Statistik über den Flug-verkehr Danzig – Königsberg – Memel zu schließen, dürfte dieser Verkehr kaum so umfangreich sein, dass ein eigener Beamter zum Abstempeln nötig wäre (? d. Red.) Zudem erhebt die Postver-waltung hier ja ein 20 Pfennig höheres Porto als das Reich, also dürfte es nicht unangebracht sein, für diese Gegenleistung zu verlangen.
Über die Danziger Stempelung wurde schon viel geklagt und ich will nicht nochmals ins gleiche Horn blasen. Ich möchte aber doch fragen, ob es wirklich nötig ist, dass jede Marke einen Vollstempel erhält, wie es hier in Danzig gebrauch ist. Wenn ich hier vier Marken eng aneinander klebe, so erhalten alle vier einen Vollstempel, d.h. die mittleren bekommen noch Teile der Nachbar-stempel, so dass die Marken bei den ohnehin schon hässlichen Stempeln vollständig unbrauchbar werden. In keinem Lande besteht mehr eine solche Vorschrift, auch nicht in Deutschen Reich, dessen Postvorschriften wohl in der Hauptsache auch hier noch in Geltung sind. Ich habe schon Dutzende von Briefen erhalten, bei denen zwei nebeneinander klebende Marken, nur einen Stempel hatten. Ich glaube der Postverwaltung ruhig versichern zu können, dass hier keine Marke zum zweiten mal verwendet wird, denn die Nachfrage der Sammler, nach gestempelten Marken ist größer, als die nach ungebrauchten.
Nach der Vollzugsordnung zum bisherigen Weltpostvertrag waren die Farben blau rot, grün für die Grundwerte des Weltpostvereins, 25 10, 5 Cent. Vorgeschrieben. Auf dem letzten Postkongress in Madrid wurden als neue Grundwerte 50, 30, 10 Goldcentimes eingeführt, diese Werte aber nur insoweit, als sie als Höchstsätze gelten. Im Übrigen sollte es dem Ermessen der Vereinsländer über-lassen sind, welche Gebührensätze sie im Auslandsverkehr anwenden wollen. Da die Länder mit schwachen Valuta sich nicht zum Gegenwert der Goldcentimes verstehen konnten, wurde bestimmt, dass jede Marken die Farben des Weltpostvereins haben sollten, die zur Freimachung eines einfachen Briefes (blau), einer Postkarte (rot) und einer den einfachen Gewichtssatz von 50 Gramm nicht übersteigenden Drucksache (grün) nötig ist. Nach dem augenblicklich geltenden Danziger Posttarifs müsste sein:
30 Pfennig grün Auslandsdrucksache bis 50 Gramm,
80 Pfennig rot Auslandspostkarte,
120 Pfennig blau Auslandsbrief.
Bei uns ist aber 15 Pfennig grün und 60 Pfennig rot, ist das ein absichtlicher Verstoß gegen die Bestimmungen des Weltpostvereins, oder hat sich Danzig an das Schlussprotokoll gehalten? Da heißt es: Da bei den in vielen Ländern augenblicklich vorkommenden Taxänderungen es nicht immer leicht ist, die in Betracht kommenden Postwertzeichen immer in den richtigen Farben auszu-geben, so wird es den Postvereinsländern freigestellt, von den Anwendung de Normalfarben für die Postwertzeichen nötigenfalls abzusehen.

Danzig