von
Th. Heimann,
Vorsitzender des Vereins „Briefmarkenfreunde“ Danzig.
Der wohl von vielen Sammlern begrüßte Artikel „Prüfer heraus“ in Ausgabe 45 der Danziger „Briefmarken-Rundschau“ bestimmt mich, zum Thema meine Erfahrungen, die ich auf diesem Gebiete gesammelt habe, der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Ich beschränke mich auf die Beant-wortung der von der „B.R.“ gestellten Fragen und begründe eingehend meine Ansichten:
1. Welche Marken wurden bisher gefälscht? Ich habe Marken der Werte 2 ½ , 60 Pfenning 1 und 2 Mark gesehen, deren Aufdruck ich für gefälscht hielt.
2. Welches sind die Merkmale dieser Fälschungen? An den mir vorgelegten Marken zeigten sich folgende Merkmale: Bei der 2 ½ Pfennig-Marke bildete der obere Teil des „z“ in dem Worte Danzig eine gerade Linie, während das Original einen deutlichen Bogen (Schleife) zeigte. Ferner ist das „D“ bedeutend schlanker, als das der Originale. Bei den Dienstmarken, die nach meiner Ansicht auf lithographischem Wege hergestellt waren, fiel mir die peinliche Sauberkeit des Aufdrucks (die Verbindung der einzelnen Buchstaben) und der „Ausbalkungsstrich auf, der die Linie verdeckte, auch an den Enden unscharf ausgeführt war, Das Original zeigt eine gerasterte Linie mit glatten (scharfen) Enden.
3. Wer die Fälsche sind, das ist oft wohl die schwerste der zu lösenden Fragen und wird sich nur dann feststellen lassen, wenn ein Besitzer gefälschter Stücke die etwaigen Vorbesitzer so weit fest-stellen kann, bis man auf eine Person gerät, die mehrere Sammler oder Händler diese Marken verkauft hat, oder bis einer der Herrn Fälscher durch Überproduktion sich selber verrät.
4. Ist es möglich, Aufdrucke auf Danziger Marken mit völliger Bestimmtheit als echt oder als falsch zu bezeichnen, oder kann in gewissen Fällen nur mit mehr oder minder großer Bestimmtheit die Echtheit des Aufdrucks festgestellt werden?
Ich stehe auf dem Standpunkte, dass auch der gewissenhafteste Prüfer von Aufdruckmarken nie einen Eid darauf wird leisten dürfen, dass eine ihm zur Prüfung vorgelegte Marke echt oder gefälscht ist; es sei denn, dass die Fälschung so plump hergestellt ist, dass man sie auf den ersten Blick als falsch erkennt (z.B. das von Herrn J. besprochene Stück). Die Art der Druckzufälligkeiten der in Eile hergestellten Überdruckmarken lässt eine einwandfreie Benennung der eventuellen Kennzeichen nicht zu. Die Innendienstmarken finden sich ferner in so geringer Anzahl vor, dass man sich genau über einzelne Kennzeichen gar nicht klar ist. Um einwandfrei Danziger Fälschungen speziell der Werte 2 – 80 Pfennig mit Innendienst festzustellen, ist als erste Bedingung das Studium eines ganzen Bogens dieser Marken erforderlich. Man könnte hierdurch alle, auch die kleinsten Merkmale Absonderlichkeiten bezeichnen, die sich auf einem echten Bogen befinden und dann die zur Prüfung vorgelegten Marken mit einer einzelnen des Bogens vergleichen. Nur wenn man keiner der auf einem ganzen Bogen vorhandenen Merkmale bei den Prüfungsmarken findet, könnte man bestimmt annehmen, dass die Marken gefälscht seien. Man sagt nun oft, dass der Farbenton des Aufdrucks und der Durchschlag oder Abklatsch auf der Rückseite der Marken ein Kennzeichen für die für die Echtheit seien. Diese Annahme ist völlig falsch. Jedermann weiß, dass jede Farbe sich verändert, sei es durch Feuchtigkeit, Licht oder andere Umstände, aber auch beim Druck selbst ergeben sich mehr oder weniger starkes Auftragen der Farbe auf die Farbwalzen abweichende Töne einer Farbe, dieses besonders bei Schwarz und rot. Der Durchschlag ist eine typische Erscheinung des Buchdrucks, dessen Stärke sich ja nach der Beschaffenheit des Papiers und der Beschaffenheit der Farbe mehr oder weniger deutlich zeigt, oft aber auch gar nicht wahrzu-nehmen ist.
Auf starkem Papier wird sich ein Durchschlag nur dann zeigen, wenn der Firnisgehalt der Farbe groß ist. Aber auch je nach der Stärke der Farbe wird ein Durchschlag bei derselben Papiersorte verschieden sein. Als bestem Beweis für meine Ansicht führe ich folgendes an:
Sämtliche Danziger Überdrucke haben das Papier mit rautenförmigem Wasserzeichen und trotzdem zeigt sich bei einzelnen Bogen gar kein Durchschlag, während bei anderen Bogen ein schwacher bis ganz scharfer Durchschlag hervortritt. Der Durchschlag und Farbenton können also bestimmte Kennzeichen für die Erkennung der Echtheit nicht sein.
Ein Prüfer müsste nun Sammler oder Händler, Chemiker und Graphiker in einer Person sein, wenn er Marken prüfen wollte. Da man eine solche Person schwerlich finden dürfte, halte ich die Anregung der „B.R.“ eine Prüfungskommission zu bilden, für den richtigsten und einwandfreiesten Weg, eine Stelle zu schaffen, die maßgebend für die Beurteilung der Marken ist. Es wird hierdurch auch dem Unfug einzelner Prüfer gesteuert, die um des „Lohnes willen“ prüfen, ohne die Kenntnisse dazu besitzen.
Diese Kommission müsste Gelegenheit gegeben werden, ganze Bogen der Danziger Marken zu studieren, ihre Aufzeichnungen zu machen und nach diesen müssten die Mitglieder der Kommission gemeinsam die vorgelegten Marken beurteilen. Hoffentlich wird hierin schnell etwas getan, zum Besten der Danziger und der internationalen Sammlergemeinde.