Herstellungsarten der Briefmarken

von
Karl Vieth
II.

Hochdruck (Mechanische Methode)

Nachdem wir einen Überblick über das Gesamtgebiet bekommen haben, wollen wir zu den einzel-nen Drucktechniken übergehen und kommen hier zum Hochdruck.
Der Holzschnitt ist sehr alt, schon im 6. Jahrhundert n. Chr. konnten die Chinesen Holztafeln, in welche sie Figuren einschnitten und dann abdruckten. In Deutschland wurde er ohne chinesischen Einfluss – im 14. Jahrhundert – erfunden. Zur Herstellung der Holzschnitte wurde Langholz (Birnbaum, Buche verwendet. Zum Schneiden gebrauchte man ein Messer aus Uhrfederstahl. Da jeder Strich von beiden Seiten geschnitten werden musste und das Langholz ein enges Aneinander-rücken der Linien nicht gestattete, war das Verfahren äußerst umständlich. Jetzt gebraucht man das Hirnholz des Buchenbaumes und den Stichel. Die geschliffene Holzplatte wird weiß grundiert und dann das Markenbild im Spiegelbild darauf gezeichnet oder gepaust und dann ausgestochen. Unter-arten des Holzschnittes sind die Photo-Xylographie und der Faksimileholzschnitt.
Hierauf folgt der Letterdruck (Typographie), er hauptsächlich zu Auf- und Überdrucken verwendet wird. Beim Letterndruck unterscheidet man drei völlig getrennte Arbeitsvorgänge: 1. Guss der Lettern, 2. Zusammenstellung der Lettern, 3. Abdruck. Eine Type, wie man die Lettern auch nennt, ist ein rechtwinkliges Metallstäbchen von etwa 2 cm Höhe, das oben erhaben einen Buchstaben trägt. Eine sinngemäß zusammengesetzte Anzahl Typen nennt man einen Schriftsatz oder kurz Satz.
Die Herstellung der Typen erfolgt folgendermaßen. Zunächst wird in weichgemachtem Stahl der Buchstabe verkehrt und erhaben eingeschnitten. Diesen Stempel nennt man Patrize. Die wiederge-härtete Patrize wird in eine Kupferplatte eingeschlagen, in welcher dann der Buchstabe richtig und vertieft steht. Diese Platte heißt Matrize. Von der Matrize werden dann in beliebiger Zahl Abgüsse in Schriftgießermetall genommen, die genau der Patrize gleichen.
Auch die Galvanoplastik wird zur Typenherstellung benutzt. Um den Typen eine größere Haltbar-keit zu verleihen, werden diese auch in neuester Zeit vernickelt oder verstählt. Wir kommen nun zum zweiten Arbeitsgang: dem Setzen. Die Typen werden geordnet in Kästen untergebracht, so, dass sie dem Setzer ziemlich nahe liegen. Dieser entnimmt nun nach dem Manuskript die einzelnen Typen und reiht dieselben von links nach rechts in den sogenannten „Winkelhaken“. Die Stellen, welche später weiß bleiben sollen, z.B. die Zwischenräume zwischen den Worten werden mit „Auschluss“ ausgefüllt. Typen, die keine Bezeichnung tragen und etwas kleiner sind. Dann wird vom Satz ein Abzug genommen. In dem alle Fehler gestrichen und verbessert und dann im Satz durch andere Typenersetzt werden. Der dritte Arbeitsgang: das Drucken erfolgt wie bei allen Hoch-druckkarten auf Tiegeldruckpresse, d.h. mit einer Druckfläche oder auch Rotationsmaschinen, d.h . mit zylindrischer Druckfläche.
Die Stereogypie ist, mit dem Letterdruck eng verbunden, heute eine der wichtigsten Druckprinzipe und bei der Zeitungsherstellung wohl unentbehrlich. Sie schützt hauptsächlich die Typen vor zu schneller Abnützung und es ist gleichzeitig nur ein kleiner Typenvorrat nötig. Der fertige Schriftsatz wird mit Papierbogen, die mit einem kleisterähnlichen Bindemittel bestrichen sind, bedeckt und die feuchte Papierdecke aufgedrückt, sodass sich die erhabenen Buchstaben tief eindrücken. Dann können nach dem Trocknen, ein oder mehrere Abgüsse von welchem später gedruckt wird, genommen werden. Die Typen sind also nur zur Herstellung stark geschont. Auch kann die Matrize für Rotationsmaschinendruck leicht gerundet werden. Die Buchdruckerkunst hat also einen Kreislauf beschrieben, indem sie wieder beim Tafeldruck angelangt ist, von dem sie vor fünf Jahr-hunderten ausgegangen war.

Danzig