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Neues über die Kraftpost

Unser Mitglied Klaus Götze sandte mir eine Karte zu, auf der die Post und Telegraphenverwaltung der Freien Stadt Danzig am 8.2.1933 einem Adressaten in Deutschland Folgendes mitteilte:

„Mit den Kraftposten zu befördernde Poststücke müssen bestimmungsgemäß vom Absender bei dem Postkraftwagenführer aufgeliefert und an einer zwischen Auflieferer und Empfänger vereinbarten Haltestelle des Postwagens abgeholt werden. Umladungen oder Übergang der Poststücke auf eine andere Postkraftwagenlinie sind ausgeschlossen. Eine Berechnung der Beförderungsgebühr in Briefmarken findet auf Poststücken nicht statt, sie werden daher auch nicht mit dem Briefaufgabestempel bedruckt. Die Gebühr wird durch die Fahrgeld liste vereinnahmt.

I.V. (Unterschrift)"
Diese Angaben werfen einige bisherige Vermutungen über den Haufen, andererseits stimmen sie nicht mit vorliegenden Belegen überein.

Zunächst ist nicht eindeutig, was mit Kraftposten gemeint ist: Sind es die sog. Landpostverbindungen oder auch (oder nur) die Kraftpostlinien mit Personenverkehr, von denen ich berichtet habe. Wenn tatsächlich (auch) letztere gemeint sind, dann können sieh diese Aussagen nur auf den innerfreistaatlichen Postverkehr beziehen. Das würde auch erklären, warum derartige Belege nicht bekannt sind. Sie wären philatelistisch uninteressant und wohl kaum erhalten geblieben. Die vorliegenden, ins Ausland gehenden Sendungen sind jedoch alle frankiert. Jedenfalls hat noch kein Beleg vorgelegen, der nicht frankiert war, aber einen Aufgabestempel von Marienburg oder Elbing sowie einen Nebenstempel der Kraftpost trägt.

Daher dürfte bis auf weiteres gelten:
1.Poststücke innerhalb des Freistaatsgebietes wurden weder frankiert noch tragen sie einen Aufgabestempel.
2.Poststücke ins Ausland mussten frankiert werden, erhielten aber auch keinen Aufgabe Stempel im Freistaatsgebiet.

Sie wurden an den Zielorten der Kraftpostlinien (Marienburg oder Elbing) mit einem Aufgabestempel und einem Hinweisstempel versehen.

Handschriftliche Entwertung von Tiegenort

Herr Düsterwald sandte den abgebildeten Beleg. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein: Der mit einer MiNr 214 frankierte Brief wurde in Tiegenhof mit dem Sonderstempel „Der gute Machandel" entwertet.

Bei genauerem Hinsehen entdeckt man neben der Marke noch den handschriftlichen Vermerk „Tiegenort 29.9.38". Was hat es damit auf sieh?

Ein Blick in den Stempelkatalog Band I bei Tiegenort zeigt die Lösung: Der Stempel Nr. 4.0 (Spätdatum 26.8.1938) kam in die Werkstatt, wo er eine neue Datumbrücke (24- Stunden-Zeit statt 12- Stunden-Zeit) erhielt (Stempel Nr. 4.1. Frühdatum 29.10.1938). In der Zwischenzeit erfolgte ein handschriftlicher Aufgabevermerk neben der Frankatur. Die Entwertung der Marke(n)wurde im vorgesetzten Postamt Tiegenhof nachgeholt.

Bei Tiegenort wäre also nachzutragen: 29.9.1938: Handschriftliche Entwertung als Aushilfsmaßnahme während der Umarbeitung von Nr. 4.0 in Nr. 4.1. Da diese Notmaßnahme sicher nur wenige Tage angewendet wurde, erscheint ein Ansatz von 600 Punkten (= 300 €) angemessen.

 

Arge Danzig, Rundschreiben 203, 2. Quartal 2004, Seite 1367.


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Added: 18/07/2007
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