Arge Danzig / 55 Jahre Arge Danzig / 55 Jahre Arge Danzig / 55 Jahre . . .
Das Beispiel der Arge Danzig ...
... ist sicherlich nicht geeignet, einen vielschichtigen Komplex hundertprozentig zu umreißen oder zu analysieren, aber einen Versuch ist es wohl wert.
Ich habe vor knapp 10 Jahren die Leitung der Arge Danzig übernommen und auf technisch gleicher Basts weitergeführt wie Herr Schüler es in den 26 Jahren seiner Tätigkeit als Arge-Leiter getan hat. Das soll hier im wesentlichen nur bedeuten: Wir hatten keine Satzung. (In der alten Satzung mußte man, um Mitglied zu werden, sein arisches Blut nachweisen.)
Da ich aus der Schülerschen Hinterlassenschaft nicht das Allergeringste an Aktenmaterial erhalten konnte, war der Neubeginn recht schwierig. - Die erste Anfrage beim BDPh wegen Führung des Zusatztitels "Arbeitsgemeinschaft im BDPh e.V." wurde dahingehend beantwortet, es sei in Ordnung.
Weitere Gepflogenheiten bzw. "Rechte und Pflichten" konnte ich erst im Lauf der Jahre - manchmal durch Zufall - erfahren. Bis heute ist mir unbekannt, auf welche Art Herr Schüler alleinvertretungsbedingt den Aufnahmeantrag für die Arge Danzig beim BDPh gestellt hat, ode+uf welche Art um 1967 herum der BDPh diesen freiwilligen Beitritt bestätigt hat. So manches andere ist unbekannt geblieben, es wurde nie gefordert.
In den Veröffentlichungen des BDPh war der Tenor einige Male befremdlich, z.B. "Welche Arbeitsgemein-schaften am ... und 4. 6. in Österreich tagten, haben wir im österreichischen Verbandsorgan gelesen. Die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesstelle Forschung wurde nicht bemüht." Das war anno 1988, und unsere Arge Danzig war gemeint. Wir hatten keine Tagung, sondern es war ein Treffen von an Danzig-Briefmarken interessierten Mitgliedern und Freunden unserer Arge auf geselliger Basis - sechs oder sieben Personen. Wir hatten dieses Treffen genau so wie die anderen 16 Treffen des Jahres 1988 durch Rundschreiben bekanntgegeben.
Oder aber 1989, als der BDPh Kontakte zu DDR-Vereinen praktisch untersagte, es sei nur über den BDPh möglich. Dies zu einer Zeit, als wir zur Freude der dortigen Philatelisten schon 10 Rundschreiben hin-schicken konnten; begonnen hatte dies im Jahre 1983.
Die Forderung des BDPh (Ingolstädter Beschlüsse) nach der Zwangsmitgliedschaft der einzelnen Arge-Mit-glieder in einem dem BDPh unterstehenden Verein führte dann (Heft 07/1989) zu der "Bitte" der Bundesstelle Forschung und Literatur, eine Arge-Mitgliederliste einzureichen mit Postanschrift der Mitglieder, Aufnahmedatum, BDPh-Nummer, evtl. ergänzt durch Sammelgebiete, Beruf usw. - Dies seien "keine bürokratischen Spitzfindigkeiten, sondern notwendige Regularien..." - für die nicht anderweitig organisierten Arge-Mitglieder benötigt die Bundesstelle "die Namen, um sich der Sache anzunehmen. Es sollte auch im BDPh nicht möglich sein, an Vorteilen und Vergünstigungen teilzuhaben, ohne selbst Mitglied zu sein. Ich habe keine Sympathien für "Schwarzfahrer". Sie etwa ?" - Soweit der BDPh.
Nun, in unserer Arge hat kein einziger Schwarzfahrer, ja nicht einmal ein einziger Weißfahrer, je einen Vorteil oder eine Vergünstigung seitens des BDPh genossen.
Die Anfang 1990 durchgeführte Befragung der Arge-Mitglieder erbrachte: Etwa 160 sind anderweitig (BDPh bzw. FIP) organisiert, 50 wünschten Zugehörigkeit wie eh und je, 30 hatten sich nicht gemeldet.
Daraufhin reichten wir dem BDPh die Liste der 160 Mitglieder mit BDPh-Nummern ein. Für die übrigen Mit-glieder hätte sich der Status eines korrespondierenden Mitglieds ergeben - wir haben bereits etliche -oder sie wären als Rundschreiben-Abonnenten geführt worden.
Die Aberkennung des Zusatztitels für unsere Arge ist Ihnentekannt. Mit unserem Einspruch war die Zusage verbunden, eine dem BDPh genehme Satzung zu schaffen und die übrigen Forderungen zu erfüllen. Uns wurde anheimgestellt, dem BDPh weitere Unterschriften zur Untermauerung des Einspruchs einzureichen. Dies erfolgte. Am 24.12.1990 erhielten wir die üblichen Unterlagen, wie sie nur die "Bundes" -Arbeitsgemeinschaften erhalten. Damit schien die Welt halbwegs in Ordnung.
Offenbar waren uns die Unterlagen fälschlicherweise zugestellt worden, denn mit Offenem Brief vom 1.2.91 an alle Arbeitsgemeinschaften des BDPh bekräftigte der BDPh seinen Standpunkt u.a. auch mit dem Hinweis auf seine Satzung, und mit Schreiben vom 4.3.91 begründete der BDPh seinen Entscheid. Interessanterweise sagt die Satzung des BDPh nichts über die Arbeitsgemeinschaften aus.
Bemerkenswert ist auch, daß es den Mitgliedern des Bundes der Philatelistischen Prüfer gerichtlich un-tersagt wurde, sich "Bundesprüfer" zu nennen, weil es zu der irrigen Annahme verleiten könne, die Prüfer seien von der Bundesregierung in Bonn bestellt worden. Nichtsdestotrotz hat der BDPh aber noch seinen Bundestag, er verfügt so gar über Mittel des Bundes. Da wundert sich die Bundeskegelbahn gleichermaßen.
Verwunderung muß auch das Protokoll über den 38. Bundestag erregen, an welchem die "Richtlinien für die Arbeitsgemeinschaften des BDPh"mit 72.955 Stimmen angenommen worden sind - ohne Gegenstimmen, ohne : timenthaltungen. Ein Abstimmungsergebnis, das selbst bei freien Wahlen in diktatorisch geführten Staaten Aufsehen hervorrufen würde. Indes haben aber nur 24 (!) Delegierte (von wie vielen möglichen?) abgestimmt. Also hat jeder Delegierte im Durchschnitt 3.040 Ja- Stimmen abgegeben.
Aus dem bisherigen Verlauf ist von etlichen Arbeitsgemeinschaften bekannt geworden, daß sie die Zwangsmitgliedschaft ihrer Arge-Mitglieder bei einem dem BDPh unterstehenden Verein als ungehörig empfinden: Sie bringt nur Nachteile und Verärgerung, aber keine Vorteile.
Unsere am 23.3.1991 beschlossene Satzung enthält keine Anlehung an den BDPh. Im ersten Entwurf war die Formulierung vorgesehen: Mitglied der Arge Danzig kann jedes Mitglied eines dem BDPh unterstehenden Vereins werden. Dies wurde von einem Juristen als Einschränkung angesehen, die nicht zu den üblichen Vereinsstatuten gehöre.
Nach einer Umfrage des 2. Vorsitzenden der Arge "Bezirksstempelaufdrucke SBZ 1948" (Herr Dr. Hartmut Arenz, Berrenrather Str. 408, 5000 Köln 41, Telefon 0221 - 46 37 10) bestehen Wünsche, es sollten alle Arbeitsgemeinschaften wegen einer Befragung / Meinungserkundung / Zusammenkunft angeschrieben werden. Ein solcher Schritt ist zu begrüßen, und ich steuere zu den Unkosten, die bereits entstanden sind und noch entstehen werden, privat einen Betrag von 500 DM bei, die Herrn, Dr. Arenz gleichzeitig überreicht werden.
Es ist schwer einzusehen, daß einerseits bei vielen Prozessen gegen Briefmarken- und Stempelfälscher die Angelegenheit zugunsten der Betrüger im Sande verläuft, aber andererseits ein enormer Aufwand getrieben wird, um unangenehme Zwangsmitgliedschaften durchzudrücken. Mit beiden Sachen ist dem Sammler wahrhaftig nicht gedient.
Wiesbaden, den 11.4.1991
K. Kniep
Goerelehrerolle 15 - - D 6200 Wiesbaden
Arge Danzig, Rundschreiben 151.
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Added: 08/10/2015
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