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Einen sehr angenehmen Nachmittag im Anschluß an ein schon fast festlich zu nennendes Mittagessen verlebten wir dann in Baarle-Hertog: Die Damen, Frau Schrumpf, Frau Stoye, Frau Kniep, besichtigten echte und falsche Antiquitäten bei strahlendem Sonnenschein - ihre Ehemänner und dazu die Herren Jacops und van Waardhuizen sprachen angeregt über die Danzig-Briefmarken. Sehenswert ein Sammlungsteil, den Herr van Waardhuizen mitgebracht hatte: Retour-Briefe, also Briefe aus Danzig, die ihren Empfänger nicht erreichten und wieder nach Danzig zurückkamen. Unwahrscheinlich interessant und mit vielen außergewöhnlichen Stempeln.
So nebenbei wäre noch zu erwähnen, daß auf der Prüfertagung Mitte Juni von den Anwesenden gleichzeitig 6 Herren auch Mitglieder der Arge Danzig sind.
Soweit auf den Treffen Neues entdeckt wurde, ist dies gespeichert und wird heute oder im folgenden publiziert werden. Es muß jedoch hier auf einen Namen zurückgegriffen werden, der auf Seite 744 erwähnt wurde, und bei dessen Lesung dieser oder jener ein geistiges Fragezeichen gesetzt hat: Ruberg.
Jawohl, wir hatten am 1. Juni zu Gast Herrn Günter Ruberg, Sohn des Anfang Januar 1945 in Danzig verstorbenen Briefmarkenhändlers Woldemar Ruberg. Dadurch war es möglich, einige Sachen aufzuklären, die zeitlich bisher nicht in Einklang zu bringen waren.
Aus der Literatur sind die "Ruberg-Fälschungen" - vor allem die der Schrägaufdrucke einschl. Großer Innendienst - bekannt. Woldemar Ruberg wurde etwa 1936 freigesprochen, weil es der Kern der Anklage war, ob die von ihm vertriebenen Nachdrucke Originale waren oder nicht. Die Anklage bezog sich also nicht auf den vertrieb von Fälschungen, nicht auf Betrug oder ähnliches. Woldemar Ruberg war dann ja sogar Sachverständiger beim Gericht und maßgeblich bei Ausstellungen beteiligt.
Dann heißt es wieder, bei einer Haussuchung Anfang 1939 wurden bei Ruberg Aufdruckklischees und gefälschte Danzigstempel gefunden. Der Verfasser dieser Zeilen hat im Rundschreiben Nr. 100 einen Erlebnisbericht publiziert etwa wie folgt:
Als ich 1939 oder 1940 in der Zeughauspassage Rubergs Kiosk aufsuchte, freute ich mich, nach längerer Zeit auch wieder Herrn Ruberg selbst anzutreffen. In dem Moment betrat eine ältere Dame den Kiosk und wollte eine 12 Pfg. -Briefmarke zum Frankieren. Darauf Ruberg: Nee, Muttchen, da müssen Sie schon zum Postamt gehen. Wenn die Post rauskriegt, daß ich denen Konkurrenz mache, dann sperren die mich ein - und ich bin froh, daß ich gerade rausgekommen bin.
Dieser Widerspruch fand die Klärung, indem Ruberg - vorher Parteimitglied - wegen seiner Äußerungen in Mißkredit geraten war. Die Haussuchung und die Inhaftierung waren also politischen Ursprungs, das Auffinden der Klischees nur ein Nebenprodukt.
Im weiteren verlauf wurde Woldemar Ruberg wiederum verhaftet, es kam zu gesundheitlichen Schäden, und Herr Ruberg verstarb nach einer Gallenblasenoperation Anfang 1945 in Danzig.
Zu diesem Zeitpunkt war der Sohn Günter Ruberg 17 Jahre alt. Die Familie verließ Danzig, es blieben aber viele Marken zurück. Es gelang dem jungen Günter Ruberg, Anfang März 1945 mit einer Planmäßigen Linienmaschine für 55 RM von Berlin nach Danzig zu fliegen, er als ganz junger Zivilist unter Offizieren und einem Goldfasan (= Bezeichnung für einen Parteifunktionär mit vielen goldenen Litzen an der Uniform). Günter Ruberg hat den Untergang der Stadt praktisch miterlebt, er hat noch am 16. März in "Ayekes Gaststätte", dem Gründungslokal unserer Arge, ein Pferdeschnitzel gegessen. Er saß an dem Tisch, der auf der Abbildung in unserem Jahrbuch 1983/84 Seite 23 unten links am Bildrand noch zu erkennen ist. - Aus einem der Küstenorte kam Herr Ruberg über Hela wieder zu seiner Familie.
Arge Danzig, Rundschreiben 131, 28. Juni 1986, Seite 745.
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Added: 16/03/2016
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