>> Anton Auffenberg: Beiträge zum Thema „HAN"
Eine erste Übersicht erlaubte dann wohl, dass weitere Werte (40 Pfg., 1,50 M und 3 M) in genügender Zahl zum Überdruck vorhanden waren.
Soviel zunächst zur Vorgeschichte.
Die Werte der am 14.6.20 erschienenen 1. Tran-che haben fortlaufende HAN. Da im Durchschnitt bei der Reichsdruckerei pro Tag über 20 Aufträge eingingen, kann es nur einen (Gesamt) Auftrag seitens der Danziger Postverwaltung gegeben haben. Warum die Reichsdruckerei diesen stückelte, ist unbekannt. Man kann aber erkennen, dass (zunächst) für jede Wertstufe eine neue fortlaufende HAN vergeben wurde.
Wie man weiter sieht, geht alles ordnungsgemäß der Reihe nach. Dann aber gibt es bei einigen Werten (siehe Spalte 4) Widersprüche, weil einige weitere Aufdruck-HAN nicht in dieses System passen.
Bei der MiNr 2 liegt vermutlich eine Verwechslung mit der MiNr 17 vor. Diese hat zwar die gleiche Wertstufe „10", ist aber mit der MiNr 2 nicht identisch; die MiNr 17 hat als Urmarke den 20 Pfg. Wert (MiNr 4) mit der Aufdruck-HAN 3369.20 des 1. Aufdruckes. Vermutlich ist ohne weitere Differenzierung einmal eine „10 Pfg. Marke" mit der HAN 3369.20 gemeldet worden.
Die weiteren HAN der MiNrn 8, 9 und die HAN 3374.20 der MiNr 15 sind zunächst nicht erklärlich. Sie sind im Schüler - Markenkatalog (als selten bis sehr selten) gelistet. Sie haben bisher nicht vorgelegen und sind auch nicht gemeldet worden. Vielleicht liegt der gleiche Sachverhalt vor wie bei Nr. 11. Diese Marke wurde mit der HAN 3376.20 bisher nur bei Platte 3 (bei Schüler auch Platte 2) gemeldet; es könnte sich daher um einen Setzfehler der HAN handeln. Da die HAN bei dieser Serie alle dicht beieinander liegen, wäre ein solcher Fehler denkbar.
Etwas anders mögen die Dinge bei der zusätzlichen HAN 4136.20 der MiNr 15 liegen. Es ist durchaus möglich, dass beim Auftrag für die Werte 1,50 M und 3 M (MiNrn 10 und 13) auch ein Auftrag für eine weitere Auflage der MiNr 15 gegeben worden ist. Erstaunlich wäre nur, dass dafür keine eigene HAN (wie vorher für jede Wertstufe), sondern die HAN der MiNr 13 genommen wurde. Auch diese HAN wurde bisher nicht gemeldet. Ob alles nur Missverständnisse sind ?
Besonders widersprüchlich gibt sich die MiNr 6. Die Aufdruck-HAN 3722.20 bedeutet eine Auftragsvergabe etwa im Juni 1920, während die Marke bei der Post erst am 13.9.1920 verausgabt wurde. Über die Gründe darf vielleicht etwas spekuliert werden.
Zunächst ist festzustellen, dass die Reihenfolge der HAN wohl nach dem Zeitpunkt des Auftragseinganges vorgenommen wurde. Dieser ist aber keinesfalls mit dem Druckdatum gleichzusetzen. So gibt es bei der MiNr 8 eine Urmarken-HAN 3409.20, die höher als die Aufdruck-HAN ist. Das wäre bei strikt chronologischer Reihenfolge nicht möglich. Die Angabe von Schüler, die Marke sei im Juni 1920 gedruckt worden, beruht wohl auf dieser (falschen) Annahme. Denn eigentlich ist kein Grund erkennbar, warum eine vorliegende Marke nicht auch sofort am Schalter vorrätig gewesen sein soll.
Die Verzögerung basiert vermutlich auf einem anderen Grund. Für die Wertstufe 40 Pfg. waren bei der Post noch Marken der Urmarke MiNr. 90 vorhanden (siehe Vor- und Mitläufer sowie Aufdruckmarke MiNr. 38 mit einer Auflage von immerhin 185 100 Stück). Die neue einfarbige 40 Pfg. (MiNr. 145) war von der Danziger Post (noch) gar nicht bestellt worden.
Man hatte den Aufdruck für die Überdruckung der 40-er nach dem Muster gemacht „... erteile ich den Auftrag zum Überdruck ... Die zu überdruckenden Marken werden in Kürze zugesandt..." Bei der Inventur nach der Rückforderung der Reichspostmarken bei den Danziger Postanstalten stellte man dann fest, dass die Restauflage zwar noch relativ hoch war (sieh oben), aber doch nicht groß genug zum Überdruck bei der Reichsdruckerei.
Was also tun ? An einen Überdruck anderer Wert-stufen mit „40", wie z.B., bei der Serie MiNrn 16-20, dächte matt' da noch nicht: Neue 40 Pfg. Marken konnte man auch nicht ordern, da die Danziger Post ja nunmehr eine „fremde" Postverwaltung war und keine Wertzeichen der Reichspost mehr erhalten konnte. Natürlich war auch die Reichsdruckerei überhaupt nicht befugt, aus ihrem Bestand (wenn sie denn überhaupt einen hatte) solche Marken zum Überdrucken „abzuzweigen". Man musste also mit der Reichspost eine Vereinbarung treffen. Das hat sicher einige Zeit gedauert; vielleicht tat sich die Reichspost schwer, für eine fremde Postverwaltung gültige Marken herauszurücken. Schließlich einigte man sich, dass die Reichspost knapp 5 Millionen Stück (gegen Bezahlung der Druckkosten, vielleicht plus Aufpreis ?) an die Reichsdruckerei zum Überdrucken lieferte.
Da zu dieser Zeit bei der Reichspost aber die MiNr. 90 nicht mehr „gängig" war, wurde zum Überdruck die MiNr 145 herangezogen.
Ist das nicht eine plausible Spekulation ? Aber bitte, jede andere Spekulation ist herzlich willkommen.
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Rundschreiben 196, Literaturbeilage 840, 15. Mai 2002, Seite 7.
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Added: 03/12/2015
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