>> "Echt". "Falsch". "Gefälligkeit" bei Inflationsmarken?
Neben den oben geschilderten amtlich mißbrauchten Entwertungen gibt es natür-lich noch Unmengen von Rückdatierungen, die von Postbeamten auf Wunsch von Privatpersonen durchgeführt wurden. Diese werden - wie beim Deutschen Heich auch - mit "Stempelfälschung" signiert.
Äußerst verwirrend wird der Begriff "Gefälligkeit" durch die bisherige Verwen-dung bei den Inflationsausgaben Danzigs. Dort wird ein Hauptkriterium, näm-lich die zeitgerechte Entwertung mit Rückdatierungen in einen Topf geworfen. So wird stets von "rückdatierten Gefälligkeitsstempeln" gesprochen, dabei aber eine entscheidende Grundlage der Stempelkunde grob mißachtet: Rückdatie-rungen sind bewußt durchgeführte Fälschungen!
In der Tat wird bei allen Inflä-Gebieten - meist auch nur unbewußt in Un-kenntnis der stark variierenden Hintergründe - versucht, solche Fälschungen unter dem Deckmantel der "Gefälligkeit" als fast vollwertig an den Mann zu bringen. Man braucht dieses Wort eben nur so auszulegen, daß ein Postbeam-ter "gefällig" war, die Zeitangabe seines Stempels zurückzudrehen. Jedem ernst-haften Sammler wird klar sein, daß solche Rückdatierungen philatelistisch uninteressant sind. Sie grenzen in manchen Fällen an Betrug, wenngleich bei diesen Gebieten damals (ca. 1925 - 30) wohl kaum jemand daran gedacht haben mag, da der große Preisunterschied zwischen. gebraucht und ungebraucht wegen mangelnder Forschung noch nicht vorhanden war.
Zurück zu Danzig. Zunächst muß man sich vor Augen halten, da.13 für die relativ wenigen Einwohner Unmengen von Marken (nach Art und Auflage) produ-ziert wurden. Sie dienten natürlich nur zum geringen Teil postalischen Bedürf-nissen, die Masse wurde wie bei den deutschen Abstimmungsgebieten. besetzten Gebieten, Memel und Kolonien für philatelistische Zwecke gekauft. Selbstver-ständlich wurden diese Marken massenweise lose, im Bogen oder aufgeklebt abgestempelt, und zwar häufig auch zeitgerecht, da das geringe Postaufkommen den Bedarf an begehrten gebrauchten Marken nicht annähernd decken konnte. In Danzig waren um 1920 über fünfzig Händler tätig, die mühelos vom Neuhei-tenabonnement und vom Verkauf von Besonderheiten (oft gestohlene oder mit Absicht produzierte Makulatur) existieren konnten. Diese AbsteMpelungen wur-den an relativ wenigen Ämtern und Schaltern besorgt, so daß einzelne Stempel sehr häufig auftreten können, ohne daß dies gleich- unbedingt auf Rückdatie-rungen schließen läßt, wie es beim Deutschen Reich der Fall sein kann.
Bei einer bekannten deutschen Auktionsfirma wurde kürzlich ein riesiges .Händ-lerlager aus den Jahren 1915 - 25 angeboten. . Es beinhaltete Unmengen vor. Marken aller deutschen Gebiete. ungebraucht, gebraucht. lose, in Bogen Oder aufgeklebt. Das Danzig-Lot zeigte zigtausende Briefstücke. alle mit einem Stem-pel an vier Tagen hintereinander entwertet. Man konnte klar erkennen, da5 jeweils nach einer bestimmten Anzahl die Uhrzeit ordnungsgemäß weitergestell: wurde und daß der Posten sich . heute noch so präsentierte, wie er damals ausgelegt wurde. Dies zeigt deutlich, daß es sich um zeitgerechte Abstempelun-gen handeln muß, denn bei späteren Rückdatierungen hätte niemand die Zeitan-gaben nur über Wer Tage hinweg gewählt und dabei jede mögliche Stunde eingestellt.
Natürlich gibt es auch, bei Danzig sehr viele Rückdatierungen, die in den meisten Fällen auch sofort erkennbar sind. Probleme bereiten aber einige ganz wenige Entwertungen, bei denen die Erforschung des.Stempelbildes (Farbe. und Abnutzung über Jahre hinweg) noch nicht abgeschlossen erscheint. Solche. Details sind für die Erkennung von Rückdatierungen wichtig. Die Unterschiede kann man aber herausarbeiten und es hat keinen Sinn." diese unklaren Abstem-pelungen den. "Gefälligkeitsentwertungen" zuzuschlagen, denn dann sind darin echte und falsche Entwertungen unter einem Sammelnamen vereinigt. Richtiger muß man von (vielleicht zurzeit) nicht prüfbaren Abstempelungen sprechen. Es gibt Fälle. bei denen ein bestimmter Stempelabschlag nur auf Brief als "echt" tonerkannt werden kann, bei losen Stücken aber abgelehnt werden muß. weil ein Unterschied zwischen Rückdatierung und zeitgerechter Abstempelung nicht feststeilbar ist (vergleiche die wenigen bestimmten Stempel bei Bayern. die mit schraffiertem Kreis signiert werden. aber (eine Gefälligkeit darstellen). Wenn man. hiefür aber den Ausdruck "Gefälligke"' gebraucht, tritt vollständi-ge Verwirrung ein, denn diese impliziert die iitgerechtheit. Auch ist eine
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Arge Danzig, Rundschreiben 122, Abstempelungen Danziger Inflationsmarken--- 2_Zwischenbericht, Seite 3.
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Added: 31/10/2015
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