>> Eine interessante Faltkarte
„Danzig, 18.5.38
Meine Lieben !
Endlich komme ich dazu, den versprochenen Brief anzufangen; leider haben wir sehr wenig Zeit für diese Beschäftigung, denn wir sind eigentlich immer auf dem Trab, so viel wird geboten. Das reiche Programm beginnt früh mit meist sehr interessanten Vorträgen, nachmittags sind Besichtigungen angesetzt und der Abend ist freigegeben. Gestern besichtigten wir die große Danziger Werft, heute werden wir den ganzen Tag in Zoppot verbringen und dort im Casino zu Mittag essen. Zweimal waren wir schon beim Baden, das Wetter ist ja unberufen so herrlich hier, wie selten bei uns. Am liebsten blieben wir alle noch eine Woche hier, weil ich wirklich bisher noch selten eine so schöne Stadt — Dz. Altstadt — mit so vielen Kunstdenkmälern gesehen habe. Wir haben das Rathaus, den Artushof, das noch vollständig erhaltene und eingerichtete Haus eines Danziger Ratsherrn aus dem 18. Jahrhundert besichtigt, in dein vom Kontor bis zum großen Festsaal kein Einrichtungsgegenstand fehlt. Auch die politischen Verhältnisse sind sehr interessant, wie schon allein die neue 15-Pfennig-Briefmarke auf der Rückseite zeigt. — Inzwischen haben wir auch den riesigen polnischen Hafen Gdingen besichtigt. Morgen geht's weiter nach Rauschen. Abschließend kann ich feststellen, dass sich die Fahrt schon allein wegen des bisher Gebotenen rentiert hätte. Für heute euch allen die herzlichsten Grüße.
Euer Arno"
Das ist doch ein wunderbarer Liebesgruß an Danzig, noch dazu auf einer so interessanten Karte !
Abschiedsserie
Über die Frage, ob die sog. „Abschiedsausgabe" tatsächlich eine Ausgabe der Reichspost war oder nicht doch eine der Danziger Post, ist schon einiges geschrieben worden. Meine Meinung dazu habe ich ja veröffentlicht.
Man sollte sich bei der Diskussion hierüber möglichst an Fakten halten, soweit solche überhaupt bekannt sind. Eine wichtige Information liefert nicht nur das Amtsblatt der Landespostdirektion Danzig (siehe hierzu Literatur-Nummer 983b), sondern auch das Pendant der Reichspost. Hierzu möchte ich folgende Verfügung abdrucken:
Nr. 563/1939.
Überleitung der Post- und Telegraphenverwaltung der bisherigen Freien Stadt Danzig auf das Deutsche Reich
Verordnung zur Überleitung der Post- und Telegraphenverwaltung der bisherigen Freien Stadt Danzig auf das Deutsche Reich (Deutsche Reichspost).
Vom 20. Oktober 1939
(Reichsgesetzbl. I, Seite 2063)
Auf Grund des Gesetzes über die Wiedervereinigung der Freien Stadt Danzig mit dem Deutschen Reich vom 1. September 1939 (Reichsgesetzbl. 1, Seite 1547) wird verordnet:
§1
Das Post-, Telegraphen- sowie Fernsprechwesen der bisherigen Freien Stadt Danzig wird in die Reichspostverwaltung eingegliedert.
§2
Der Reichspostminister wird ermächtigt, den Übergang des der Post- und Telegraphenverwaltung der bisherigen Freien Stadt Danzig dienenden Vermögens zum 1. Januar 1940 im Benehmen mit dem Chef der Zivilverwaltung der bisherigen Freien Stadt Danzig oder der von ihm bestimmten Stelle zu regeln.
§3
Die Landespostdirektion Danzig führt die Bezeichnung „Reichspostdirektion".
§4
(1) Im Verkehr vom übrigen Reich nach der bisherigen Freien Stadt Danzig gelten die Bedingungen und Gebühren des Inlandsdienstes.
(2) Im Paketdienst gilt für Pakete vom übrigen Reich außer Ostpreußen nach der bisherigen Freien Stadt Danzig statt des an sich maßgebenden Gebührensatzes jeweils der Gebühren-satz der nächstniedrigen Zone.
(3) Bei Ferngesprächen über 100 km bis 700 km gilt für Gespräche vom übrigen Reich außer Ostpreußen nach der bisherigen Freien Stadt Danzig statt des an sich maßgebenden Gebührensatzes jeweils der Gebührensatz der nächstniedrigen Gebührenstufe.
§5
Die Verordnung tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.
Berlin, den 20. Oktober 1939.
Der Reichspostminister
Ohnesorge
Der Reichsminister des Innern
In Vertretung
Dr. Stuckart
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Arge Danzig, Rundschreiben 195, 22.3.2002, Seite 1240.
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Added: 02/12/2015
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