>> Die Marken des Abstimmungsgebietes Marienwerder
>> A. Die Mailänder Ausgaben.
schnell: Der Wille des Volkes soll eingesargt werden. Die Zähnung dieser Marken liess teilweise alles zu wünschen übrig. Bei einigen Sorten kamen infolge unvollkommener Perforation eine Art nadelstichartiger Durchstiche zustande, dann wieder setzten ganze Reihen der Zähnung vollkommen aus, besonders am Rand. Der Abstand der einzelnen Zähnungsreihen von einander schwankte sehr stark und war einmal lang und kurz, dann wieder schmal und breit. Kein Wunder war es unter diesen Umständen, dass besonders gross ausgefallene Marken und vor allen Dingen die Paare mit fehlender Zwischenzähnung dazu herhalten mussten, nachträglich zu „Geschnittenen" verarbeitet zu werden. Sammler und Händler seien ausdrücklich hiervor gewarnt. Ich habe überhaupt noch keine einwandfreie geschnittene Marke dieser Art und Vierer-Blocks davon überhaupt noch nicht gesehen. Gleichwohl sollen in letzter Zeit Vierer-Blocks postfrischer geschnittener Marken auf den Markt gekommen sein, und zwar direkt aus Mailand. Es handelt sich ganz offenbar um Mailänder Probedrucke, die nie in Marienwerder waren und gestempelt nicht vorkommen können.
Auch der Versand dieser Mailänder Marken liess alles zu wünschen -übrig, und nur dadurch lässt sich die riesige Markennot erklären, die zeitweise herrschte und zur Ausgabe der Provisorien führte. Die Marken wurden in grossen Kisten verschickt, die viele Wochen unterwegs waren und ganz unregelmässig in Marienwerder anlangten. Viele Bogen waren bei ihrer Ankunft steif wie ein Brett zusammengeklebt und teilweise auf dem Transport sogar von Mäusen beschädigt Ein Teil soll auch angeblich unterwegs gestohlen worden sein. Die Pfennigweite der Kwidzynausgabe sollen nur in kleinen Nestern wie Rosenberg verausgabt worden sein. Bei der Einführung der Abstimmungsmarken, von denen zunächst nur die Werte zu 5, 15, 20, 25 und 50 Pfg. erschienen, erliess die interalliierte Kommission die Verfügung, dass die deutschen Marken bis zu einem bestimmten Zeitpunkt noch umgetauscht werden konnten. Danach durften keine unüberdruckten deutschen Marken mehr verwandt werden. Aber gleich zu Beginn waren die neuen Marken so knapp, dass nur immer je 5 Stück von den Werten zu 5, 15 und 20 Pfg. und je 2 Stück von den Werten zu 25 und 50 Pfg. am Schalter für das Publikum abgegeben wurden. Nichts lag daher näher, als sich deutsche Marken aus dem unbesetzten Gebiet zu besorgen und an den Schaltern gegen grössere Mengen der Abstimmungsmarken umzutauschen. Ich habe auf diese Weise seinerzeit ganze Bogen der seltenen 50 Pfg. auf bläulichem Papier eingetauscht.
Eine Aufzählung der Ausgabedaten erübrigt sich, weil darüber schon früher geschrieben worden ist. Im übrigen verweise ich auf meine Spezialsammlung. Marienwerder, die ich auf der Internationalen Briefmarkenausstellung in Danzig ausgestellt habe und die genaue Daten enthält, auch über Wasserzeichen usw. Aufschluss gibt.
B. Die echten Provisorien.
Zu berücksichtigen für die Ausgabe ist folgendes:
1. Vor Erscheinen der Provisorien war die Markennot infolge Ausbleibens der bestellten Sargmarken derartig gestiegen, dass die Geschäftsleute in Marienwerder keine Drucksachen aufgeben konnten und alle Einschreib-, Werbbriefe und Pakete auf dem äusserst umständlichen Wege der Einnahmenachweisung durch Barfrankatur verrechnet wurden. Es
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 24.
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Added: 17/02/2016
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