>> Der Siegeszug der Bildmarke
Bildmarke mit Wappen-, Kopf-, Allegorietype; wir nennen als solche Beispiele Ascension, Malta, St. Kitts und Nevis, wo verschiedene der erst allein auftretenden Grundmotive mit einem oder gar zwei anderen verbunden sind. Die ersten Beispiele hierfür finden wir bei Uruguay, Ausgabe 1872, sowie Neuseeland, 1898, 8 Cents.
Ganz besonders beliebt geworden sind die Bildmarken bei den englischen Kolonien, wo sogar die Londoner Zentrale durch ein geändertes Wasserzeichen dieser Neigung entgegengekommen ist, da diese Bildmarken zumeist sich nicht an das Normalformat der Briefmarken halten, sondern grössere Formate verlangt. Diese Bevorzugung der Bildmarke an Stelle der bisherigen Kopfmarke mit dem Bildnis des Herrschers will uns sogar als ein typisches Zeichen des Dranges nach Selbständigkeit und Lostrennung von der Londoner Zentralregierung erscheinen, man vergleiche nur die hübschen Marken von Südafrika und Kanada! Ueberall tritt die Kolonie in den Vordergrund und die gemeinsame Spitze des Imperiums, der Herrscher, erscheint nur noch auf vereinzelten, meistens den wenig gebrauchten höchsten Werten.
Ganz besonders reizvoll ist es, dass auch die Deutsche Reichspost sich dem Zuge der Zeit nicht hat verschliessen können und schon bald nach ihrer 1920 schwarz auf weiss festgelegten Ansicht über den Unwert der Bildmarke derartige Markenzeichnungen verwendet hat, zu grosser Freude des Publikums, das Wartburg- und Kölner- Dommarke, sowie die Markwerte der postläufigen Ausgabe freudig begrüsst hat, als erwünschte Abwechslung in dem bisherigen öden Symbolismus. Auch die 1920 verpönte Kopfmarke hat sich seit den ersten Stephanmarken vom Jahre 1924 bereits in drei Ausgaben mit recht zahlreichen Motiven durchgesetzt und hat die wenige Jahre alten Ansichten gründlich widerlegt!
So zeigt die Bildmarke einen Siegeszug, der sich durch alle Länder erstreckt und bietet zugleich Anregung zu einem weitgehenden Studium der Einzelheiten dieser Marken und damit dem Sammler Gelegenheit zu einer Bereicherung des allgemeinen Wissens., wie es im Begriffe liegt: Markenkunde!
Kurzer Abriss über die Entstehung und Entwicklung der Briefmarke
Von Willy Dittmann, Danzig
Das Briefmarkensammeln, das ursprünglich als eine Spielerei und kindliche Beschäftigung der Jugend angesehen wurde, hat sich Dank des Umstandes, dass sich so viele ernste Männer mit ihm beschäftigenund in dieser Liebhaberei in. demselben Masse wie beim Sammeln von Kupferstichen und Münzen Freude und Anregung finden, und gestützt auf eine grosse Zeitschriften- und Buchliteratur immer mehr zur Briefmarkenkunde entwickelt, in der mit wissenschaftlicher Methode gearbeitet und geforscht wird. Da der vorliegende Ausstellungs-Katalog in das eben gezeichnete Blickfeld fällt, dürfte es wohl angebracht sein, einen Teil der Briefmarkenkunde, nämlich die Geschichte der Postwertzeichen, einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.
Die Einführung der Briefmarke wird im allgemeinen — aber irrtümlich — Rowland Hill (geb. 1795, gest. 1879) zugeschrieben, der sie im Jahre 1840 „erfunden" haben soll. Tatsächlich reichen die ersten Spuren
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 29.
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Added: 17/02/2016
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