>> Danziger Bahnhofsbrief
Zuerst einmal wäre die Frage zu klären, was ein Bahnhofsbrief überhaupt ist. Aus verschiedenen Quellen lassen sich einige allgemeine und gesicherte Informationen zusammentragen. Ob es für Danzig noch gesonderte Vorschriften gab, ist für mich noch unklar. Es wäre gut, wenn Jemand das entsprechende Amtsblatt mit weiterführenden Informationen besitzt und der Allgemeinheit zugänglich machen kann.
Ablauf:
Ein Bahnhofsbrief wird im Bahnhof direkt am Postwagen der Bahn aufgegeben und am Ankunftsort auch dort abgeholt. Der Absender hat dafür zu sorgen, dass jemand vor Ort ist, um das zu erledigen. Auffällig ist, dass bei diesem Vorgang keinerlei postalische Leistungen erbracht werden. Da die Post aber das Briefmonopol hatte, war der Brief trotzdem entsprechend zu frankieren. Was auch aus anderer Sicht Sinn machen könnte, nämlich, wenn die Abholung vor Ort nicht klappt. Aus heutiger Sicht wäre dann naheliegend gewesen, den Brief in die normale Postzustellung weiterzuleiten.
Gestaltung:
Erforderlich sind der rote Rahmen und der Schriftzug „Bahnhofsbrief". Die Absenderangabe ist auch auf der Vorderseite anzubringen. Die Entwertung erfolgte mit einem Bahnpoststempel.
In unserem Fall ist die Absenderangabe vorderseitig schwarz ausgebalkt und dafür rückseitig angebracht. Eine Entwertung mit Bahnpoststempel war nicht erforderlich, weil der Beleg bereits vom Absender mit einem Absender-Freistempel frankiert wurde.
Sendungen:
Genutzt wurde diese Versendungsform vor allem für Zeitungstexte, für die innerbetriebliche Kommunikation mit dem Bahnpersonal (Schweiz) und für Firmenkorrespondenz.
Motivation:
Hier dürfte an oberster Stelle Geschwindigkeit und Flexibilität stehen. Es bestand die Möglichkeit, noch im letzten Moment eine Sendung aufzugeben, was beim normalen Postweg erst am nächsten Tag möglich gewesen wäre.
Soweit ist erst einmal alles eindeutig.
Im oben beschriebenen Fall gibt es allerdings ein irritierendes Detail, das Fragen aufwirft. Auf der Brief-Rückseite wurde der Stempel ,DANZIG * 5 f 13.04.34 18-19' abgeschlagen - möglicherweise eine Spätaufgabe.
Das widerspricht scheinbar der direkten Aufgabe am Bahnhof. Wir wissen allerdings, dass Danzig 5 auch das Leitpostamt für den Auslands- und Luftpostverkehr war. Wurden hier auch andere Dienste gebündelt angeboten? Oder wurde der Umschlag nur als Formblatt benutzt und ansonsten normal bei der Post aufgegeben? Das Porto wäre dasselbe gewesen. Und hier schließt sich wieder der Kreis zu meiner eingangs erwähnten Frage, ob Jemand über das entsprechende Amtsblatt verfügt und diese Vorgänge erklären kann.
Quellen:
- Infla Berichte 257
- Wikipedia
- Philaworld.ch
Arge Danzig, Rundschreiben 250, 1. Quartal 2016, Seite 2830.
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Added: 04/01/2016
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