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Historisches, Sachbeiträge und Berichte

Post aus dem Ghetto in Łódź über Danzig in die USA
[Bernd Marczinke, Tel. 06232-26204, eMail: bernd.marczinke@t-online.de]

Vor dem zweiten Weltkrieg war Łódź (deutsch Lodz oder auch Lodsch) einer der wichtigsten Standorte der Textilindustrie Polens und nach Warschau das zweitgrößte Zentrum jüdischen Lebens. 1939 gehörten 34,7% der Einwohner dem jüdischen Glauben an. Die jüdische Arbeiterschaft prägte den Charakter der Gemeinde, denn über fünfzig Prozent der jüdischen Bevölkerung war in der Industrie tätig.
Eine Woche nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde Łódź besetzt und im November dem Deutschen Reich als Teil des Reichsgau Wartheland einverleibt. Am 11. April 1940 erhielt die Stadt den Namen Litzmannstadt, benannt nach dem deutschen General Karl Litzmann (1850-1936).

Brief aus Litzmannstadt vom 3.6.40 zum Erstflug Lodsch - Breslau - Danzig am 10. Juni 1940
an den bekannten Aerophilatelisten Kurt Dahmann in Langfuhr.

Ankunftsstempel DANZIG FLUGHAFEN vom 11.6.40 (Wolff Bd. 1, 8. Auflage 2016, Seite 4-01, Nr. 1.0), lila Nebenstempel Auf Befehl des Führers heißt diese Stadt ab 11.4.1940 Litzmannstadt (Haberer 2235)

Bereits wenige Tage nach der Besetzung der Stadt erfolgten die ersten antijüdischen Maßnahmen. Die jüdische Bevölkerung wurde entrechtet und unterlag ab November der Kennzeichnungspflicht. Das Ziel war, die Stadt volksdeutsch und judenfrei zu machen. Darum sollten Juden und Jüdinnen und auch viele nichtjüdische Polen aus der Stadt deportiert werden.
Im November 1939 begannen die Umsiedlungsprogramme genannten Deportationen ins Generalgouvernement, und Deutsche siedelten sich in der Stadt an. Als sich Generalgouverneur Hans Frank gegen die Umsiedlungspolitik wehrte, weil auch er ein judenfreies Generalgouvernement haben wollte, erließ Friedrich Uebelhoer, der verantwortliche Regierungspräsident für den Distrikt Kalisz - Lodz, einen Geheimbefehl zur Errichtung eines Ghettos.
Am 8. Februar 1940 wurden das jüdische Armenviertel Baluty und die Vorstadt Marysin offiziell zum Ghetto erklärt und die jüdische Bevölkerung dorthin getrieben. Am 30. April 1940 wurde das Ghetto hermetisch abgeriegelt. Die 164.000 verbleibenden Jüdinnen und Juden waren auf 4 km2 in Holzhäusern ohne Kanalisation und meist ohne Wasserleitungen eingesperrt. Für die jüdische Bevölkerung gab es nach der Abriegelung des Ghettos kaum eine Möglichkeiten, hinein- oder herauszukommen. Ab 1940 wurde auch der Postverkehr auf ein Minimum beschränkt; später wurde er völlig verboten. Damit war das Ghetto fast völlig isoliert.

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Arge Danzig, Rundschreiben 256, 3. Quartal 2017, Seite 3049.


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Added: 22/07/2017
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