>> Die Festung Weichselmünde im Deutsch-Französischen Krieg
Abb. 5
Brief vom 5. Februar 1871 mit blauem Telegraphenstempel MELUN an Felix Voisin, Prisonier de guerre ä Weichselmünde prös Danzig.
Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk abgereist nach Bordeaux und Ddputds ä la Constituante, dem Ort der Deputierten-Versamm-lung der französischen Regierung. Taxstempel 30 für einen Doppel-portobrief, da er nicht als Kriegs-gefangenenbrief anerkannt wurde.
Noch während seiner Inhaftierung wurde Felix Voisin am 8. Februar 1871 in Melun in seiner Abwesenheit zu einem der Vertreter dieser Nationalversammlung gewählt und schließlich von den deutschen Behörden nach viermonatiger Haft begnadigt. Er wurde in sein Heimatland entlassen, um in Bordeaux als Deputierter der Assembl6e Nationale beiwohnen zu können, die am 13. Februar 1871 ihre Arbeit aufnahm.
Abb. 6
Brief vom 24. Januar 1871 aus der Festung Weichselmünde nach Romorantin mit Stempel NEUFAHRWASSER sowie P.P. Vorder-und rückseitig Briefstempel KÖN. PR. COMMAN-DANTUR ZU WEICHSELMUENDE, der bislang bei Wolff nicht belegt war. Dem Inhalt des Briefes nach handelte es sich bei dem Verfasser nicht um einen Militärangehörigen, sondern um einen gefangenen französischen Zivilisten.
Mein bester Freund,
Ich habe Ihnen überhaupt nicht seit Hamburg geschrieben, da ich nicht wusste, ob meine Briefe Sie erreichen. Ich bin so bedrückt das ich es kaum zu sagen mag. Ich befinde mich in Weichselmünde, d. h. in einer ganz kleinen Festung oberhalb der Weichsel 6 Kilometer nördlich von Danzig. Ich habe Ihnen nicht mitgeteilt, wie man mich in meinem Bett am 13. Dezember verhaftet und hierher unter Eskorte gebracht hat. Ich habe größte Mühe das Motiv dieser außergerichtlichen Verurteilung zu ver-stehen. Es ging wahrscheinlich um den falsch interpretierten Inhalt einer meiner Briefe. Ich hatte nicht im Traum daran gedacht, meine Korres-pondenz den preußischen Behörden zu unter-schlagen. Ich bin hart behandelt worden und tröste mich mit meiner unangenehmen Situation, das andere ebenso Unglückliche wie ich unter Kälte, Hunger und Erschöpfung ohne Hoffnung gegen einen Feind kämpfen, der uns mit fünffach überlegenen Kräften angegriffen hat. ...
Es sind wenige nur sehr wenige weitere Belege von französischen Gefangenen bekannt, die aus der Festung Weichselmünde stammen.
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Rundschreiben 257, Literaturbeilage 665, Dr. Bernd Marczinke, 1. August 2017, Seite 3.
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Added: 15/11/2017
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