Aufdruck- und Stempelfragen
Post vom „Seedienst Ostpreussen“
[Christoph Thiel, Tel. 069-304793]
Schiffspostkarte vom 24.7.37 vom Motorschiff „Preußen“ nach Straßburg/Frankr.
Auf einer Ansichtskarte, die das Motorschiff „Preußen“ zeigt, schreibt ein Passagier an seine Eltern, dass er von Swinemünde mit dem Schiff „Preußen“ via Danzig nach Königsberg fahre und zu diesem Zeitpunkt auf hoher See sei. Mit „via Danzig“ ist natürlich Zoppot gemeint, denn nur an dessen Seesteg hielten die Schiffe vom „Seedienst Ostpreußen“. Dort konnte der Kartenschreiber die Danziger Marken als Dreierstreifen kaufen, auf die Karte kleben, diese auf dem Schiff aufgeben und mit dem Stempel „DEUTSCHE SEEPOST / SEEDIENST OSTPREUSSEN / SWINEMÜNDE-PILLAU“ entwerten lassen. Wie es der Zufall so will: Die Marken erschienen an diesem Tag, dem 24. Juni 1937, so dass der Beleg einen – wenn auch ungewöhnlichen – Ersttagsstempel aufweist (und belegt, dass die „Preußen“ an diesem Tag in Zoppot ankerte).
Der „Seedienst Ostpreußen“ wurde im Januar 1920 eingerichtet, um die nach dem 1. Weltkrieg zur Exklave gewordene Provinz Ostpreußen über die Ostsee an das Kernland des Deutschen Reiches anzubinden und den Landweg durch den Polnischen Korridor zu umgehen. Der Reise-, Post- und Güterverkehr von und nach Ostpreußen durch Polen war unsicher und beschwerlich. Bei Sperrungen des Eisenbahnverkehrs durch den Korridor blieben nur die Seereise nach Pillau oder Flüge nach Königsberg. 1921 war der dortige Flughafen Devau als erster Zivilflughafen Deutschlands fertig geworden.
Das erste Schiff des Seedienstes verließ am 30. Januar 1920 den Hafen von Swinemünde in Richtung Pillau. Zuerst wurde mit gecharterten Schiffen privater Reeder gefahren, später wurden reichseigene Schiffe eingesetzt. Anfangs verkehrten die Schiffe viermal wöchentlich, später im Sommer täglich und im Winter vier- bis fünfmal pro Woche zwischen Swinemünde und Zoppot bzw. Pillau. Die Reisezeit betrug 15 Stunden. Die zu kleinen und wenig komfortablen Schiffe konnten mangels Schlafkabinen nicht für Nachtfahrten eingesetzt werden. Daher wurden ab 1926 die „Preußen“ und die „Hansestadt Danzig“ und ab 1935 die „Tannenberg“ in Dienst gestellt.
Im Jahr 1927 wurde die Strecke nach Nord-Osten bis Memel und 1930 bis zum lettischen Libau verlängert. Ab 1933 fuhren die Schiffe im Westen ab Lübeck-Travemünde und ab 1934 ab Kiel.
Die „Preußen“, die „Hansestadt Danzig“ und die „Tannenberg“ wurden im Zweiten Weltkrieg von der Kriegsmarine als Minenschiffe genutzt. Alle drei sanken am 9. Juli 1941 in einem schwedischen Minenfeld.
Quelle: Wikipedia
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Arge Danzig, Rundschreiben 258, 1. Quartal 2018, Seite 3150.
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Added: 30/12/2017
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