Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@danzig.org]
Briefmarken-Rundschau vom 27. Januar 1921
Beilage der Danziger Zeitung Nr. 4 (Zweiter Jahrgang)
Die ersten Original-Marken der Freien Stadt.
Es hat lange gewährt, bis die Freie Stadt Danzig endlich eigene Briefmarken erhielt, geplant ohne Ausschreibung einer öffentlichen Konkurrenz am viel verlästerten „grünen Tisch“, gewachsen und fertig gestellt auf eigenem Grund und Boden.
Bisher haben wir uns in Danzig nur mit mehr oder minder schönen Provisorien, geschaffen durch Überdruck auf deutschen Germaniamarken, begnügen müssen, die uns der Postbedarf in großer Mannigfaltigkeit und in reichlicher, vielleicht etwas zu reichlicher Zahl, in vielen bunten Farben schillernd, bescherte. Seit Anfang 1920 schon war die Frage eigener Postwertzeichen für Danzig spruchreif. Im Mai desselben Jahres wurde sie brennend, aber erst am 16. Juni erschienen die ersten Überdruck-Provisorien …, dem Tage, da die Verfassung der Freien Stadt Danzig wirksam wurde. Bis heute sind wiederum über zwei Monate vergangen, da sich die Ausgabe der schon länger geplanten eigenen Postwertzeichen durch allerlei widrige Umstände, den Buchdruckerstreik usw., immer wieder verzögerte.
Nun stehen wir jedoch unmittelbar vor der Ausgabe der ersten „Original Danziger“, und ihnen sei heute ein Wort der Begrüßung gewidmet. Wir haben bereits in Ausgabe 3 der „Briefmarken-Rundschau“ hervorgehoben, daß die künstlerische und drucktechnische Ausführung der neuen Marken, letztere besorgt von der Firma Julius Sauer, Danzig, wohl geeignet ist, auch verwöhnten Ansprüchen zu genügen. Wenn die aus zehn Werten bestehende Reihe … nun an den Schalternzur Ausgabe gelangt, werden uns auch Nichtphilatelisten, die unsere schönen Marken zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, darin recht geben, dass es sich endlich einmal um eine Briefmarken-Ausgabe handelt, mit der Danzig auch im Auslande Ehre einlegen kann und wird. Vielleicht sind die einfarbigen beiden Werte infolge der Farbgebung nicht ganz so gefällig wie die übrigen, aber auch sie unterscheiden sich vorteilhaft z. B. von den bisherigen so geschmacklosen Germaniamarken.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch noch einige Worte zu den Ausführungen sagen, die von der „Danziger Zeitung“ in ihrer Ausgabe Nr. 22 vom 22. Januar als Zuschrift aus dem Leserkreise veröffentlich wurde. Wir stimmen selbstverständlich mit dem Verfasser darin überein, daß Danzig jetzt zeigen sollte und mußte, was es in künstlerischer Beziehung im Gegensatz zu vielen gleichgültigen oder gar hässlichen Briefmarken anderer Länder gerade der letzten Zeit leisten kann. Es ist aber dabei noch einmal hervorzuheben, daß die jetzigen Danziger Briefmarken-Serie noch nicht die endgültige Danziger Freistadt-Ausgabe darstellt, sondern in erster Linie nur der Erinnerung an das Inkrafttreten der eigenen Verfassung am 15. November 1920 dienen sollte. Für die späteren endgültigen Marken, deren Ausgabe sich wohl noch längere Zeit hinziehen wird, dürfte nach unserer Kenntnis sicherlich für den Entwurf der Zeichnung ein Symbol gewählt werden, das mit Danzig ganz eng verknüpft ist, und das wir mit niemand anders auf der Welt zu teilen brauchen. Bereits im Januar 1920 ist der „Danziger Zeitung“ vom Schreiber dieser Zeilen warm befürwortet worden, dass gerade solche Danziger Bauten wie der Rathausturm, das Krantor usw. in ihrer Darstellung auf Briefmarken geeignet wären, den Ruhm von Danzigs architektonischer Schönheit und aller Pracht in der Welt zu künden und Zeugnis abzulegen von dem Wesen des neuen Staates, der seinen alten Traditionen nachzuleben trachtet. Die Danziger Kogge, die mit vielen Segeln fährt, ist bei den Vorläufern der endgültigen Ausgabe, der jetzigen Erinnerungs-Serie, gewiss ein gutes Symbol der Hoffnung auf glücklichere Tage. Neben diesem alten Schiff zeigen die höheren neuen Danziger Werte übrigens auch in der Zeichnung das Danziger Wappen, was sie speziell als Danziger Freistaatmarken kennzeichnet.
Arge Danzig, Rundschreiben 271, 2021, Seite 3653
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Added: 06/05/2021
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