Der vorliegende Beleg ist ein typischer Vertreter der Auflieferungen von Herrn Josef Sonntag nach Cali in Kolumbien. Das ist Derjenige, der 1923 LP-Frankaturen nach Weingarten produzierte.
Er besorgte sich Kolumbien-Ganzsachen-Briefe, die er in einer Druckerei passend bedrucken ließ. Sodann verzierte er sie zusätzlich mit SCADTA-Marken Boliviens, Ecuadors und Kolumbiens, sandte sie vermutlich als Sammelsendung an Josef Goldberger, der wohl informiert war, dass er eine Danzig-Frankatur vornehmen (wenn möglich, mit Sondermarken) und den Brief dann zur nächstmöglichen Zeppelinfahrt im DR aufzugeben habe.
Und das war diesmal die Pommernfahrt 1931 (s. Sonderbestätigungsstempel Briefvorderseite). Am 3.5.31 begann vormittags die Fahrt in Friedrichshafen (s. Stpl. Briefvorderseite rechts unten), und am späten Nachmittag wurde in Stettin gelandet (s. Ank.-Stpl auf der Briefrückseite). Dort wurde der Brief der Luftpost übergeben, die ihn nach Berlin flog (s. Stpl. vom 4.5.31 auf der Briefrückseite). Damit war die Danzig-Frankatur abgegolten.
Dass zusätzlich zur Frankatur der Ganzsache die kolumbianische MiNr. 304 verklebt wurde, diente m. E. der Weiterbeförderung. Diese erfolgte per Schiff in die Hafenstadt Barranquilla an der Nordküste Kolumbiens. Dort wurde der Brief der Deutsch-Kolumbianischen Lufttransportgesellschaft SCADTA übergeben. Das war eine 1919 gegründete Fluglinie in Kolumbien, die erste Amerikas und die zweite weltweit. Sie flog den Brief nach Buenaventura an der Pazifikküste Kolumbiens. Hier wurden am 25.V.1931 die drei SCADTA-Marken Boliviens, Ecuadors und Kolumbiens sowie die Kolumbien MiNr. 304 abgestempelt, nicht aber die Ganzsache. Das SCADTA-Porto ist m. E. durch die grüne SCADTAMarke ohne Nennwert (die ebenfalls schon bei der Abstempelung in Danzig aufgeklebt war) und die kolumbianische SCADTA-Marke (unter dem Werteindruck der Ganzsache) abgegolten.
Am 26. May 1931 (s. Kastenstpl. auf der Briefrückseite) verließ der Brief Buenaventura und kam am selben Tag im ca. 75 km entfernten Cali an, das nur über Schiene oder Straße erreichbar war. Dort wurde dann die Ganzsache mit dem Eingangsstempel entwertet. Der Brief war somit vom 7. April bis 26. Mai 1931 unterwegs.
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Added: 18/05/2021
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