Historisches, Sachbeiträge und Berichte
Die Ballonfernfahrt von Louis Godard von Leipzig nach Tarnau
Dr. Bernd Marczinke, Tel. 06232-26204, bernd.marczinke@t-online.de
In der Zeit vom 24. April bis zum 19. Oktober 1897 fand in Leipzig die „Sächsisch-Thüringische
Industrie- & Gewerbeschau\" statt. Während dieser Zeit führte der französische Ballonfahrer
Louis Godard mehrere Aufstiege mit einem Fesselballon durch, der mit einem Seil am Boden
befestigt war. Gegen eine Gebühr konnte man mit dem Ballon über das Ausstellungsgelände
aufsteigen. Louis Godard leitete zusammen mit Gabriel Yon die Grands Ateliers Aérostatiques
auf dem Pariser Champ de Mars, der damals bedeutendsten Ballonfabrik in Frankreich.
Sonderkarte zur Industrie- und
Gewerbe-Ausstellung in Leipzig 1897
mit Motiv des Fesselballons von Louis Godard.
(Entwurf Louis Glaser)
Rückseitig Ovalstempel
Luftstation des Fesselballons
über Leipzig 23 JUNI 97…
Die Karte wurde am 24. Juni 1897 an den Redakteur
Emil Lenz in Danzig mit einem kurzen Grußtext
verschickt.
„500 m dem Himmel näher grüßt Olaf Thomas Julius
Rudos“
Für den letzten Tag der Veranstaltung wurde eine Freiballon-Fernfahrt angekündigt, die 1 bis 2
Tage andauern sollte. Als Sponsor für diese Fahrt konnte Louis Godard den Besitzer eines der
größten Geschäftshäuser in Leipzig, August Polich, gewinnen. Für die Fahrt wurde eine
Sonderkarte gedruckt, die das Eingangsportal der Gewerbeausstellung sowie ein Portrait von
Godard zeigte. Von diesen Karten konnten ca. 5.000 Stück verkauft werden, wovon 2.400 Stück
mit dem auf den Namen Aug. Polich getauften Ballon nach Tarnau befördert wurden, davon
waren etwa 1.000 Einschreiben.
Die Fahrt des Ballons begann trotz widriger
Wetterverhältnisse am 19. Oktober 1897 um
17:15 in Leipzig und führte zunächst südlich an
Berlin vorbei, bis der Ballon am 20. Oktober
gegen 4 Uhr morgens südöstlich an Danzig
vorbeiflog und dann Kurs auf Königsberg in
Ostpreußen und Wilna in Russland nahm.
Rundschreiben 276, Seite 3846
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Added: 15/08/2023
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