Die Weiterleitung erfolgt über den polnischen Korridor nach Stettin, wo das Paket am
nächsten Tag laut Ankunftsstempel ankommt: STETTIN 1 (Auslandsstelle). Von dort erfolgt
die Beförderung nach Aachen (AACHEN 5 * HBF *), wo das Paket am 7. November 1932
eintrifft, um am selben Tag nach Herbesthal an der belgischen Grenze weitergeleitet zu
werden. Diese Poststelle stempelt alle Briefmarken noch einmal ab, und zwar mit einem
kastenförmigen Handstempel HERBESTHAL POSTEAUX. Warum das geschieht, erschließt
sich mir nicht.
Das Paket kommt schließlich am 8. November 1932 in Brüssel an (s. Kastenstempel auf der
Vorderseite links unten).
Die Kosten für den Versand des Pakets von 5,55 G sind handschriftlich unten links auf
dem Abreißstreifen aufgeführt. Das entspricht dem Betrag, der in Briefmarken verklebt ist.
Und wie wird dieser Betrag errechnet?
Das Paket durchquert auf seinem Weg von Danzig nach Belgien zwei Länder, nämlich Polen
und Deutschland. Jedes dieser Länder, einschließlich Danzig, muss für seine Bemühungen
entlohnt werden.
Der deutsche Tarif für ein Paket bis zu 5 kg nach Belgien, der auch für Danzig gilt, beträgt
1,55 RM = 1,90 Goldfranken (GF). 1 GF entspricht 1 Danziger Gulden (G).
Die Transitkosten summieren sich wie folgt:
Danzig 0,75 GF + Polen 0,50 GF + Deutschland 0,50 GF + Belgien 0,90 GF = 2,65 GF.
Für die Versicherung hat der Weltpostverein festgelegt: max. 0,50 GF pro 300 GF. Von
diesem Betrag müssen alle am Transport beteiligten Länder 0,05 GF pro 300 GF erhalten.
Danzig berechnet 0,40 GF pro 300 GF. Die Versicherungsgebühr besteht aus dem
Sechsfachen, also 2,40 GF. Davon erhalten Polen, Deutschland und Belgien jeweils 6 x 0,05
GF = 0,30 GF.
Ab 1. Oktober 1925 ist zu der errechneten Versicherungsgebühr noch eine Bearbeitungsgebühr von 0,50 GF zu addieren. Damit ergibt sich für Danzig eine gesamte
Versicherungsgebühr von 2,90 GF. Diese 2,90 GF, addiert mit den Transitkosten von 2,65
GF, ergeben den Gesamtbetrag von 5,55 GF, wie er unten links auf der Kartenvorderseite
angegeben ist.
Der Betrag 1,20 in dem rot umrandeten kastenförmigen Handstempel „Weiterfranko“ setzt
sich zusammen aus dem Transitanteil von 0,90 GF für Belgien und der anteiligen
Versicherungsgebühr von 0,30 GF = 1,20 GF. Dieser Stempel wurde in Aachen angebracht
und ausgefüllt, um den an Belgien zu zahlenden Betrag zu kennzeichnen.
Wurde das Paket zugestellt? Auf der Rückseite befindet sich keine Unterschrift für einen
Empfang. Aber das sehe ich oft auf Karten ins Ausland.
Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass das Paket zurückgeschickt wurde, wie etwa mit
Transit- oder Ankunftsstempel, wie in Danzig geläufig.
Ist dies eine offiziell gedruckte Auslandspaketkarte oder eine private Karte? Offizielle Karten
haben den Code A 20 und einen Druckvermerk der Reichsdruckerei oder der LPD Danzig.
Auf dieser Karte steht jedoch unten links der Name des Druckers: A. Müller vorm.
Wedel\'sche Hofbuchdruckerei Danzig; also handelt es sich wohl um einen Privatdruck.
Mir sind nur zwei weitere Karten (A 20) mit dem Namen dieses Druckers bekannt.
Die Tatsache, dass der Abreißstreifen noch vorhanden ist, deutet darauf hin, dass die Karte
nicht von der Post einbehalten, sondern dem Empfänger überlassen wurde.
Soweit ich weiß, ist dies die einzige vollständig erhaltene Karte, die von Danzig nach Belgien
geschickt wurde.
Ich danke sehr Robin Pizer für seine Hilfe bei der Erläuterung der Portoaufschlüsselung.
Rundschreiben 283, Seite 4129
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Added: 10/06/2024
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