Aus alten Zeitschriften und Zeitungen
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@vanwaardhuizen.com]
Briefmarken-Rundschau vom 14. April 1921
Beilage der Danziger Zeitung Nr. 15 (Zweiter Jahrgang)
Ein Danziger Polenblatt über das Briefmarkensammeln.
Die „Briefmarken-Rundschau“ der „Danziger Zeitung“ begrüßt es mit ganz besonderer Freude, daß
jetzt auch die polnische Tagespresse mehr und mehr Gelegenheit nimmt, sich mit der Briefmarkenkunde zu beschäftigen. So finden wir in einer der letzten Ausgaben des „Dziennik Gdansk“
(„Danziger Tagebuch“) unter dem Titel „Einige Worte über die Philatelie“ einen kleinen Beitrag, der
auch auf Interesse bei unseren Lesern rechnen darf.
Es heißt darin:
„Es ist verwunderlich, daß man mit philatelistischen Angelegenheiten in Polen wenig bekannt ist, und
sogar Leute, die sich zu den Gebildeten rechnen, das Wort „Philatelie“ nicht kennen. Tatsächlich ist
die Briefmarkenkunde es wert, dass man sich ihrer annimmt, denn sie hat manche gute Seite. Danzig
hat z. Zt. den großen Wert der kleinen Marken erkannt; und in der regsamen Stadt bemüht sich nun
klein und groß um die Komplettierung seiner oder fremder Sätze.
Worin beruht eigentlich der Gewinn, und welcher Ruhm entsteht aus solch einer Briefmarkensammlung? Vor allen Dingen hat sie großen materiellen Nutzen und erleichtert die Unterbringung kleiner
Ersparnisse in Wertvollen sehr wenig umfangreichen und leicht übertragbaren „Valuten“ oder
Papieren. Außerdem fördert die Philatelie namentlich bei den Jüngeren das Gefühl ästhetischer
Auffassung, ferner aber auch die Sparsamkeit, und sie entwickelt auch bei den Kindern kaufmännische
Fähigkeiten. Schließlich verbreitet sie geographisches Wissen und Kenntnis der Geschichte, da die
Mehrzahl der meisten Briefmarken aus irgendeinem wichtigen politischen Anlass herausgegeben
werden, um auf solche Art die Erinnerung wach zu halten.
Die Schäden der Philatelie sind demgegenüber recht klein. Es mag vorkommen, dass jemand sich
übereifrig dem Briefmarkensammeln widmet, dies kann jedoch nur anormalen Leuten passieren. Es
gibt Sammler, die auch ohne Kenntnisse der Philatelie auf andere Art ihre Neigungen zu befriedigen
pflegen, und sogar dann braucht man im Sammeln nicht durchaus etwas Krankhaftes zu sehen, da es
nicht zur Verschwendung treibt, sondern die Sparsamkeit fördert.
Viele Bemerkungen betreffen nur den persönlichen Nutzen einer Briefmarkensammlung. Die
Philatelie hat jedoch auch eine weitere Bedeutung. Sie trägt vor allen Dingen zur Hebung der
Postorganisation bei, kontrolliert und reinigt die Post von verschiedenen schlechten Eigentümlichkeiten, ist ein eigenes Exportobjekt bis zu der Stufe, das verschiedene kleinere Staaten sich durch die
Philatelie direkt erhalten. Ebenso spielt die Philatelie in der Anknüpfung von Verbindungen zwischen
den einzelnen Staaten eine sehr wichtige Rolle.
Hiermit sind die Vorzüge der Philatelie nicht erschöpft, aber diese Bemerkungen mögen vorerst
genügen, bevor der „Dziennik Gdansk“ dazu übergeht, eine besondere philatelistische Spalte zu
schaffen.“
Danzig. In etwa 14 Tagen werden, wie die „Briefmarken-Rundschau“ erfährt, einige neue Flugpostmarken herauskommen, die infolge des wieder aufgenommene Flugpostverkehres mit Deutschland
usw. nötig werden. Da die Vorräte an den bisherigen Danziger Flugpostmarken inzwischen auf den
Postämtern längst erschöpft sind, ist ein völliger Neudruck von Flugpostmarken erforderlich
geworden. Es handelt sich um vier Marken in völlig neuer Zeichnung, die in diesen Tagen in Druck
gegeben werden und über die wir in nächster Ausgabe Näheres berichten werden.
Rundschreiben 283, Seite 4148
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Added: 10/06/2024
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