Historisches, Sachbeiträge und Berichte
Vor 75 Jahren; deutsch-polnischer Nichtangriffspakt.
[Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, E-Mail; martin.jenrich@web.de]
Die im Versailler Vertrag von 1919 festgelegten Gebietsabtretungen Deutschlands an das wiedererstandene Polen belasteten das deutsch-polnische Verhältnis in der Zwischenkriegszeit schwer. Die Forderung nach einer Revision der östlichen Grenze blieb eines der Hauptziele der Außenpolitik der Weimarer Republik. Wichtigste Konfliktpunkte zwischen den beiden Staaten waren der polnische Zugang zur Ostsee, der das deutsche Ostpreußen vom Rest Deutschlands abtrennte, die ehemals deutsche, nun unter Völkerbundmandat stehende 'Freie Stadt Danzig' sowie die restriktive Minderheitenpolitik Polens, die die dort verbliebenen 1 Mio. Deutschen benachteiligte.
In den ersten Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die polenfeindliche Politik fortgesetzt. Hitler strebte jedoch aus taktischen Gründen eine Annähe-rung an; Polen sollte als Rohstofflieferant dienen und das französische Bündnissystem in Ostmitteleuropa geschwächt werden. Eine kurzfristige Grenzrevision spielte nun eine untergeordnete Rolle. Im Mai 1933 begannen daher Sondierungsgespräche.
Polen, das sich sowohl vom Deutschen Reich als auch von der Sowjetunion bedroht fühlte und ein Arrangement mit beiden Staaten anstrebte, nahm das deutsche Angebot zu einem Nichtangriffspakt an.
Am 26. Januar 1934 unterzeichneten Reichsaußenminister Konstantin von Neurath (1873-1956) und der polnische Botschafter Jozef Lipski (1894-1958) in Berlin den auf zehn Jahre befristeten Vertrag. Beide Staaten verpflichteten sich, Probleme wirtschaftlicher, politischer und kultureller Art friedlich zu lösen, wobei letztgenannte sich hauptsächlich auf das Minderheitenproblem bezogen.
Der Nichtangriffspakt enthielt keinen Verzicht auf Gebietsansprüche der deutschen Seite.
Ihm folgten die Beendigung eines jahrelangen Zollkriegs im Frühjahr 1934 und ein regulärer Wirtschaftsvertrag im November 1934.
In den gleichgeschalteten Medien im Deutschen Reich blieb in den nächsten Jahren die polenfeindliche Propaganda aus. Als die deutsche Wiederaufrüstung fortgeschritten war, zielte Hitler ab Oktober 1938 darauf, Polen zu einem deutschen Satellitenstaat zu machen. Als Polen im Winter 1938/39 nicht auf die deutschen Forderungen nach dem Bau einer exterritorialen Eisenbahn und Autobahn durch polnisches Gebiet einging sowie nach dem Eintritt Polens in den Antikominternpakt spitzte sich die Situation zu. Eine englische und eine französische Garantieerklärung für Polen nahm Hitler am 28. April 1939 zum Anlass, den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt einseitig zu kündigen. Er bestand also nur fünf Jahre.
Die polenfeindliche Propaganda setzte unverzüglich ein. Mit dem Beschuss der Danziger Westerplatte begann Deutschland dann am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg.
Quelle; Wikipedia.
Arge Danzig, Rundschreiben 223, Seite 1892.
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Added: 18/07/2009
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