>> Danzigs Verhältnis zu Polen:
waren, bezeugen somit weniger seine Oberhoheit, als die Wahrnehmung der wichtigsten landesherrlichen Befugnisse durch die Stadt selbst. Sie war ein selbständiger Staat und ist als solcher auch von anderen Staaten anerkannt worden.
Danzig und die europäische Mächte:
Danzig war als Stadt mit deutschem Recht von deutschen Kaufleuten und Handwerkern begründet worden, um die land- und waldwirtschaftlichen Überschüsse des Weichsellandes der Versorgung Mittel- und Westeuropas zuzuführen. Da die Deutsche Hanse, der die Stadt angehörte, im weitesten Umfange diesen Warenaustausch zwischen allen Länern Europas bewirkte, konnte es nicht ausbleiben, daß auch Danzig frühzeitig in engste wirtschaftliche und politische Beziehungen zu ihnen trat. Es hat schließlich mehr den Handel zwischen Osteuropa und Westeuropa, als zwischen dem deutschen Osten und dem deutschen Mutterlande vermittelt. Da dieser Handel fast ausschließlich über die Ostsee durch den Sund nach der Nordsee erfolgte, gewähren die Verzeichnisse über den Zoll, der für den dänischen König im Sunde erhoben wurde, Auskunft über die Güter, die vom Westen her nach Danzig eingeführt und von ihm aus dorthin ausgeführt worden sind. Es ist verständlich, daß die Regierungen der Länder, die an diesem Handel beteiligt waren, um die Verhältnisse im Weichsellande sich stets eifrig bekümmert haben. Sie unterhielten in Danzig Konsuln und Residenten, gleichwie die Stadt an den auswärtigen Höfen ihre ständigen Vertreter hatte. Auch war diesen Staaten sehr daran gelegen, daß die Sicherheit und d.h. die Freiheit Danzigs nicht gefährdet und der Verkehr in seinem Hafen nicht beeinträchtigt wurde. Sie haben, um die Gunst des Danziger Rates und Kaufmanns zu gewinnen und zu erhalten, diesem wiederholt Vorrechte bei sich selbst gewährt. Zahlreiche Schreiben und Urkunden, die zwischen Danzig und den europäischen Staaten gewechselt wurden, bezeugen, daß diese von dem Wert der Selbständigkeit Danzigs für ihre eigene Politik überzeugt waren und diese daher zu fördern suchten. Eine Abhängigkeit Danzigs von Polen wird in diesem politischen Meinungsaustausch niemals vorausgesetzt, anerkannt oder als erwünscht bezeichnet.
England hat sich schon im 14. Jahrhundert aus Danzig in wachsenden Umfange Getreide, Holz zum Schiffsbau, Pottasche, Teer, Flachs und andere Güter beschafft und dafür Wolle, Tuche und Laken geliefert. 1391 gab es in Danzig eine Vereinigung der englischen Kaufleute. Auch der spätere König Heinrich IV. hat sich auf der Reise zu einem Feldzuge des Deutschen Ordens gegen die Litauer in Danzig aufgehalten. Der Krieg der Hanse gegen England in den Jahren 1469 - 1479 hat diese Beziehungen nur kurze Zeit unterbrochen; sie erreichten eine besondere Blüte in der Mitte des 16. Jahrhunderts. England konnte die Zufuhr von Getreide für die Ernährung seiner Bevölkerung und von Holz zum Aufbau seine Flotte nicht entbehren. Mehrfach gingen Gesandte hinüber und herüber. Ein Danziger, Georg Lisemann, war in jenen Jahrzehnten der ständige Vertreter der Hansestädte in London. König Heinrich VIII. bat 1537 den Danziger Rat, dessen Mitglieder er als "seine teuersten Freunde" bezeichnete, "im Hinblich auf die alte und gegenseitige >>
Geschichte der Freie Stadt Danzig, Erich Keyzer, Seite 16.
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Added: 11/11/2010
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