Gallery » Rundschreiben 242 - 1. Quartal 2014 » Wo ich als Danziger Kind baden ging
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>> Wo ich als Danziger Kind baden ging
Wir Kinder waren ja fast alle Wasserratten und verbrachten die meiste Zeit der Sommerferien am nächstgelegenen Badestrand auf der Westerplatte. Vom Bootsanleger in Neufahrwasser an der Hafenstraße (zwischen Schul- und Schleusenstraße) ruderte Fährmann Preuß (wohnhaft Olivaer Straße 8) das graue Boot, in dem ca. 20 Personen Platz hatten, über den Hafenkanal zur Westerplatte. Es war nicht so einfach, das Ruderboot zum anderen Ufer zu bringen, denn große Schiffe, die vorbeifuhren, verursachten einen ziemlichen Wellengang.
Vom Anleger auf der Westenplatte war es nicht weit zum Strand; links der polnische Teil der Wester-platte und rechts des Weges die Hafenbetriebsstätten. Meistens sind wir mit mehreren Kindern zum Baden gefahren, barfuß, bekleidet nur mit einer Turn- oder Badehose, eine Pille (Ball) zum Spielen dabei, als Verpflegung vielleicht noch eine Stulle und einen Apfel.
Vor dem ersten Wellenbrecher konnten die kleineren Kinder unter Aufsicht eines älteren Jungen ins Wasser. Unsere Schwimmart war „Hundchen" (eine Art Kraulen) bis zum „Kleinen", einem Pfahl, der aus dem Wasser ragte, und wieder zurück. Danach legten wir uns zum Trocknen in den oft heißen Sand. Am Ende des Wellenbrechers stand ein sog. „Dreipfahl". Dort passierte einmal ein schrecklicher Unfall. Ein Junge sprang von diesem Pfahl kopfüber ins Wasser und traf auf Pfähle, die sich unter Wasser befanden. Der Rettungsdienst konnte ihn nur noch tot bergen.
*- Fährboot Neufahrwasser-Westerplatte
*- Hinweis (deutsch, polnisch)
*- Hinweis (deutsch, polnisch)
Als Schulkinder sind wir ab und zu auch nach Brösen in die Badeanstalt gefahren. Hier erhielt ich auch mein Freischwimmer-Zeugnis. Die Badeanstalt war dreigeteilt: links Herrenbad, in der Mitte Familienbad, rechts Damenbad. Auf den Holzstegen gab es einige Umkleidekabinen; als Abgrenzung für Nichtschwimmer war am Ende der Stege zwischen Damen- und Herrenbad eine Leine gezogen. Hinter dieser Leine war das Wasser tief. Hier schwamm man unter Aufsicht des Bademeisters eine Viertelstunde lang und erhielt dann das Freischwimmer-Zeugnis. Später, als wir größer waren, schwammen wir auch weiter raus zum sogenannten „Käs". Das war eine große verankerte Holzscheibe, Durchmesser ca. 5 m, mit einem Loch in der Mitte. Hier konnten wir gut tauchen.
In manchen Jahren sind wir im Ferienmonat Juli auch vom Beamtenbund aus mit der Straßenbahn Linie 9 (Neufahrwasser - Langfuhr) nach Brösen gefahren. Die Fahrkarte hing in einer Plastehülle um den Hals. Die einzelnen Schülergruppen wurden von Lehrern betreut, und zum Spielen gingen wir ins Brösener Wäldchen (Nähe Kriegerdenkmal) und dann an den Strand zum Baden. Danach gab es am Kurhaus für jedes Kind einen Becher heiße Milch und ein Brötchen mit Butter. Manchmal, wenn ein Schüler fehlte, hatte der Lehrer eine Karte für Milch und Brötchen übrig. Dann freute sich eines der Kinder über eine doppelte Ration. Nie hat mir ein Butterbrötchen so gut wie damals in Brösen geschmeckt!
Noch heute denke ich gerne zurück an die Jugend- und die Ferienzeit am Strand auf der Westerplatte und in Brösen.
Arge Danzig, Rundschreiben 242, Seite 2553.
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Added: 02/06/2014
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