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Gallery » Rundschreiben 243 - 2. Quartal 2014 » Aushilfsmarken für Postkarten



Aushilfsmarken für Postkarten (Schüler-Handbuch 2012, Seite 92)


[Martin Jenrich, Tel.030-9914166, E-Mail: martin.jenrich@web.de]

Bei der derzeitigen Überarbeitung des Schüler-Handbuchs fiel mir auf, dass es nötig ist, die Seite 92 zu vervollständigen.

Es heißt dort:

Diese Aushilfsmarken wurden für Postkarten verwendet. Es sind irrtümlich überdruckte Freimarken des Deutschen Reiches der MiNr. 86 und 99, die auf leere Kartonvorlagen geklebt waren. Diese überdruckten Marken wurden von den Postkunden der Post zurückgegeben.

Der sehr knapp dargestellte Sachverhalt bedarf nach meiner Auffassung bezüglich des Zustandekommens der o. a. Aushilfsmarken einer ausführlicheren Erklärung. Warum?

Neben der Briefmarkenproduktion gab die Danziger Post auch die Herstellung von Ganzsachen in Auftrag. Im September 1920 wurden infolge der inzwischen eingetretenen Portoerhöhung für Postkarten aus den noch in Danzig lagernden Ganzsachenbeständen des Deutschen Reiches (DR GA P 110 I = 7½ Pf., P 107 I = 10 Pf., P 112 = 7½ Pf. mit Frage- und Antwortteil sowie P 113 = 10 Pf. mit Frage- und Antwortteil) überdruckte Ganzsachen-Provisorien zu je 30 Pf. hergestellt, die im MICHEL Ganzsachen-Katalog Deutschland (Freie Stadt Danzig) unter MiNr. P 6 bis P 9 gelistet sind.


Die auf den Ur-Ganzsachen befindliche alte Landesbezeichnung DEUTSCHES REICH wurde durch einen Rasterbalken überdeckt und darüber im Bogen der neue Landesname DANZIG aufgebracht. Die alten Wertangaben (7½ Pf. und 10 Pf.) wurden beiderseits mit einer 30 überdruckt. Der gesamte Aufdruck wurde in dunkelroter Farbe ausgeführt.

Im Vorfeld zur Herstellung dieser Danziger Ganzsachen-Provisorien MiNr. P 6 bis P 9 hat die Danziger Postverwaltung in der Zeit vom 20.7. bis zum 2.8.1920 zur Ablieferung der in den Händen des Publikums noch befindlichen Ganzsachen des Deutschen Reiches zum Zweck des Umtausches aufgerufen. Auf Wunsch wurde der Nennwert auch in bar vergütet. Diese Aktion diente hauptsächlich zur Ersparung von Papier. Im Verfolg dieser Maßnahme wurden jedoch neben den eigentlichen DR-Ganzsachen auch vereinzelt bereits mit Briefmarken des DR beklebte Postkartenformulare eingeliefert und versehentlich ebenfalls mit überdruckt und wieder in den Postverkehr gebracht (Mi-Nr. 86 = 10 Pf. Germania und Mi-Nr. 99 = 7½ Pf. Germania).

Das ist in groben Zügen die Entstehungsgeschichte der beiden im MICHEL Deutschland-Spezial aufgeführten Danziger MiNr. I und II, die m. E. fälschlich als „Aushilfsmarken für Postkarten“ bezeichnet werden (fälschlich insofern, als ihre Ausgabe als Aushilfsmarken ja niemals beabsichtigt war).


Von der MiNr. I wurde bisher nur ein echt gestempeltes Exemplar auf einer gelaufenen Postkarte festgestellt. Von der MiNr. II sind 14 ungebrauchte und 4 gebrauchte Stücke bekannt.

Anmerkung: 

Diese Informationen stammen sinngemäß aus „Kleines Handbuch der Ganzsachen von Danzig und des polnischen Postamts Danzig“ v. Curt Michaelis, Preetz, Ausg. 1973, S. 7 und 8.


Arge Danzig, Rundschreiben 243, Seite 2575.


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Added: 03/06/2014
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