>> Der Deutsche Ritterorden
[Bernd Marczinke, Tel. 06232-26204, eMail: bernd.marczinke@t-online.de]
Die wenigen polnischen Garnisonstruppen verschanzten sich in der direkt vor der Stadt gelegenen Burg, wo sie belagert wurden. Ein Entsatzheer der Deutschritter unter Heinrich von Plötzke und Günther von Schwarzburg erreichte im August die Burg, woraufhin sich die Brandenburger kampflos ergaben und abzogen. Die rebellische Stadtbevölkerung leistete dagegen weiterhin Widerstand und wurde ab September nun ihrerseits von den polnischen Garnisonstruppen unter Bogusza sowie den Ordensrittern belagert. Schließlich zog Bogusza mit den polnischen Garnisonstruppen ab und die Deutschritter setzen die Belagerung Danzigs alleine fort. In der Nacht vom 12. auf den 13. November 1308 erstürmten die Ritter die Stadt und beendeten die Rebellion. Was genau in dieser Nacht passierte, ist geschichtlich umstritten. Unzweifelhaft ist mittlerweile, dass große Teile der alten Stadt Danzig vom Deutschen Orden zerstört wurden.
Der Markgraf von Brandenburg und die pommerschen Rebellen waren nun zwar geschlagen, dafür hielt aber nun der Deutsche Orden die Stadt besetzt. Da der polnische König Wladyslaw die versprochene Entschädigung der Ordensritter nicht auftreiben konnte, gliederte der Orden die Stadt in seinen Besitz ein. Nach der Eroberung durch den Orden stieg die Zuwanderung Deutscher stark an, ausgelöst durch die wirtschaftliche Prosperität der Hansestadt. 1343 verlieh der Orden der Stadt Kulmer Recht und 1361 wurde Danzig Vollmitglied der Hanse.
Die Übernahme Danzigs durch den Deutschen Orden führte zum Zerwürfnis zwischen dem Orden und den polnischen Fürsten, die zuvor enge Verbündete im gemeinsamen Kampf gegen die heidnischen Pruzzen waren. Weitere Konflikte zwischen Danzig und dem Orden gab es nach der Schlacht von Tannenberg 1410, da Danzig sich voreilig auf die Seite des polnischen Königs schlug, der zwar die Schlacht gewann, jedoch nicht den Krieg. Der neue Hochmeister Heinrich von Plauen ließ deswegen 1411 einige Ratsherren Danzigs hinrichten, darunter Arnold Hecht und Conrad Letzkau. Dies trug zur Ablehnung der Ordensherrschaft und zur Bildung des Preußischen Bundes bei.
Danzig sagte sich 1454 vom Deutschen Orden los und unterstellte sich als autonomer Teil von Königlich Preußen dem polnischen König.
Sonderkarte zur Pfingsttagung 1932 des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA) mit Bild eines Ordensritters
Der Deutsche Orden wurde im protestantischen Preußen nicht zuletzt aufgrund dessen kriegerischer Auseinandersetzungen mit den preußischen Ständen in der Mitte des 15. Jahrhunderts distanziert betrachtet. Erst in Folge der napoleonischen Kriege setzte ein Umschwung ein. Der Orden verkörperte fortan die „deutsche Mission im Osten“ und übernahm in der Geschichtsschreibung die Rolle eines „Kulturträgers gegen das Slawentum“.
Damit begann Anfang des 19. Jahrhunderts eine kontroverse Bewertung des Deutschen Ordens zwischen polnischen Intellektuellen und preußisch-deutschen Historikern. Während polnische Publikationen dem Orden unter anderem einen Genozid an den Pruzzen und eine hemmungslose Eroberungspolitik unterstellten, stilisierten deutsche Historiker den Orden zum germanischen Kulturträger.
Aufgrund der territorialen Abtretungen nach dem Ersten Weltkrieg an den neugeschaffenen polnischen Staat entwickelte sich dort eine überparteilich getragene Propaganda, welche an die Deutschordenstradition dieser Gebiete anknüpfte. Im Rahmen der Volksabstimmungen wurde von deutscher Seite intensiv an die „Ostlandtradition“ des Deutschen Ordens erinnert. Ganze Straßenzüge wurden in dieser Zeit mit Ordenskreuzen auf Wimpeln und Fahnen geschmückt.
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Arge Danzig, Rundschreiben 247, 2. Quartal 2015, Seite 2709.
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Added: 03/09/2015
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