Prof. Dr. U. E. Klein: Provozierende Ansichten eines Danzig-Sammlers
10 Weitere Aufdruck-Probleme
Unsinn ist auch die Bemerkung nach Mi.-Nr. 71, dass einige Doppeldrucke mit schwarzem Durchstich Fälschungen sind; sie sind tatsächlich echt. Die Farbbezeichnung bei Mi.-Nr. 66Y sollte dunkelopalgrün lauten, wie bei Mi.-Nr. 112, wegen beider späterer Herstellung. Ein grotesker Unsinn ist schließlich noch der Satz nach Mi.-Nr. 169P, der Aufdruck Mi.-Nr. 174 sei auch auf der (Kogge-)Marke Mi.-Nr. 56 bekannt. Tatsächlich wurde ein Fehler aus dem Schüler-Katalog übernommen; dort hatte man die 1 vergessen. Es muss nämlich heißen, dass der Aufdruck der Mi.-Nr. 174 auch auf einer Mi.-Nr. 156 geschnitten vor-kommt und zwar in Braunrot!
Schließlich sind im Michel-Spezial die Ausgabedaten für die Marken und Sätze 123Y-129Y, 259, D21 X und Y sowie D3OY bis 34Y fröhlich fehlerhaft!
Am Ende dieses Berichtes muss dem Michel-Katalog aber auch Anerkennung gezollt werden, weil es kein besseres, derartig kompaktes Standardwerk für unser Sammelgebiet gibt. Für den unerfahrenen Sammler sollte es wichtig sein, bei vielem, was sich Probedruck nennt, auf der Hut zu bleiben. Bei vielem verdichtet sich der Verdacht nämlich auf Manipulation, d. h. Produktion nach bereits erfolgter Markenausgabe, um den Sammler um einige zusätzliche Fränkli zu erleichtern.
11 Portomarken (Mi.-Nr. P 30 — P 39)
Jetzt noch etwas zur Postdruckerei, welche den Druck der Portomarken im Löwenmuster auf Wasserzeichenpapier Fliesen durchführte. Zwei Auflagen sind bekannt, die erste dunkelblau, die zweite ultramarin. Was macht der Michel-Katalog daraus: ,,dunkelkobalt/Töne" ! Für fortgeschrittene Danzig-Sammler, die selbstverständlich a und aa im Satz 193-201 unterscheiden können, und das sind die Benutzer des Spezial(?), sind diese Farben durchaus unterscheidbar, wenn man z. B. den Satz Mi.-Nr. Porto 38 und 39 als Vergleichsvorlage benutzt, denn diese Marken stammen nur aus der zweiten Auflage.
Der Feldfehler 15 in Blockschrift (Mi.-Nr. 38 I) stammt von Feld 65/Platte II (= 2. Auflage). Er kommt auch auf Feld 65/Platte I für die Mi.-Nr. 30, 5 Pfg. -Portomarke, vor. Die Platte II für den Aufdruck mit 15 Pfg. wurde also aus der Platte I durch einfache Ergänzung mit einer 1 hergestellt.
Dagegegen kommt der Feldfehler 4 in Blockschrift (30 I) bei Platte I auf Feld 18 und dann auch auf Platte II, nur hier auf Feld 35, vor. Wer war wohl der Hersteller dieser Druckplatten ? Nicht die Postdruckerei, sondern die Fa. Julius Sauer ! (Die Blockschrift 5 in 50, Mi.-Nr. Porto 35 I ist dagegen bisher nur auf Platte II gefunden worden, Feld unbekannt).
12 Abschiedausgabe (Mi.-Nr. DR 716 -- 729)
Ein edler Wettstreit fand schließlich statt zwischen zwei Druckereien für die so genannte Danzig-Abschiedsausgabe Mi.-Nr. DR 716 bis 729.
In Danzig wurden von der Postdruckerei Aufdrucke auf die schon von ihr früher gedruck-ten Werte der neuen Wappenausgabe noch mit Wasserzeichenpapier 3Y zu 7, 20 und 35 Pfg. (Danzig Mi.-Nr. 236, 245 und 215 c - teilweise Makulatur) und die schon früher aus Berlin gelieferten Werte Danzig Mi.-Nr. 213 (als DR 729x - Wasserzeichen Rauten - Krantormotiv) zu 2 Gulden durchgeführt, sowie auch auf dem Wert Danzig Mi.-Nr. 297, Wasserzeichen Hakenkreuze, Oliva-Motiv, zu 1 Gulden (als DR 728x).
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Rundschreiben 188, Literaturbeilage 996, 15. Juni 2000, Seite 23.
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Added: 23/11/2015
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