>> Was geht in Danzig vor?
Wir protestieren!
Die Danziger O.P.D. schweigt.
Der neueste Nachtrag zum Michel-Katalog vom Juli-August bringt ein Kapitel über Spekulationsmarken, in dem wir auf folgende Zeilen stoßen: "Ein schlimmeres Land als Spekulationsobjekt für die Sammlertaschen als Danzig oder gar Memel kann nicht gut gedacht werden, dagegen war der kürzlich verstorbene Seebeck ein reiner Waisenknabe."
Fast gleichzeitig geht uns die politisch sehr bedeutende und überall im Auslande viel gelesene "Neue Zürcher Zeitung" vom Sonntag, dem 22. Juli 1923 zu, die wieder eine gute Spalte "Philatelie" enthält, in der es gleich zu Anfang heißt: "Wie in Deutschland, so sind auch in der Freien Stadt Danzig die dreistelligen Markwerte infolge der neuerdings eingetretenen erheblichen Portoerhöhungen zu viel gebrauchten niederen Werten geworden. Infolgedessen wird der bisher großformatige Freimarkenwert zu 500 Mark der Papierersparnis halber im bekannten kleinen Löwenwappenmuster hergestellt, aber eigenartigerweise immer noch im kostspieligen Doppelfarbendruck grau und rot, wohl um Gelegenheit zu schaffen, der Marke gelegentlich eine einfarbig ausgeführte Nachfolgerin zu geben und den Staatssäckel wieder einmal auf Kosten der Philatelisten zu füllen. Ferner ist aus dem kleinen "Raubstaate" (!) ein neuer Dienstmarkenwert zu melden" usw.
Also einen Raubstaat nennt das angesehene Züricher Blatt nur der Markenwirtschaft wegen jetzt schon unseren Freistaat. Wenngleich dieser unfreundliche Ausdruck übertrieben erscheint, so ist es doch tief beklagenswert, daß die Danziger Briefmarkenwirtschaft in neuerer Zeit und namentlich gerade jetzt, wo eine hoffentlich bald eintretende Währungsreform so lebhaft nach allen Richtungen hin erörtert wird, wo Danzig das größte Interesse daran haben muß, sich auch außerhalb seiner Grenzen für seine weitgehenden Finanzpläne eine gute Presse zu sichern, überhaupt dazu Anlaß geben könnte, solche Ausdrükke zu prägen.
Die "Briefmarken-Rundschau" hat wieder und immer wieder die maßgebende Stelle der Freistaatpostverwaltung davor gewarnt, den Bogen nicht zu straff zu spannen und bei der Herausgabe von neuen Marken die soliden Grundsätze eines ehrbaren Kaufmannes nicht in alle Winde zu schlagen. Umsonst! Besonders kraß war der Fall mit der sogenannten III. Flugpostausgabe auf geändertem Wasserzeichenpapier, für die überhaupt keine Notwen-digkeit vorlag und die nur zugunsten gewisser Händler- und Spekulanteninteressen das Tageslicht erblickte (Michel-Nr. 112-118).
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Arge Danzig, Rundschreiben 184, Literaturbeilage 989, 1.Juni 1999, Seite 2.
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Added: 19/11/2015
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