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Die Druckerei Sauer
Nach Hans Georg Siegler "Danzig - Chronik eines Jahrtausends" Seite 293 hatte die Druckerei Sauer im Jahre 1908 die stolze Zahl von 350 Arbeitern. Es war also ein "recht ordentlicher" Betrieb.
Die Druckerei bekam im Sommer 1920 den Auftrag, Briefmarkenbögen der reichsdeutschen Germaniamarken zu überdrucken, erstmals für den 25 Pfg. Wert der Sternprovisorien, fast gleichzeitig für die ersten Schrägdrucke Michel-Nr. 21 - 25.
Holtz schreibt dazu: Da die deutschen Hundertbogen nicht ganz in die Druckmaschine (der Fa. Sauer) hineinpaßten, wurden der rechte und der untere Bogenrand vor dem Bedrucken abgetrennt.
Das klingt etwas merkwürdig für eine so große Druckerei, und es stimmt auch nicht. Die genannten Bogenränder wurden abgetrennt, weil sie unterschiedlich groß geschnitten waren. Hätte man sie so eingelegt, dann hätten die Aufdrucke bei jedem Bogen anders "gesessen": Mal höher, mal tiefer - nach rechts oder nach links verschoben oder auch kombiniert verschoben. Mit dem Abtrennen der beiden Ränder hatte man aber, unter- und rechtskantig eingelegt, mit einmaligem Ausrichten der Aufdruckplatte die Gewähr für die richtige Zentrierung des Aufdrucks.
Inzwischen sind Bögen bekannt geworden, bei denen der linke und der obere Rand abgetrennt worden sind; hierzu mußte die Aufdruckplatte dann lediglich um 180 Grad gedreht werden. Für postalische Zwecke ist dies aber wegen der täglichen Abrechnung unzweckmäßig, weil die Rei-henwertzähler fehlen.
Druckverfahren
Holtz schreibt: Eine Zeichnung des Aufdrucks wurde fotografiert, von dem Foto stellte man zehn Abzüge her, die nebeneinander auf einen Streifen geklebt wurden. Durch weitere Bearbeitung (auf die hier nicht näher eingegangen werden soll) entstand eine Pappmatrize, also eine Art Hohlform von zehn späteren Aufdruckfeldern waagerecht nebeneinander:
Oben: Schematische Darstellung einer Pappmatrize. Die senkrechten Trennstriche sind natürlich auf der Pappmatrize nicht vorhanden.
Bis zur Beendigung dieses Arbeltsvorganges sind schon mehr oder minder kleine Abweichungen in den einzelnen zehn "Feldern" entstanden, wie verschiedene Längen und/oder Breiten in der vorderen Spitze des D, im Schlußstrich des g, in Form, Größe und Abstand des i-Punktes.
Es ist klar, daß bei weiterem Duplizieren oder Vervielfältigen der Pappmatrize oder gar beim Ausfüllen mit Schriftgußmasse diese kleinen Unterscheidungsmerkmale sich wiederholen, beim Ausfüllen mit Schriftgußmasse sogar weitere Abweichungen entstehen können.
Angeblich ist zwölfmal mit Schriftgußmasse gefüllt worden. Diese Schriftgußmasse bestand (nach heutiger Auffassung)aus einer Mischung von Blei, Zinn und Antimon - nicht aber aus Zink, wie Holtz angab. Löst man nach dem Erkalten der Masse den Streifen aus der Pappform, so hat man jetzt die Wörter "Danzig" und die Balken spiegelverkehrt und außerdem nicht mehr "hohl", sondern erhaben, also echte Buchstaben:
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Rundschreiben 161, Literaturbeilage 951, Seite 2.
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Added: 14/10/2015
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