Integrierte Danziger Postorte
(Rahmenhandlung mit kopfstehendem Rahmen) - - Hugo Klafotsky - 1.4.1984
Im September 1920-konnte Herr Nau als höherer Danziger Postbeamter für 3560 RM einen schönen Großen-Innendienst bei seinem Brötchengeber erwerben, was er verständlicherweise auch tat, wie fast alle seine Kollegen des gehobenen Dienstes.
Er schenkte die drei Marken seiner jungen hübschen Tochter Marie, und diese zeigte voller Stolz ihren Großen Innendienst ihrem Freund Gottswald, der ebenfalls als junger Assistent bei der Post arbeitete, und zwar auf dem Postamt in Neuteich. Dort war er nicht als Faulenzer bekannt, sondern als gebürtiger Mielenzer. Den Ort Faulenz gibt es nämlich gar nicht. Jedenfalls nicht im Freistaat Danzig. Die vielen Faulenzer müssen eingewandert sein.
Herr Palschau, so hieß Maries Freund mit- Familiennamen, war bei dem Anblick begeistert und wollte nun, des Wertes der Marken eingedenk, Maries Großen Innendienst stempeln. Doch die wollte lieber, er bliebe ungebraucht.
Gottswald, trotz seiner Jugend bereits ein Filoutelist, sann nun darüber nach, wie er an Maries Innendienst herankommen könnte. Er dachte: Wenn ich mit der hübschen Jungfer Hochzeit mache, kann es doch nicht die Hölle auf Erden werden. Und so warb er um Marie und wurde erhört! So "hingen" schon bald Fräulein Marie Nau und Herr Gottswald Palschau im Aufgebotskasten beim Standesamt Neuteich. E r sang: Wenn ich Marien sec, tut mir das Herz so weh; s i e sang: Balde, ach balde, bin ich die Frau vom Gottswalde.
So trafen sich Gottswald und Marie, wo und wie immer es ging, und an ganz verschiedenen Orten: Sie saßen stundenlang auf dem Lamenstein oder auf dem hohen Stein und genossen den Bergtrieden, sie trafen sich auf der Heubude und im Bodenwinkel.
Schlau wie ein Fuchs vermied Gottswald weitere Gespräche in Sachen Innendienst, man schmiedete bereits Einzelheiten der Trauung: Wollte man sich in der Neukirche des Heiligen St. Albrecht trauen lassen oder in der nicht minder schönen Kirchedes St. Angenwalde? Sollte man im Landauer fahren - Pferde gab es genug im Stutenhof - oder auf einem zünftigen Bauernwagen, der werktags immer an der Weichselmündung entlangfuhr?
Und wer traut die beiden? Natürlich der Pfarrer von Trautenau, der sich für seine Predigt bereits den schönen Spruch "Ohra et labora" zurechtgelegt hatte. Leider war das von Gottswald gewünschte Lied für die Orgelunpassend: Es graust ein Ruf wie Donnerhall - ebenso ktnnte auch der Wunsch von Marie nicht erfüllt werden, die gern gehört hätte: Es war in Schöneberg, im Monat Mai ...
Nun drehte es sich um die Einladungen. Wen sollte man. einladen? Bald war man einig: Den Fischer Babke, den Meister Swalde, den schiefen Horst, die alte Münsterberg. Auch ein Freund von. Gottswald, ein gewisser Werner Storf; sollte kommen; der fragte sogleich anzüglich zurück, ob denn die Braut wenigstens einen anständigen Strippautease aufs Parkett legen würde. Doch bekam Werner für seine Frechheit ganz geschwinds Hinterfeld gezeigt und wurde wieder ausgeladen.
Man besprach das Festessen: Eine Kriefkohlsuppe mit Einlage, Wildsau -und Liessaubraten, Würstenauflauf, Käsemarkklößchen.
Es wurde eine Geshlenkliste ausgearbeitet und rundum gereicht. Oh, die beiden waren recht bescheiden und wünschten sich nur billige Sachen
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Arge Danzig, Rundschreiben 123, Seite 1.
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Added: 02/11/2015
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