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Karl Kniep           Goerdelerstr. 15                 D 6200 Wiesbaden

Datum des Poststempels     "Prüfsendungen"

Verehrter Philatelist,

im Juli 1981 ist der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Danzig-und Danzig- Prüfer, Herr Gerhard Schüler, verstorben. Das bedeutet für mich als nunmehr einzigen Danzig-Prüfer einige Umstellungen.

Wie ich gelegentlichen Äußerungen entnehmen kann, bestehen zum Teil recht unklare Vorstellungen über vieles, was mit dem Prüfen zusammenhängt. Gestatten Sie daher einige Grundsatzausführungen.

Zur Person
Es gibt Prüfer, die gleichzeitig im Fachhandel; also im Briefmarkengeschäft, voll berufstätig sind. Bei den meisten Prüfern ist jedoch diese glückliche Kombination nicht gegeben.

Ich bin von Beruf Versicherungsangestellter-und muß meinen Acht-Stunden-Tag in der Mathematischen Abteilung ableisten. Mein Chef würde mit Recht böse werden, wenn ich unausgeschlafen zum Dienst käme oder während der Dienstzeit wegen Briefmarken telefoniere. Das sind meine Grenzen.

Herr Schüler hat im Jahresschnitt etwa 500 Prüfsendungen erhalten gegen meine etwa 170 Sendungen Hierfür brauchte ich aber einen vollen Monat Büroarbeit, und zwar ohne Pausen, während Herr Schüler Pensionär war. Ein zusätzlicher voller Arbeitsmonat reicht als "Nebenberuf".

Da mit meinem Hauptberuf auch Dienstreisen verbunden sind, bin ich mit Urlaub und Kuraufenthalt etwa ein Viertel des Jahres für das "Hobby" als Prüfer nicht ansprechbar. - Schließlich bin ich auch Philatelist und habe eine bescheidene Danzig-Sammlung, die ich pflegen möchte.

Habe ich bis Juli 1981 von den etwa 170 Prüfsendungen keins einzige abgewiesen, so muß ich nunmehr etwa 400 bis 500 Sendungen pro Jahr abweisen. Jedoch kann jeder Einsender dazu beitragen unnötige Prüfsendungen zu vermeiden. Hierüber später.

Ich nehme nun keinen Einschreib- oder Wertbrief an, zu dessen Hersendung ich nicht mein Einverständnis gegeben habe. Ich beantworte auch keine Anfragen ohne Freiumschlag (Rückporto allein genügt nicht - auch Briefumschläge kosten Geld und wollen ausgeschrieben sein).

Nicht nur seit heute muß man sich überall im täglichen Leben anmelden und um einen Termin nachfragen, egal, ob man einen Handwerker in die Wohnung bestellen will oder zur Vorsorgeuntersuchung gehen will. Ich finde es daher ziemlich unpassend, jemand irgend etwas ins Haus zu schikken, ohne zu wissen, ob der Empfänger überhaupt anwesend ist. Wenn man dann noch im Anschreiben Bemerkungen anbringt, wie "Rücksendung-bis zum Wochenende, sonst erst in zwei Monaten", dann bürdet man dem Empfänger noch Terminsachen auf. Und was soll geschehen, wenn der Empfänger kurz vor Ablauf der zwei Monate selbst in Urlaub geht?

Auch das Verfassen dieser Zeilen hat viele Arbeitsstunden gekostet, abgesehen yvon den Vervielfältigungskosten. Wenn sie davon etwas profitieren können und mir die Arbeit erleichtern, ist es für mich schon viel wert.

Zur Erheiterung zwei wahre Geschichten, die mir passierten: Ein Brief kam an, der Absender fragte, ob ich in den letzten Jahren zwei blaue Mauritius angeboten.bekommen habe. Absender hatte seinem Schwager vor zehn Jahren zwei blaue Mauritius gegeben, und der Kerl hat min gebaut, wo hat er das Geld her als von den beiden blauen Mauritius!?

Das andere war eine telefonische Anfrage: "Haben Sie schon die Nr. 463 mit dem roten Punkt in der Stern? Die steht ja gar nicht im Katalog. Wie selten ist die denn?" - Ichfragte zurück, ob es sich um Brasilien oder Japan Nr. 463 handeln würde. "Na, Bund natürlich - Sie sind doch Prüfer!" --- "Ach so - Danzig - wo liegt denn das?"

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Arge Danzig, Rundschreiben 113,  Seite 1.


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Added: 08/12/2015
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