>> >> >> Beilage zum Rundschreiben Nr. 111
Auf die Victoria-Schule kamen wir über die zur Zeit laufende Fernseh-Coproduktion "Narben", in der ja gerade diese Schule mit bitterem Nachgeschmack erwähnt und auch gezeigt wird.
Herr Runge berichtete, er sei vom Fernsehen wegen dieser Serie als Zeitperson um Beratung gebeten worden. - Kleine Begebenheit am Rande: Auf dem gleichen Schiff, mit dem Herr Dowig voriges Jahr nach Danzig wollte (und nicht an Land durfte), waren auch Teile des deutschen Fernsehteams. Das Team mußte möglichst unbemerkt an Land gehievt werden.
Meine - damals fünfzehnjährige - "Zeitperson" wurde am 1.9.1939 durch den Kanonendonner der "Schleswig-Holstein" geweckt. Als ich wenige Minuten später kurzhosig die Straße betrat, waren Zivilisten und Uniformierte auf dem Weg zum Haupteingang der alten Kaserne im Heeresanger in Langfuhr. Wir wohnten Heeresanger 6, uns gegenüber Pfarrer Hecht von der Christuskirche (in der Forster, unser Gauleiter, getraut worden war), gleich neben Pfarrer Hecht begannen dann die übrigen Kasernengebäude, die überwiegend von Polen bewohnt waren. Wir Außenstehende hörten Dauerfeuer (Maschinenpistolen?) und auch Einzelfeuer. Dann wurden von der SS-Heimwehr Polen herausgeführt, teils nicht vollständig bekleidet.
Jemand drohte einem Polen mit der Faust unter der Nase; jemand trat einem Polen in den Hintern, daß er stolperte (die Männer mußten mit im Genick gefalteten Händen gehen); jemand riß einem Polen die Eisen-bahnermütze vom Kopf. - "Frauen und Kinder schlagen wir nicht - wir sind ja anständige Deutsche!" erklärte eine Frau - was sie jedoch nicht hinderte, eine polnische Frau mit einem Baby auf dem Arm anzuspucken. - So erlebte ich den Kriegsausbruch.
In Braunschweig sprachen wir auch am nächsten Tag über die Problematik unserer Heiffiat. - Doch zurück zum Samstagabend in Braunschweig: Herr Deinert hatte zwischendurch die Ergebnisse der Jury bekanntgegeben. Gegen Mitternacht lösten wir uns auf.
Am Sonntag eröffnete Herr Schüler mit launigen Worten unsere "Arbeitstagung". Wir waren zeitweilig 10 Herren gleichzeitig anwesend, insgesamt waren jedoch am 9. und/oder 10. Mai in Braunschweig anwesend die Herren Bardischewski, Deinert, Gerth, Kniep, Köves, Kwittner, Martin, Dr. Marx, Pauli, Runge, Schaffanekt Schrumpf und Schüler.
Nehmen Sie die Bezeichnung "Arbeitstagung" für unser Arge-Treffen nicht zu wörtlich. Es fanden keine Dauervorträge oder Dia-Vorführungen statt. Ohnehin ist es problematisch, wenn 7 Leute gleichzeitig ein Album betrachten wollen. - Vielmehr wurde am großen Tisch kreuz und quer gesprochen, geplaudert, Erfahrungserlebnisse ausgetauscht, mitgebrachtes Material betrachtet. Zwischendurch besuchte man die Ausstellung, die Händler, ging essen, zum Sonderpostamt, begrüßte sonstige Bekannte.
Das Angebot der Händler bestand zusammen aus schätzungsweise, 2 to Material und enthielt auch einiges an Danzig (etwa 52 g). Wir fanden diese 52 g trotzdem und dann auch noch reichlich teuer.
Kurz nach 17 Uhr war dann "Feierabend". - Für die Teilnehmer hat es viel Neues gegeben, jeder hat etwas dazugelernt, jeder war begeistert und freut sich auf das nächste Treffen im Mai 1982 in Nürnberg mit hoffentlich dem gleichen schönen Wettert wie es in Braunschweig war.
Wir Braunschweiger Teilnehmer waren einig (andere Herren, mit denen ich bereits sprach, ebenfalls), uns nun jedes Jahr einmal im Mai zu treffen, jedoch nicht am Muttertag.
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Arge Danzig, Rundschreiben 111, 11. Mai 1981, Seite 590.
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Added: 09/12/2015
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