>> Kurzer Abriss über die Entstehung und Entwicklung der Briefmarke
der Freimarke bis in das 17. Jahrhundert zurück. Schon Ludwig XIV. erteilte im Jahre 1653 dem Maitre des requetes (Staatsrat) das Recht, in den verschiedenen Stadtteilen von Paris Briefkasten aufzustellen und die eingelegten, an Einwohner der Stadt selbst gerichteten Briefe gegen eine Gebühr von 1 Sou bestellen zu. lassen: Diesen Sendungen musste der Absender ein sbillet de port paye" — ein nur etwas umständlicher Ausdruck für unsere heutigen Freimarken — beigeben, das an bestimmten Stellen gekauft werden konnte, eine Bescheinigung über die Gebührenzahlung darstellte und den Auflieferungstag enthalten musste. Die neue Einrichtung trat am 8. August 1653 ins Leben. Leider hielten sich diese „billets" nur wenige Jahre; ein Jahrhundert später war dieser Stadtpostdienst völlig in Vergessenheit geraten und mit ihm die erste Anwendung der Postfreimarke.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam die kleine, aber gut eingerichtete Postverwaltung des Königreichs Sardinien wieder auf den Gedanken, das zur Entrichtung der Postgefälle so einfache und bequeme Verfahren der Postwertzeichen in Anwendung zu bringen. Sardinien gab im Jahre 1819 kleine gestempelte Papierbogen „Carta postale bollata" zu 10, 25 und 50 Centesimi heraus, die der Absender als Briefumschlag benutzte. Auch die Lebensdauer dieser Wertzeichen — sie waren nur bis 1836 im Gebrauch —währte nicht lange, weil ihnen die Einfachheit der Handhabung fehlte.
Bald darauf schlug in England Charles Kright vor, für die Versendung von Zeitungen Umschläge mit dem Taxstempel von 1 Penny zu verkaufen. Rowland Hill brachte diesen Gedanken bei der grossen englischen Postreform im Jahre 1840 mit der Einführung des „Penny-Porto-Systems" zur Verwirklichung, so dass man ihn oft, wie eingangs erwähnt, als Erfinder der Briefmarke anspricht. Das Verdienst, aufklebbare Marken erfunden zu haben, gebührt vielmehr dem Buchhändler James Chalmers, der im Jahre 1837 einen vollkommenen ausgearbeiteten Vorschlag unter Beifügung von Probestücken gummierter Freimarken dem britischen Schatzamte vorlegte. Man gab zunächst in England Briefumschläge mit aufgestempelten Werten zu 1 Penny in Schwarzdruck und zu 2 Pence in Blaudruck heraus. Diese Umschläge kann man vielleicht als Urahnen unserer Kartenbriefe ansehen. Am 6. Mai 1840 wurden die eigentlichen von Chalmers erfundenen Klebebriefmarken zu 1 Penny und 2 Pence mit dem Bilde der Queen in braunem und blauem Kupferdruck verausgabt. Die Einführung der neuen Wertzeichen geschah vorerst unter Verantwortlichkeit des englischen Schatzministers. Vom englischen Parlament wurde die Neueinrichtung erst durch Gesetz vom 10. August 1840 bestätigt Keineswegs bürgerte sich die Ein-richtung der Briefmarken rasch ein. Im Jahre 1850 waren z. B. von allen in England eingelieferten Briefen nur etwa 50 v. H. mit Wertzeichen freigemacht, 46 v. H. wurden gegen bare Bezahlung, 4 v. H. nichtfrei gemacht aufgeliefert. Erwähnt darf hierbei werden, dass die ersten Briefmarken vom Bogen abgeschnitten werden mussten. Erst 1847 wurde vom Irländer Archez die Durchlochungsmaschine erfunden, die die englische Postverwaltung im Jahre 1850 für 8000 Mk. erwarb.
Dem Beispiele Englands folgend, führten nun nach und nach alle Länder der Erde Briefmarken ein, zunächst 1843 Brasilien, Genf und Zürich, dann 1845 Finnland und Basel, 1846 die Vereinigten Staaten von Nordamerika, 1848 Russland, 1849 Frankreich und Belgien, 1850 Spanien, Oesterreich, Schweiz, 1851 Dänemark, 1852 Luxemburg, Niederland,
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 30.
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Added: 17/02/2016
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