>> Irrtümer auf Briefmarken
Die Vereinigten Staaten haben sich auch sonst noch ein paar unfreiwillig komische philatelistische Irrtümer geleistet, die mit Absicht kaum so hübsch gelungen wären. Eine Marke, mit der im Jahre 1925 an die erste Landung norwegischer Auswanderer erinnert werden sollte, zeigt ein altes Wikingerschiff, auf dem lustig die heutige Flagge der Vereinigten Staaten mit den Sternen und Streifen weht! Ferner ist bei den berühmten Kolumbus-Marken von 1893 auf dem 1-Cent-Wert die Szene dargestellt, wie vom Schiff aus zuerst das Land gesichtet wird. Wir erblicken da einen völlig glattrasierten Kolumbus, während er auf der 2-Cents-Marke bei der glücklichen Landung, die doch höchstens ein paar Stunden später erfolgte, einen stattlichen Vollbart trägt .. Man könnte daraus schliessen, dass das Erleben grosser historischer Momente ein wirksames Haarwuchsmittel zu sein scheint!
Ein hübsches Beispiel dafür, dass man sich bei der Illustrierung der Weltgeschichte nur zu leicht vergaloppieren kann, lieferte 1903 auch die Postverwaltung der englischen Inselgruppe St. Kitts-Nevis in Westindien. Dort erschienen Briefmarken, auf denen Kolumbus die Küste vergnügt durch ein ausziehbares — Fernrohr betrachtet, eine Erfindung, die erst mehr als 100 Jahre später gemacht wurde! Um diesen blamablen postalischen Schnitzer zu vertuschen, wurde nachträglich die dürftige Ausrede erfunden, es solle sich bei dem Dargestellten um einen später lebenden englischen Kolonisator handeln. Einen sozusagen schliesstechnischen Irrtum kennt man von den Briefmarken der Schweiz mit dem kleinen Sohn Wilhelm Teils, der in der einen Hand den pfeildurchbohrten Apfel trägt und mit der anderen des Vaters gewaltige Armbrust festhält. Bei dieser Waffe war auf der ersten Markenausgabe die Bogensehne falsch, d. h. unter dem Lauf liegend, gezeichnet, was erst später auf einer neuen Druckplatte berichtigt wurde. Hätte sich Tell einer so mangelhaft konstruierten Waffe bedient, dann wäre der berühmte Apfelschuss wahrscheinlich erheblich „vorbeigelungen".
Ein drolliges Versehen, das eigentlich in das Reich der Astronomie gehört, ist auf den ersten Marken der Tschechoslowakei vorgekommen. Sie zeigten bekanntlich eine Ansicht des Hradschin, der Prager Burg, mit der aufgehenden Sonne dahinter. Dieses Freiheitssymbol wurde auf späteren Ausgaben verschämt wieder fortgelassen, weil man endlich darauf gekommen war, dass die Sonne an dieser Stelle überhaupt nicht aufgehen kann, sondern — untergeht! Also kein sonderlich geeignetes Sinnbild für eine junge, freiheitsstolze Nation.
Aus der bösen Inflationszeit her erinnert man sich wohl noch der deutschen Marken mit der Bergarbeitergruppe, die irrtümlich so gezeichnet war, dass der kniende Bergmann seinen Hammer mit der linken Hand schwang. Erst nach zwei Jahren wurde dem unbeholfenen Linkshänder die richtige Haltung beigebracht und zu diesem Zweck die gleiche Darstellung wie im Spiegelbild umgedreht. Bekannt ist ferner der sozusagen landwirtschaftliche Irrtum auf den Marken Frankreichs, auf denen nun schon 26 Jahre lang die Säerin verzweifelt gegen den Wind sät, der ihr Haar und Kleid nach rückwärts bläst. Originell wirkt auch die anscheinend nicht ganz fertig gewordene Zeichnung der dänischen Flugpostmarken von 1925; wohl vor Schreck über das über ihn hinwegbrausende Flugzeug hat der pflügende Bauer seinen Pferden die Zügel abgerissen, die nun frei in der Luft schweben. Die Szene erinnert an eine
>> >>
Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 41.
Hits: 2810
Added: 18/02/2016
Copyright: 2024 Danzig.org